Ein weiterer Höhenflug?

Jedes Jahr ein neues Skispringen. Seit 1999 wird diese Tradition im Hause RTL Interactive gehegt und gepflegt. Tatsächlich machte die Serie anfangs nur kleine Hüpfer von K50-Schanzen, avancierte aber, nicht nur für Fans des Sports, zum wahren Spaßgarant. Ob der neue Teil auch mit richtigen Neuerungen aufwarten kann oder sich wie die Fifa-Reihe regelmäßig vor Innovationen und Änderungen drückt, erfahrt ihr im Test.

Nun ist also schon wieder ein Jahr um und erneut kommen unzählige Versionsupdates verschiedener Titel heraus. Die RTL Skispringen-Reihe hatte seit jeher ziemlich wenig Konkurrenz, entwickelt sich aber trotzdem stetig weiter. Auch in diesem Jahr fallen mir im Menü gleich die ersten Neuigkeiten auf. So gibt es nun erstmalig ein Tutorial – für Neueinsteiger unerlässlich. Dort wird man an die Hand genommen und bekommt eine Schritt-für-Schritt Erklärung. Dannach kann man noch den einen oder anderen Trainingssprung absolvieren und sollte dann bereit für Größeres sein. Im Zentrum des Ganzen steht wieder der Karriere-Modus. Hier entscheidest du dich entweder zwischen einer Springer- oder einer Trainer-Karriere.

Dieses Jahr kannst du dich auf ganzen 41 Schanzen auslassen. Der Karriere-Modus hat wieder die altbekannte Funktionsweise: Man muss erfolgreich Springen um Sponsoren an Land zu ziehen und sich vernünftige Trainer und Wachser leisten zu können. Weiterhin kann auch wieder auf verschiedene Ausrüstungsteile hingespart werden. Neben Skiern oder Anzügen, gibt es zum Beispiel auch Helme oder Bindungen zu verbessern.

Auch die Fähigkeiten deines Springers sollten ständig weiterentwickelt werden, damit er wettbewerbsfähig bleiben kann. Hier sind Werte wie Absprungkraft oder Landetechnik gefragt. Kurz gesagt: Auf lange Sicht geht ohne das nötige Kleingeld eigentlich nichts. Besonders in den Anfängen einer Karriere, die sonst oft an Geldknappheit leiden, kommt die neue Wettfunktion wie gerufen. Dort kannst du Wetten auf bestimmte Springen zu einem bestimmten Einsatz abgeben. Von Zeit zu Zeit kommen sogar andere Springer auf dich zu, um mit dir zu wetten.

Am Spielsystem selbst und an der Steuerung hat sich nichts geändert. In Qualifikationssprüngen und dem darauffolgenden KO-Modus kämpft man um den Einzug ins Finale. Um die Qualifikation erfolgreich zu absolvieren, muss man sich einen Platz unter den ersten 50 sichern. Um den Weg ins Finale zu ebnen, braucht man einen Platz unter den ersten 30. Anfangs krötet man noch in der Juniorliga rum, um sich dann langsam über die Amateur- bis hin zur Profiliga hochzuarbeiten. Während die 41 Schanzen im Spiel alle Original-Lizenzen haben, tragen die Springer wieder nur, teils stark abgewandelte, Fantasienamen. Da sollte doch in den nächsten Teilen etwas zu machen sein, für mich geht dabei eine Menge der Atmosphäre verloren.

Während der Karriere wird man von Zeit zu Zeit auch mal zu einer Quizshow eingeladen oder bekommt Fanpost oder Spenden. Besonders spaßig ist wieder der Hot-Seat Modus. Es geht einfach nichts über eine lustige Runde RTL Skispringen 2006 an einem Computer. Hierbei können komplette Karrieren zu mehreren gespielt werden. Eine Internetfunktion ist auch eingebaut. Da die meiste Zeit allerdings mit dem alleinigen Warten vor dem eigenen Rechner verbracht wird, bleibt hier der Spaß meistens auf der Strecke.

An der Grafik wurde im Vergleich zum Vorgänger nicht allzuviel getan – aber warum auch? Die Springer sind flüssig animiert, die Wettereffekte erfüllen ihren Zweck und die Schanzen erinnern nach wie vor stark an ihre Vorbilder. Die Bäume bewegen sich wieder passend zur Windrichtung, bestehen allerdings nur aus einer recht undetaillierten, zweidimensionalen Map. Auch das Publikum wirkt leider wieder etwas leblos. Ein paar Jubelgesten oder Bewegungen mehr wären da sicherlich drinn gewesen.

Der Schnee auf den Schanzen bietet jetzt leichte Reflektionen und glitzert in der Sonne. Nette Details wie Anzeigetafeln am Rand oder TV-Helikopter runden das Bild ab. Soundtechnisch gibt es letztendlich wieder Standartkost. Die Umgebungsgeräusche und Fans können hierbei recht gut überzeugen und vermitteln eine schöne Atmosphäre. Manchmal rufen dich die Zuschauer mit dem obligatorischen "Zieeeeehhh" herunter oder stimmen Jubelchöre an sobald man sich auf den Donnerbalken begiebt. Auch der Wind pfeift dir das eine oder andere Mal ganz harsch um die Ohren. Warum die Kommentatoren aber Jahr für Jahr so albern ausfallen, ist mir ein Rätsel.

Hin und wieder sind zwar auch ein paar nützliche Informationen oder witzige, aber zutreffende Sätze unter dem Gesprochenen, aber Handyklingeln mitten in der Sendung, doofe Kommentare zur Tanzfähigkeit einiger Nationen oder der übertriebene Akzent, sind leider auch dieses Jahr wieder mit von der Partie. Etwas ernsthafter dürfte es hier nächstes Jahr gerne zugehen.

RTL Skispringen 2006 macht nicht viel falsch. Einige sinnvolle Änderungen sind in das Spiel integriert worden, der Karriere-Modus heizt wieder für heiße Wintertage an, die Sprünge sind gut in Szene gesetzt und können überzeugen. 41 Schanzen sind mehr als genug und auch der Sommer-Grand-Prix ist wieder mit dabei. Die Optik gefällt, bis auf einige Abstriche in Sachen Fans und undetaillierten Gebäuden, recht gut. Doch was sollen wieder diese Kommentatoren? Hohle Phrasen und Albernheiten müssen wirklich nicht sein. Skispringen Winter 2006 hat in der Hinsicht eine bessere Figur gemacht, wenngleich es eine kleinere Auswahl an Sprüchen gab. Schade ist auch, dass es wieder keine Original-Springernamen gibt. Versöhnlich stimmt einen da aber der unschlagbare Hot-Seat-Modus für gemeinsame Karrieren. Deswegen können Skisprungfans und solche, die es werden wollen, weiterhin beruhigt zugreifen.

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