Turok – was für ein Name! Damit verbinde ich tolle N64-Shooter mit dichter Story, ungewöhnlichen Waffen und gigantischen Riesenechsen, die uns das Leben des öfteren schwergemacht haben. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an den neuesten Turok-Teil, der scheinbar gar keiner sein will.
Denn direkt zu Beginn merken wir, dass unser jetziger Protagonist bis auf Namen und die indianische Herkunft nicht mehr viel mit dem alten Turok am Hut hat. Wir heißen nun Joseph Turok und waren früher Mitglied der Spezialeinheit „Wolfsrudel“ unter Anführerschaft eines Bösewichts namens Kane, der die Einheit mehr und mehr zu einer Bande Krimineller heruntergewirtschaftet hat. Als Turok endlich genug von diesem Saftladen hatte, stieg er aus und ist nun der Whiskey Company beigetreten, die Jagd auf Kane macht. Letzterer versteckt sich mit Turoks Ex-Einheit auf einem Urwaldplaneten, der ein gruseliges Geheimnis verbirgt. Ehe wir uns versehen steuern wir den Planeten im Landungsschiff an, werden von Kanes Männern angeschossen und stürzen ab. Ein Mitglied der Company stirbt und wir müssen uns nun vorerst alleine durch den dichten Dschungel schlagen und uns gegen das Wolfsrudel und eine Menge ungemütliche Urzeitechsen zur Wehr setzen. Durch das gesamte Spiel zieht sich das Ziel, Kane und seinen Mannen tüchtig die Meinung zu geigen. Leider ist an allen Ecken und Enden zu merken, dass der neue Turok einfach nicht mehr der Alte ist.
Es beginnt mit den schier endlosen Röhrenleveln. Spielerische Freiheiten haben wir kaum. Der durch Wände oder Gestrüpp vorgegebene Weg ist meistens auch der einzig mögliche. Nur im Inneren von Gebäuden herrscht etwas mehr architektonische Abwechslung. Leider sind den Designern hier anscheinend alle Farben bis auf Grau, Schwarz und Dunkelbraun ausgegangen. Es ist wirklich ein ziemlich trister Anblick, den man natürlich noch als gewollt abstempeln kann.
Ganz und gar ungewollt und willenlos muss allerdings das Speichersystem umgesetzt worden sein. Dass die Möglichkeit eines freien Speichervorgangs fehlt, möchte ich noch gar nicht zu sehr kritisieren, denn das ist man von Konsolenportierungen leider gewöhnt.
Richtig nervig ist allerdings die Verteilung der Checkpoints, nach denen automatisch gesichert wird. Oft gehen wir nur einige Schritte durch ein verlassenes Tal und bekommen mehrere Checkpoints serviert, jedoch nur um direkt darauf mehrere Gegenerhorden samt Endboss ohne einen solchen Speicherpunkt überleben zu müssen.
Insgesamt hatte ich einfach zu oft den Eindruck, dass man einen Shooter durch die Zutaten „bewährter Name“ und „Dinosaurier“ aufwerten wollte, dabei aber einige wesentliche Aspekte eines solchen Spiels außer Acht lies. Denn wenn der Story schon nach ein paar Stunden die Puste ausgeht, sollte man wenigstens bahnbrechende Action und tolle Präsentation abliefern. Aber auch das ist den Entwicklern leider nicht gelungen. Die Schreck-Momente wirken zum Beispiel lieblos aufgesetzt. Kein einziges Mal habe ich mich wirklich erschreckt. Die grafische Gestaltung ist zwar insgesamt in Ordnung, reicht aber eben vorne und hinten nicht, um die Mängel des Spiels zu kaschieren.
Etwas Auflockerung bringen immerhin die Bosskämpfe. Mal müssen wir uns mit einem T-Rex herumschlagen, mal mit einer Schlangenkreatur, die uns aus ihrem Teich Tentakel und Steine entgegenwirft.
Doch was nützen mir diese lichten Momente im Spiel, wenn ich mir die Finger verknoten muss, um eine Granate zu werfen? Tastaturbelegung umstellen? Geht nicht! Ich weiß nicht, ob es den Entwicklern aufgefallen ist: Die Tastatur etwas mehr Knöpfe als ein Xbox 360-Controller. Doppelbelegungen wären also reichlich unnötig. Jedoch: Um etwa eine Granate zu schmeissen müssen wir Shift+Linke Maustaste drücken.
Positiv fällt immerhin der Mehrspielermodus auf. Zwar sind die Varianten altbekannt, jedoch greift das auf jeder Map vorhandene Urzeitgeviech ins Spielgeschehen ein. Das bringt in Deathmatches oder Capture-the-Flag Schlachten einen Aspekt, den es in der Form noch nicht gab. Bis zu 16 Spieler dürfen sich im Internet oder LAN miteinander messen. Voraussetzung dafür ist ein Spielaccount, den man sich kostenlos und recht einfach erstellen kann.
Nach all dieser Schelte muss ich natürlich darauf hinweisen, dass ich vermutlich einfach voreingenommen an die ganze Sache herangegangen bin. Letztendlich ist dieser neue Turok einfach kein Vergleich zum Alten. Dafür hat er einfach zu viele Macken. Wer trotzdem, unabhängig von diesem Generationenvergleich, einen vernünftigen Shooter mit recht ansprechender Optik und einer Menge Dinosauriern sucht, der dürfte mit Turok sicherlich nicht die schlechteste Wahl getroffen haben. Allerdings sollte man für die 9 bis 10 Stunden Spielzeit die Geduld und Ruhe eines Brontosaurus mitbringen.