Neues Gewand, sechs Jahre verstrichen, aber die Story hat sich schon mal nicht großartig geändert. Ihr seid wieder mal beauftragt, um einen besonderen Gegenstand, wie soll ich das nun ausdrücken? Ich sage einfach mal zu "entwenden". Dieses mal treibt ihr euch im Auftrag der "Hüter" in kalten und finsteren Burgen, kleinen verdreckten und natürlich dunklen Gassen von Dörfern und seid immer auf der Suche nach diesem "besonderen Gegenstand". Was so besonders an diesem unglaublich "besonderem Gegenstand" ist? Das wird euch natürlich nicht verraten, denn warum sollte man einem Dieb sagen, warum ein solcher Gegenstand so wichtig für einen selber ist? Wäre schön blöd.
Aber natürlich seid ihr nicht ganz auf den Kopf gefallen und es stellt sich nachdem ihr dieses "Etwas" überreicht habt heraus, welche Bedeutung es hat. Neugierig, wie ein Dieb nunmal ist, wollt ihr mehr darüber wissen und macht euch auf die Suche nach Informationen. Viel mehr ist noch nicht von der Geschichte des dritten Teils der Thief – Reihe bekannt, aber eigentlich wollen wir ja auch nicht rumspoilern, von daher soll dieser kleine Einblick vollkommen ausreichen.
Ein tieferer Einblick wurde der Spielerwelt da schon in Sachen Gameplay und Neuerungen gegeben. Einiges hat sich getan, manches wurde nur modifiziert und andere Sachen einfach übernommen oder gar gestrichen. Die größte Veränderung, über die auch schon viel diskutiert wurde ist die neu eingebaute Third-Person-Perspektive, die das ganze nach Eigenaussage von Warren einfach cooler aussehen lassen soll. Auch soll die neue Kameraansicht eine größere Masse an Spielern ansprechen und wahrscheinlich dem neuen Stil, den beispielsweise auch Splinter Cell geht, der mehr auf Konsolen verbreitet ist, einfach zu übernehmen.
Aber keine Angst liebe Fans, wie ihr sicher schon alles wisst, könnt ihr einfach zwischen den Kameraperspektiven hin- und herswitchen. Bei manchen Aktionen wird auch automatisch in die First-Person-Ansicht gezoomt. Wenn ihr euren unverzichtbaren Bogen zückt dann werdet ihr dazu genötigt aus der Ego-Perspektive zu schießen. Warren Spector wurde auch nur dazu genötigt diese Perspektive auszutesten, sonst wäre sie wohl nie implementiert worden.
Denn Designer besaßen die Frechheit und bauten diesen Modus einfach ins Spiel ein und zwangen Warren im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Probespiel. Anscheinend hat es ihm gefallen. Aber ob der wahre Grund nicht eher der Einstieg ins Konsolengeschäft ist, da die Konsoleros unter euch ja wissen, dass es nicht ganz einfach ist in Ego-Perspektive mit dem Gamepad zu zocken, bleibt leider ungeklärt.
Auch im Action-Bereich des Spiels hat sich so einiges getan. Kämpfe sollen jetzt keine Todesurteile mehr sein, wenn man sich ihnen stellt. Allerdings ist Thief immer noch ein Stealth-Spiel und da geht es nun mal hauptsächlich ums Schleichen. Wenn ihr früher noch vor jedem Gegner der euch entdeckt hat wegrennen musstet, könnt ihr euch nun ein bis zwei Wachen schon stellen. Aber auch nicht zu oft, da natürlich die schwerbewaffneten Widersacher um einiges stärker sind als ihr. Schleichen ist also immer noch der bevorzugte Weg und oft womöglich auch einzige Weg.
Wer denkt, dass das ganze Rumgeschleiche in pure Eingeschränktheit ausartet und kein Fünkchen von Freiheit mehr besteht, der hat sich wohl getäuscht. Denn was wäre ein Spiel von Warren Spector ohne Freiheit? Wer schon einen Deus Ex-Teil gespielt hat in seinem Leben, der weiß bescheid. Ihr könnt soviel tun und euch entscheiden wie ihr wollt, hauptsache es ist gut überlegt und kann auch wirklich funktionieren. Natürlich sind die Möglichkeiten anders ausgelegt als in dem Sci-Fi-Shooter, aber ähneln sich trotzdem sehr.
Zu einer größeren Freiheit führen in erster Linie die "neuen" Missionen die außerhalb spielen. Hier macht ihr euch auch endlich auf zu alltäglichen Diebesbeschäftigungen. Taschendiebstahl gab es in den vorherigen Teilen noch gar nicht. Jetzt könnt ihr Kleinbürgern wie Adligen tief in die Tasche greifen und euch Geld für die weiteren Missionen zusammen klauen. Diese freie Tätigkeit gilt aber nicht als Mission, sondern lediglich als kleines Zwischengeplänkel und wie schon gesagt, als Aufbesserung eures Kontostandes.
Auf welche Weise ihr von Raum zu Raum, von Gasse zu Gasse, von Haus zu Haus kommt ist ebenfalls ganz euch überlassen. Erst den Wasserpfeil um das Licht zu dämmen und dann im dunklen zu verschwinden? Oder doch lieber einen Lärmpfeil in eine ganz andere Ecke schießen und dann ab durch die Mitte? Oder doch mit einem gezielten Schuss die allein stehende Wache ausschalten und dann ab in den nächsten Busch mit der Leiche?
