Die Panzer rollen schon wieder

Es soll doch tatsächlich noch Entwickler geben, die sich an dem WW2 Szenario immer noch nicht satt gesehen haben. Nival Interactive gehört auf jeden Fall dazu. So spielt auch der Nachfolger zum erfolgreichen RTS-Game Blitzkrieg wieder im Zweiten Weltkrieg. Nun ist der Sprung ins 3D-Zeitalter geschafft und einige sinnvolle Verbesserungen in Sachen Spielmechanik und Umfang vorgenommen worden, dennoch läuft einem alten Kriegsveteranen viel Altbekanntes über den Weg.

Vorneweg kann man gleich sagen: Blitzkrieg 2 ist nochmals ein gutes Stück abwechslungsreicher und umfangreicher geworden. Neben der deutschen Kampagne kann man nun auch die USA und die UDSSR spielen. Die drei eigentlichen Hauptakteure des 2. Weltrkieges sind also versammelt. In der deutschen Kampagne findet man sich zu Beginn des Krieges wieder. Sie reicht vom Feldzug gegen Frankreich bis hin zur Entsendung des Afrika Korps (1939-1942). Hauptschlachtfelder sind im europäischen Raum und Nord-Afrika angesiedelt. Die Missionen hängen inhaltlich zusammen.

Die russische Kampagne befasst sich mit der großen Winteroffensive, die sich gegen Deutschland richtet. Schlachtfelder sind hier vornehmlich die russischen Winterlandschaften, aber auch Deutschland. Zu guter Letzt, die amerikanische Kampagne, welche ausgehend vom Kriegseintritt der USA durch den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor ausgelöst wurde. Schauplätze der Auseinandersetzungen sind die hübsch anzusehenden Pazifikinseln. Jeder Einsatz führt dich quasi in eine komplett andere Spielwelt. Das sorgt für Motivation und die nötige Abwechslung, die zum Weiterspielen animiert.

Die Missionen der USA spielen größtenteils in einer wundervollen Welt der Pazifikinseln. Hellblaues Wasser, wiegende Palmen und Hütten aus Palmwedel, sorgen für ein ordentliches Ambiente und stellen einen angenehmen Kontrast zur Kampagne der Deutschen da. Die russische Kampagne findet hauptsächlich in verschneiten Schauplätzen statt. Der Höhepunkt dort ist der Häuserkampf in Berlin.

Ein sicherlich zentraler Punkt in Blitzkrieg 2 ist die runderneuerte Optik. Die Entwickler haben auf die so genannte "Enigma" 3D Engine gesetzt. Diese hat zwar schon ein paar Tage auf dem Buckel, sieht in den Schlachten besonders in Punkto Effekten aber richtig Klasse aus. Viele kleine Details wie wedelnde Palmen, grasende Kühe und Schweine oder Wäsche auf der Wäscheleine beleben die Spielwelt. Beeindruckend ist es außerdem wenn mächtige Panzer ungestört komplette Baumformationen niederwalzen. Im rein optischen Vergleich zu Spielen wie Codename Panzers: Phase Two zieht Blitzkrieg 2 allerdings den Kürzeren.

Bei vielen Einheiten auf dem Screen und Luftangriffen kommt es manchmal zu kleineren Einbrüchen der Framerate, was den Spielfluß allerdings nicht weiter beeinträchtigt. Die Zoomfunktion ist leider überraschend nutzlos. Man kann weder richtig raus- noch reinzoomen. Selbst wenn ich so weit wie möglich rausgezoomt habe, bekomme ich kaum genügend Übersicht über das Schlachtfeld um ohne Mini-Map auszukommen. Und auch in der nahesten Zoomstufe muss ich noch mit der Lupe nach den fitzeligen Infanteristen suchen.

Sehr lobenswert ist übrigens die Zugabe eines richtig guten Leveleditors. Das feine Stück ist schon fast ein Profitool. Mit all seinen Möglichkeiten und Werkzeugen lassen sich komplexe Missionen erstellen, allerdings nur wenn man den Preis einer relativ langen Einarbeitungszeit zahlen möchte. Die Entwickler lassen einen aber nicht im Regen stehen – Ein gut 100 Seiten starkes, bebildertes Editor-Handbuch leistet einem gute Dienste.

