Wir schreiben das Jahr 400 nach Christus. Rom erstreckt sich von Horizont zu Horizont, doch seine Blütezeit ist vorbei. Der Osten und Westen Roms sind gespalten und viele barbarische Völker sind auf der Suche nach ergiebigen Anbaugebieten, die sie im Herzen des Imperiums zu finden hoffen. Zusätzlich entflammen Rebellionen im Herzen der beiden Reiche, die durch die ständigen Abwehrschlachten an den entlegenen Grenzen ohnehin schon militärisch geschwächt sind. Intrigen verseuchen das politische Klima, der Untergang scheint unaufhaltsam voranzuschreiten.
Die Zeit für barbarische Invasoren ist gekommen. Die Hunnen kommen aus dem Osten, die Alemannen erheben sich gegen das Reich und den furchterregenden sächsischen Krieger dürstet nach römischem Blut. Die Zeit der Unterdrückung muss beendet werden und die Heere der barbarischen Stämme sind bereit, dafür in den Tod zu gehen. Alles was sie brauchen, ist einen Anführer der sie zum Sieg führt und, ähem, €27,90 für die Addon-CD.
Am Stil des Spiels hat sich überhaupt nichts geändert, doch die Karte Europas sieht 670 Jahre später natürlich etwas anders aus. Auch neue Völker findet ihr nun. Darunter die Vandalen, Hunnen, Gothen, Kelten und eine ganze Menge anderer, weniger bekannter Stämme. Mit dem Addon müsst ihr aber nicht jedes Volk erst extra freispielen, sondern könnt sofort aus dem Vollen schöpfen und euch aussuchen was euch gefällt. Auch Ost- und Westrom steht zur Auswahl, ist aber für Anfänger nicht empfehlenswert, da es wirklich ein Höllenjob ist, die Völkerwanderung an den Grenzen des Reiches zu stoppen.
Mehr als 100 neue Einheiten bietet euch Barbarian Invasion. Darunter auch römische Comitatenses oder die berüchtigten berittenen Elitekrieger der Hunnen. Das Kampagnensystem wurde leicht verbessert. Diesmal gilt es immer eine gewisse, nicht übertrieben hohe, Anzahl an Provinzen plus zwei bis drei vordefinierte Zielprovinzen zu halten um zu siegen. Den nervigen römischen Senat gibt es nicht mehr. Einige Völker, wie zum Beispiel die Gothen, verfügen zusätzlich noch über die spezielle Fähigkeit, als Barbarenhorde ohne Heimatstadt durch Europa zu streunen wenn sie ihre Hauptstädte verlieren.
Gameplayneuheinten sind der Faktor von Loyalität und Religion. Je mehr eine eroberte Stadt sich religiös von ihrem Beherrscher unterscheidet, umso mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, eine Revolte am Hals zu haben. Wenn dann noch ein Familienmitglied als Stadthalter eingesetzt wurde, dessen Loyalität zweifelhaft ist, habt ihr sehr schnell die Kontrolle verloren.
An der Grafik hat sich, bis auf die Texturen der neuen Einheiten, nichts getan. Die Schlachten sind immer noch imposant anzusehen, die Gegner-K.I. ist immer noch so dämlich wie früher. Ein Addon ist aber eben kein revolutionäres Produkt und es wäre auch falsch, hier mit besonderen Innovationen zu rechnen. Was immer noch funktioniert, ist der extreme Suchtfaktor, der aus den Schlachten, in denen riesige Einheitenformationen aufeinandertreffen, und dem Management des Reichs auf der Europakarte resultiert.
Es ist schon ein Jahr vergangen, seit uns Rome: TW vorgesetzt wurde und das Addon reicht völlig, um den altbekannten Suchtfaktor wieder aufleben zu lassen. Eigentlich brauchten wir doch nur einen kleinen Grund, um wieder stundenlang Krieg führen zu können. Die neuen Einheiten alleine sind schon Grund genug.
Nichts neues, aber immer noch geil. Trotzdem ist Barbarian Invasion nur bedingt sein Geld wert, da es ganz einfach kostenlose Mods für das Hauptspiel gibt, die besser sind. Ein Beispiel ist hier der Total Realism-Mod, der einiges zu bieten hat. Es gibt aber immer Leute, dazu zähle ich mich auch selbst, die nie genug von derartigen Szenarien haben können und schlecht ist das Addon auf keinen Fall. Nur besonders originell ist es auch nicht. Eigentlich reicht es, das ‚alte‘ Spiel zu besitzen, da die Faszination auf der Freiheit beruht, die das Spielprinzip liefert. Der Rest ist Nebensache.
Übrigens finde ich es immer noch moralisch verwerflich, dass es im Spiel immer zu Erfolg führt, wenn man Massaker in revoltierenden Städten durchführt. Wer Probleme mit der Zufriedenheit seiner Bürger hat sollte einfach kurz die Steuern in der Stadt auf Maximum setzen, die Truppen abziehen und warten, bis die zivile Revolte beginnt. Danach die Stadt mit den ursprünglichen Besatzungstruppen belagern, einnehmen und alle Abschlachten. Das bringt euch Geld und die verbleibtende Bevölkerung ist sehr zufrieden. Pervers, was?