1000 Jahre sind ein Tag

Wer von euch kennt die grenzgeniale Fernsehserie Es war einmal der Mensch? Die großen Augenblicke der Menschheit zusammengefasst in eine schnuckelige Zeichentrickserie. Nachdem ich diese Serie als Kind immer mit besonderem Fanatismus gesehen habe, wollte ich natürlich auch irgendwann einmal diese ganzen Ereignisse selbst erleben. Am PC ließ sich das alles wunderbar mit Titeln wie Age of Empires oder – zwei Jahre später – Empire Earth nachspielen. Offensichtlich waren auch ein paar Millionen anderer PC-Spieler von diesen Möglichkeiten fasziniert und beide Titel verkauften sich wie warme Semmeln. Mit dem Unterschied, dass Empire Earth mit einer 3D-Engine ausgestattet war, während Age of Empireseinst noch im 2D-Gewand daherkam . Egal! Tatsache ist: Was sich gut verkauft wird gnadenlos fortgesetzt, koste es was es wolle – unseren täglichen Reingewinn gib uns heute und vergib uns unseren Stellenabbau – und hier kommt auch schon das Sequel zu Empire Earth.

Wie es zu erwarten war, kommt Teil zwei in vollem 3D-Gewand, welches sich traurigerweise nicht besonders vom Vorgänger unterscheidet. Die Explosionen sind etwas kreativer gestaltet und auch die Einheitentexturen sind leicht verbessert worden, doch irgendwie scheint die ganze grafische Aufmachung eine aufgemotzte Version aus dem Vorgänger zu sein. Wer zu seinen ‚Bürgern‘ heranzoomt, merkt sofort, dass die armen kleinen Kerle keine Hände sondern nur unförmige Stümpfe haben. Natürlich ist die Detailtiefe erhöht aber zeitgemäß ist diese Grafik nicht mehr.

Da ich natürlich ein Verfechter der These Technik ist nicht dass, was ein Spiel gut macht bin, ist Empire Earth 2 nur wegen unzureichender Grafik noch lange nicht durchgefallen – letztendlich kommt es auf gutes Gameplay und eine ausgereifte Story an. Solche Aspekte können ein Spiel – ungeachtet der Grafik – wirklich zu einem Hit machen.

In Puncto Gameplay hat sich im Vergleich zum Vorgänger wesentlich mehr getan als bei Sound und Grafik. Das Interface blieb zwar in etwa erhalten, aber es wurde um einige interessante Features erweitert. So könnt ihr nun wesentlich bessere Diplomatiefeatures verwenden, wie das Ausarbeiten eines gemeinsamen Schlachtplanes mit eurem Verbündeten oder genau definierte Forderungen um an eine Allianz oder einen Waffenstillstand zu kommen. Im Singleplayer-Modus wirken sich diese Features aufgrund der etwas dümmlichen K.I. nicht besonders aus, doch beim Multiplayer kann vor allem das ‚Schlachtplan‘-Feature eine nützliche Angelegenheit sein. Auch eine kleine Bild-im-Bild-Funktion auf der rechten Seite des Interface wurde hinzugefügt, die sich auch mit bis zu zwölf Bookmarks belegen lässt. Somit kann man quasi an zwei Orten gleichzeitig sein und hat einen wesentlich besseren Überblick als bei anderen Spielen dieser Klasse. Die wichtigste Neuerung ist das Territoriensystem. Die Karte ist immer in Territorien aufgeteilt, die man erobern kann, indem man ein Stadtzentrum irgendwo hineinbaut. Natürlich geht das nicht, wenn der Gegner vorher da war und so kann man entweder das feindliche Stadtzentrum mittels Übernahme in die eigene Gewalt bringen oder es einfach wegpfeffern um anschließend ein eigenes zu bauen.

Die Story im Singleplayer ist ziemlich unspektakulär. Es gibt weder irgendwelche Personenbezüge, noch irgendwelche besonders originellen Szenarien. In insgesamt drei Kampagnen könnt ihr das Spiel von der tiefsten Steinzeit bis zu einer Epoche in der Zukunft erleben. Um auch wirklich Ahnung von der Materie zu haben, ist auch ein Durchspielen des langatmigen Tutorials von Nöten, das erst kurz vor totalem Motivationsverlust ein Ende findet.

Trotz innovativer Features fehlt Empire Earth 2 eine wirkliche Story. Zwar sind alle Kampagnen einigermaßen realitätsgetreu erstellt worden, doch leiden sie an ziemlicher Lieblosigkeit und beginnen mit der Zeit zu langweilen. Abhilfe schafft hier der Multiplayermodus, der durch die Diplomatie- und Schlachtplanfeatures einiges an Klasse hat. Hier kann man, vor allem mit drei oder mehr Spielern, einiges erleben. Wer den Multiplayerpart von Empire Earth 2 nicht probiert, hat das Beste am Spiel versäumt.

Es gibt ein Spiel, welches mit Empire Earth 2 definitiv mithalten kann obwohl es schon mehr als ein Jahr auf dem Buckel hat. Empires: Dawn of the Modern World heißt das gute Stück und wurde von Stainless Steel Studios – den ursprünglichen Machern von Empire Earth auf den Markt gebracht. Natürlich ist es nicht in jeder Hinsicht besser, aber der Singleplayermodus hat mich damals zwei Wochen meines Lebens gekostet, da ich einfach nicht mehr aufhören konnte. Den Ersten Weltkrieg mit Manfred von Richthofen zu erleben machte einfach mehr Spaß als die eher neutral gehaltenen Kampagnen von Empire Earth 2 zu spielen. Nur der Multiplayermodus ist wirklich gelungen und ein guter Nährboden für stundenlange Spiele mit Krieg, Verrat und Intrigen – natürlich auch gut für Clans geeignet.

Eine Kaufempfehlung bekommt Empire Earth 2 für jeden der Multiplayerspiele mag und/oder den ersten Teil noch nicht gespielt hat. Alle anderen dürften von sich ständig wiederholenden Schemata wohl genug haben. Wie auch im ersten Teil gilt die Faustregel Atombomben lösen jedes Problem

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