Auf die Piste, fertig, los!

Die Ski-Saison kommt langsam in die Gänge und auch Petrus hat sich Mühe gegeben. Den einen oder anderen Schneezauber gab es vielerorts jedenfalls schon. Für Nicht-Österreicher liegt der nächste, eingezuckerte Berg meistens jedoch in unerreichbarer Ferne. Diese Personen und generelle Skifans will RTL Ski Alpin 2006 mit einer ordentlichen Winter- und Rennatmosphäre versorgen. Ob´s klappt, werdet ihr im folgenden Artikel erfahren.

Während die Skispringen-Serie von RTL Entertainment schon länger die Händlerregale ziert, gibt es RTL Ski Alpin erst seit letztem Jahr. Im Gegensatz zu ersterem, brachte Ski Alpin jedoch schon in der ersten Version gute Technik und vor allem eine überzeugende Spieldynamik mit sich. Der Karriere-Modus unterschied sich nur marginal vom Skispringen-Ableger und so gab es spaßige Ski-Action für Jedermann. In der Neuauflage ist nun die Frage, ob es gravierende Änderungen gibt und ob diese überzeugend in das onehin gute Spielsystem eingearbeitet wurden. Wie schon im Vorgänger richtet sich die 2006-Variante an Einsteiger. Es wird viel Wert auf Rasanz und weniger auf Realismus gelegt. Anders als im letzten Jahr ist auf jeden Fall schonmal, dass Top-Abfarer Bode Miller ins Boot geholt wurde. Seine Karriere dürft ihr übrigens auch nachspielen. Das wars dann leider auch schon mit Originalnamen, der Rest vom Feld unterlag wieder einer Frei-Schnauze Namensgebung.

Insgesamt haben es dieses Jahr 32 Strecken mit 18 Wintersportzentren in das Spiel geschafft. Das sind leider ein paar weniger als in der letzten Jahresversion. So kommt es, dass man nach ein paar Stunden Spiel jede Strecke einmal gesehen hat. Das macht aber grundsätzlich nicht viel, denn nur weil man sie gesehen hat, heisst es noch lange nicht, dass man sie auch fehlerfrei beherrscht. Die Steuerung verzichtet auf unnötige Verkomplizierung. Man kommt mit ein paar Tasten aus. So gibt es eine Taste für den Sprung und eine für das Kanten. Letztere Funktion braucht man aber in den meisten Fällen garnicht. Man kann sie also getrost vernachlässigen. Mit den Richtungstasten wird schließlich gelenkt. Der Fahrer reagiert ziemlich direkt und exakt auf eure Befehle. Ein Ausflug in die Abgrenzungszäune am Rand sind dadurch eher die Ausnahme.

Der Karriere-Modus ist erfreulicherweise wieder mit dabei, du kannst dich und deinen Fahrer also wieder von der Amateur- bis zur Profiliga hochkatapultieren. Die drei Schwierigkeitsgrade haben keine Auswirkung auf die Schnelligkeit der Gegner, sondern lediglich auf das Startgeld und auf die Höchstzahl an erlaubten Torfehlern.
Also erstellt ihr euch anfangs einen netten Fahrer und werdet dann gleich in die Amateurliga eingespannt. Bevor es dann richtig losgeht, könnt ihr nach Lust und Laune auf der bervorstehenden Piste üben. Die ersten Erfolge sollten auch nicht sehr lange auf sich warten lassen. Dadurch kommt Geld in die Kasse und Erfahrungspunkte auf euer Konto. Mit dem Geld solltet ihr eure anfängliche Lumpenausrüstung ins Nirvana schicken und z.B. auf neue Skier, Anzüge oder Stöcker setzen. Für anhaltende Motivation sorgt übrigens, dass ihr neuere Ausrüstungsgegenstände zum Teil nur mit Sonderleistungen freischalten könnt. So müsst ihr beispielsweise zwei Rennen hintereinander im Weltcup gewinnen, um einen neuen Helm zu bekommen.

Herrlich ist übrigens der Hot-Seat-Modus. Mit einem oder mehreren Freunden macht die Karriere gleich doppelt so viel Spaß. Auch das Spiel übers Internet ist möglich, ist aber durch die ständigen Wartezeiten eher suboptimal gelöst worden. Technisch gesehen ist der Rennspaß grundsolide. Die detailverbesserte Optik lässt jetzt auch Flutlichtrennen zu und stellt Schneeverwirbelungen und Spiegelungen richtig überzeugend dar. Die Spielermodelle haben nochmals etwas an Detailreichtum zugenommen. Die Replays haben auch deutlich an Rasanz zugelegt. Da macht sogar die missglückteste Abfahrt letztendlich noch einen fernsehreifen Eindruck. Dieses Mal gibt es übrigens auch Wettereffekte.

Schnee, Wind und Nebel behindern eure Fahrt meistens erheblich. Die Nebelbanken schränken eure Sichtweite teilweise stark ein – da wird die flachste Abfahrt zum Teufelsritt. Kleinere Details, wie Fernseh-Hubschrauber und jubelnde Fans, lockern das Bild auf. In der Topliga spielt das Ganze jedoch sicherlich nicht mit. An den Kommentaren spalten sich vermutlich wieder die Gemüter. Die einen erfreuen sich über den lockeren Stil und die Spitzzüngigkeit von Co-Kommentator Berti Greiflinger. Andere, mich eingeschlossen, finden seine teils albernen Kommentare nach einiger Zeit aber einfach nur noch nervig. Auch die Trance-Hintergrundmusik passt meiner Meinung nach nicht ganz in diesen Sport. Das Fangejubel oder der Fahrtwind werden akkustisch jedoch sehr gut rübergebracht und tragen einiges zur, insgesamt gelungenen, Atmosphäre bei.

Ohne Frage: Für alt eingesessene Pistenhasen wird es einiges zu bemängeln geben. Warum ist der Slalom im ersten wie im zweiten Durchgang gleich gesteckt? Warum kann man sowohl im Slalom, als auch im Riesenslalom meistens gerade aus fahren? Klar, kleine Ausschläge nach links oder rechts sind enthalten, aber eine richtige Herausforderung nenne ich das nicht. Warum wachsen in umgerrechnet 3000 Metern Höhe noch Bäume? Und warum muss der verflickste Kommentator immer so albern sein? Zumindest letzteres gehört ja schon fast zu der RTL-Sport Serie dazu. Aber RTL Ski Alpin 2006 hat auch garnicht den Anspruch irgendwelchen Realismus-Spezis gerecht zu werden. Hier wird einfach ein schönes Ski-Arcade-Rennspiel abgeliefert. Der Karriere-Modus kann einem den einen oder anderen Abend versüßen und besonders mit Freunden im Hot-Seat ist das Spiel einfach ein Genuss – gerade weil es nicht zwanghaft auf Realismus setzt, sondern auch für eine schnelle Abfahrt zwischendurch geeignet ist. Der Preis ist im Vergleich zum Konkurrenten Ski Racing 2006 auch moderat ausgefallen. Wer allerdings noch die Vorjahresversion besitzt, sollte sich einen Neukauf eventuell überlegen, denn die Neuerungen beschränken sich auf kleinere Details.

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