Bei Alexander denken wir wohl alle an den Kinofilm der ja bereits läuft und auch daran, dass dieses Spiel sozusagen eine "offizielle" Begleiterscheinung ist. Nun, die Begleiterscheinung mag stimmen doch offiziell ist sie ganz und gar nicht. Um euch nicht vorweg schon zu verwirren: Es gibt zwei Spiele namens Alexander. Ein RTS im Stil von Cossacks und ein RPG. Heute gehts mal ausschließlich um das RPG von Koch Media.
Koch Media ist uns wohl allen durch Bestseller wie z.B. Gartenprofi 3D oder Blitztraining PowerPoint XP bekannt und publisht auch einige wirklich bekannte Spiele die in Österreich über JoWooD laufen. Auf gut Deutsch kennt also kein Mensch die Spiele von Koch Media und der Rest ist eher für’s Media Markt Sonderangebotsregal. Genau aufgrund dieser unwissenden Überlegungen habe ich zuerst Alexander als trashige und unnötige Begleiterscheinung zum Film zur Erhöhung der Umsatzzahlen durch elterliche Inkompetenz gehalten (Was kaufen wir dem Kleinen zu Weihnachten? Ja, das schaut aber gut aus, das nehmen wir mit!). Nun, ich kann euch sagen, dass ihr niemals so voreingenommen sein solltet wie ich!
Sobald ihr die Installation abgeschlossen habt erwartet euch ein schmuckes 3D-Menü in dem ihr eure üblichen Auswahlen treffen könnt während sich im Hintergrund ein paar Kerle gegenseitig vermöbeln. Der Singleplayerpart beschäftigt mich in diesem Fall natürlich am meisten.
Obwohl ihr keinen Helden "selber machen" könnt und eine Sprachausgabe nicht existiert fühlt man sich in Alexander: Die Stunde der Helden als alter RPG-Fan auf der Stelle heimisch. Ihr bewegt euch auf einer Art Karte die von der Grafik und dem Mini-Radar her an Spellforce errinnert. Mitnehmen könnt ihr je nach Mission eure drei Helden und ein paar Soldaten die euch ein wenig im Kampf unterstützen werden.
Die drei Helden die ihr meistens steuern könnt, Ekhedem, Megales und Bilkidi (<- weiblich und knapp bekleidet!) sind zwar vom Aussehen und Namen her vorgegeben, die richtigen Skills könnt ihr ihnen aber selbst nach eigenem Ermessen mit Erreichen einer neuen Stufe geben. Die Werte unterscheiden sich prinzipiell nicht allzu sehr von anderen RPGs (Intelligenz, Stärke usw.), allerdings gibt es noch zusätzliche Fertigkeiten zu erlangen die bei jedem Helden individuell sind. So könnt ihr z.B. Megales den Herkuleslauf beibringen mit dem derselbe in einer Art Amoklauf sämtliche Gegner im Weg über den Haufen rennt oder Ekhedem mit dem Skill Doppeldiskus ausstatten mit dem er alle Gegner in Reichweite aufschlitzen kann. Natürlich gibt es noch viele andere Möglichkeiten und je höher ihr die Skills aufwertet umso effizienter werden sie natürlich auch.
Was Alexander von vielen anderen Spielen abhebt sind ein paar nette Features wie beispielsweise, dass ihr herrenlose Pferde mit euren Helden einfach so besteigen und sodann mit euren neuen Weggefährten den Gegner einfach niedertrampeln könnt. Gleiches gilt allerdings auch für berittene Gegner die auf euch zukommen. Von Diablo 2 wisst ihr vermutlich auch noch das es oft vorkommt, dass ein ermordeter Gegner sein Zeug am Boden verstreut, welches ihr dann aufsammeln und selber verwenden oder verscherbeln könnt. Auch hier gibt es eine gewaltige Zahl aller möglichen Items die ihr in der Welt von Alexander finden und verwenden könnt. Ebenfalls gut gelöst wurde das Problem mit den Specialmoves wie dem oben beschriebenen Herkuleslauf. Um diese im Kampfgetümmel wirkungsvoll einsetzen zu können reicht es, kurz auf die Leertaste zu Hämmern und sofort friert das Spielgeschehen ein und ihr könnt genau planen was eure Helden als Nächstes von euch zu tun bekommen.
Zwischen den Missionen könnt ihr immer auswählen, wen ihr in die Schlacht mitnehmen wollt und habt gleichzeitig auch die einzige Möglichkeit erbeutete Gegenstände einzulagern oder zu beim Händler zu verkaufen. Natürlich könnt ihr auch mal nachsehen ob derselbe ein paar nette Äxte für euch auf Lager hat und diese bei Bedarf zu horrenden Preisen kaufen.
Die Story ist an das reale Geschehen in der Zeit Alexanders des Großen angelehnt und eure drei Helden sind sozusagen seine treuesten Recken. Manchmal kommt ihr auch zu der unglaublichen Ehre Alexander selbst steuern zu dürfen, der aber im späteren Spielverlauf im Vergleich zu euren Killermaschinen wie ein lächerlicher Asthma-Pimp erscheint.
Die Grafik ist zeitgemäß in 3D gehalten aber nicht besonders spektakulär. Trotzdem erfüllt sie ihren Zweck gut und die Engine erlaubt auch stufenloses Zoomen und Schwenken der Ansicht. Die Musikuntermalung ist gut gelungen, leidet aber teilweise an einigen Bugs. Vielleicht wird das Phänomen, dass man nach dem Laden eines Spiels immer den selben Track hört, mit einem Patch behoben. Sprachausgabe gibt es keine. Ehrlich gesagt ist es mir aber immerhin lieber keine Sprachausgabe zu haben als mir von einer lächerlichen Synchronisation die Gehörgänge ruinieren zu lassen.
Etwas lästig ist die hakelige Steuerung. Oft müsst ihr euch einen Wolf klicken um die gewünschte Spielfigur endlich anwählen zu können. Da ist es am Vernünftigsten einfach eine Gruppe (STRG+Zahl) für jeden eurer Helden zu erstellen, damit ihr den gewünschten auch in Krisensituationen sofort anwählen zu können.
Alexander ist eine Art Kombination aus Diablo 2 und Spellforce – oder kommt das nur mir so vor? Irgendwie hatten wir alle Features schon in anderen Spielen besser aber irgendwo ist genau die Kombination aller möglichen Features das, was Alexander gut macht. Natürlich fehlen für heutige Spiele essentielle Dinge wie zum Beispiel eine vernünftige Sprachausgabe und ein paar Bugs ärgern den Spieler zeitweilig auch, aber es gibt auch viel Positives zu berichten. Durch die große Menge an Waffen und anderen Utensilien verfällt man, wie schon bei Diablo 2, einem Jäger- und Sammlertrieb welcher schon für sich reicht um den Spieler voranzutreiben. Zusätzlich sorgen noch unterhaltsame und abwechslungsreiche Quests für ordentlich Spielspaß.
Leider sind wir ja schon in der Nachweihnachtszeit und für eine Empfehlung ist es wohl etwas zu spät aber vielleicht möchte ja jemand Barbie Explorer gegen ein brauchbares RPG umtauschen gehen? In diesem Falle sei euch Alexander wärmstens empfohlen. Da es zwei verschiedene Spiele namens Alexander gibt achtet aber bitte auf den Untertitel ‚Die Stunde der Helden‘ der deutlich Sichtbar auf der Packung zu sehen ist.