Sicherlich gab es diese Kniffe auch schon in den vorherigen Teilen, diese wurden aber modifiziert und dazu noch erweitert und verbessert. Ein Punkt ist sicherlich dabei die neuen Waffen und auch die netten Moves die Garret jetzt auf dem Kasten hat.
Eine Blendgranate, bekannt aus diversen Ballerspielen, ist anscheinend auch für einen Dieb im Mittelalter keine Seltenheit mehr. Eine weitere, für diese Zeit unglaublich fortschrittliche, Erfindung ist das mechanische Auge, welches Räume für den Meisterdieb ausspioniert und somit euch schon vorher zeigen kann, was genau euch im nächsten Raum erwartet.
Garret ist natürlich immer noch kein Sam Fisher, aber auch er lernt dazu. Mit speziellen Handschuhen kann er nämlich im Spiel an Mauern herumklettern, und natürlich auch über sie hinaus. Ob es wohl ein paar Spiderman-Fans in den Reihen der Entwickler gibt? Dann natürlich kommen noch Standard-Moves von heute dazu, ob er an einer Wand lehnt, um Ecken lugt oder hangelt, ist eigentlich egal, alles sieht besonders aus der dritten Person wirklich klasse aus. Dank der fortgeschrittenen Technik ist heutzutage natürlich auch viel mehr möglich.
Dynamisches Licht und Schatten fallen direkt auf den ersten Blick auf. Diese Neuerung ist sicherlich nicht nur für die klasse Optik da, sondern bringt auch ein ganz neues Spielgefühl hervor. Jetzt müsst ihr noch mehr als vorher auf eueren Lichtmesser blicken, dass ein Lichtlein sich durch einen Windstoß in eure dunkle Ecke verirrt und somit eure Tarnung aufdeckt. Aber natürlich sieht es in erster Hinsicht klasse aus, wenn die Fackelnflammen sich zum Wind bewegen und auch beim Gehen nicht bloß still stehen, sondern mit jedem Schritt mitschwenken.
Auch die restliche Optik weiß zu überzeugen. Die Animationen von Garret und seinen Widersachern sind flüssig und stehen der harten Konkurrenz in nichts nach. Die knisternde Atmosphäre, wird durch schöne Bauten und bedrohlich wirkende Gänge sehr gut unterstützt.
Auch Soundtechnisch wurden noch einige Schüppen drauf gesetzt. So soll man neben spannender Musik zahlreiche Nebengeräusche eingebaut haben. Wachen unterhalten sich jetzt viel mehr als noch in vergangen Teilen. Deus Ex 2 oder Gothic ähnlich soll es dann in den Burgen zugehen.
Die Wachen reden entweder über alltägliche Dinge, wie Wetter oder wie es mit ihrer Frau zu Hause läuft. Dann gehen sie auch viel genauer auf die Geschehnisse im Spiel ein.
Keuchen nach einer langen erfolglosen Verfolgungsjagd gegen euch schwermütig rum oder geben genauesten ihre Verwunderung über nicht vorhersehbar erloschen Fackeln oder zerstörte Töpfe. Gerade hier soll der Spieler, auch wenn er seinen Gegner nicht sieht, genau wissen, was dieser gerade denkt, ob er resigniert und aufgibt oder ob ihr euch noch nicht hervorwagen solltet, weil dieser kampfbereit ist.
So vorsichtig wie ihr mit dem Licht umgehen sollt, genauso leise muss auch euer Streifzug von statten gehen. Denn die Bösewichte hören besser als je zuvor, wo sich etwas bewegt hat, wo einer tot umgefallen ist oder wo etwas zerbrochen wurde. Auch die Leichen müsst ihr sehr sorgfältig aus dem Weg räumen. Wer denkt, dass man diese einfach nur in den nächsten Busch oder in die nächste dunkle Ecke ziehen muss, der hat sich aber gewaltig geschnitten. Natürlich hinterlassen die gefallen Schergen auch den roten Lebenssaft, der weggewischt werden muss. Wie sich das allerdings mit der USK-Freigabe verträgt wissen wir noch nicht. Aber wir gehen davon aus, dass es wahrscheinlich eine Freigabe ab 16 geben wird, auch mit Blut.
Ich liebte es vor sechs Jahren mit Garret in Häuser einzubrechen und Dinge zu stehlen, Wachen auszuschalten und das alles noch möglichst leise. Ich freute mich wirklich, wie ein kleines Kind, ja damals war ich auch noch eins, darauf ins nächste dunkle Level zu kommen um dort weiter zuplündern. Herrlich. Wenn ich mir das so anschaue, so kommen wieder alte Gefühle in mir hoch. Auch wenn alles moderner geworden ist, ist doch immer noch der packende Charme erhalten. Mit den Neuerungen, der neuen Technik und dem weiter modifizierten freiem Handeln, sehe ich eigentlich kein wirkliches Problem darin, dass Thief 3 in Sachen Stealth ein richtiger Reißer wird. Natürlich darf man sich noch nicht zu früh freuen, aber fakt ist, dass sich die Neuerungen wirklich sehr konstruktiv fürs Gameplay anhören und sich hoffentlich auch so spielen werden. Ich als Fan freue mich schon sehr auf den Release, alle anderen dürfen sich auch auf ein hoffentlich sehr gutes Spiel freuen.
Ersteindruck: Sehr gut