Blitzkrieg 2 fährt auch in Sache Einheitentypen große Geschütze auf. Knapp 300 verschiedene Einheiten stehen dir zur Auswahl. Die im Spiel enthaltene Enzyklopädie erklärt sämtliche Vehikel, wichtige Details wie Kampfwerte im Spiel bleibt sie jedoch schuldig. Ressourcenmanagement gibt es traditioneller Weise nicht, dafür darfst du während einer Mission Verstärkung anfordern – welche Truppentypen und wie oft, hängt von der gewählten Karte ab. Anfangs wird einem der Einstieg ins Spiel mit 4 Tutorials näher gebracht. Das klappt dank der klar verständlichen Schritt-für-Schritt Anweisungen auch recht gut.

Sämtliche Einheiten sammeln in den Schlachten Erfahrung. Die kommt allerdings nicht einzelnen Panzern zugute, sondern dem Kommandanten der Waffengattung. Falls du also besonders oft mit Infanteristen unterwegs bist, lernt der Anführer dazu und steigt in vier Stufen auf. Dadurch beherrschen die Männer Tricks wie gebündelte Granaten oder können Schützengräben ziehen, um sich darin zu verschanzen. Das ähnelt ein wenig dem Heldensystem bei Titeln wie Warcraft 3.

In Sachen Multiplayer hat sich einiges getan. So stellt Nival nun einen eigenen Server für Gefechte mit bis zu 8 Teilnehmern zur Verfügung. Man erstellt sich ganz einfach Ingame seinen Account und ist wenige Sekunden später bereit zum Loslegen. Inzwischen gibt es sogar eine richtige Ladder. In einer Statistik kann man dann nochmals alle Daten vergangener Online-Schlachten abrufen. Zum Spielen kann zwischen dem "Freien Spiel" und dem "Ladder Spiel" ausgewählt werden. In meiner Testzeit war der Server allerdings weitgehend leer, es war schwer einen geeigneten Partner zum Spielen zu finden. Wer über kein Internet verfügt, darf natürlich auch über Netzwerk Spaß haben.

Den E-Sports betreffend scheint das Spiel übrigens durchaus Potential zu haben. So hat die recht große und bekannte Giga-Liga vor einer Woche eine Blitzkrieg 2 Ladder eröffnet. Auf den Erstplatzierten wartet immerhin ein nagelneuer I-Pod Nano. Das Missionsdesign selbst kann über weite Strecken leider nicht so ganz überzeugen. Meistens gibt es nur ein Missionsziel und Verzweigungen oder gar Nebenquests fehlen völlig. Die vom Hersteller gepriesenen alternativen Lösungswege beschränken sich auf die Wahl, die westliche oder die östliche Brücke zu nehmen.

Die KI macht bisweilen einen durchwachsenen Eindruck. Besondere Taktiken scheint sie nämlich nicht zu beherrschen. In den Missionen erlebt man meist recht tumbe offensiv Scharmützel oder starr eingemauerte Defensiv-Arbeit. Auch zeigen die eigenen Mannen bei der Wegfindung Schwächen.

Blitzkrieg 2 ist alles in allem ein ziemlich überzeugendes Strategiespiel mit vielen Höhen aber auch einigen Tiefen. So nervt mich langsam aber sicher die Einfallslosigkeit der Entwickler was die Szenarien angeht. Es ist zwar durchaus löblich das man nun auch mal in die tropische Welt des Pazifiks versetzt wird, dennoch spielt der ganze Konflikt im immer gleichen Szenario. Es gibt und gab doch traurigerweise genug Kriege auf der ganzen Welt, die man als Vorlage hätte nehmen können. Die neue 3D-Grafik sieht jedenfalls gut aus und überzeugt in Punkto Effekten und Detailreichtum. Auch die Enzyklopädie ist informativ, hätte aber mit Kampfwerten aufgestockt werden können. Letztendlich kann man sich dem süchtigmachenden Spielprinzip durch Neuerungen wie den Kommandeuren kaum entziehen. Und so bleibt Blitzkrieg 2 immer noch ein Titel der sich mehr an die Hardcore-Strategen denn an den Gelegenheitsspieler wendet – und das ist auch gut so. Jeder, der den Vorgänger mochte und genug von dem ständigen Basenbau-Allerlei, hat kann bedenkenlos zugreifen. Vorrausgesetzt, er hat sich noch immer nicht am WW2-Szenario satt gesehen …

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