Genau wie ein guter Actionfilm aus Hollywood, genauso ist auch das Adventure Runaway aufgebaut. Es zeigt auch noch, dass Adventures nicht ausgestorben sind, sondern immer noch eine Berechtigung weiter zu leben haben. Und vor allem, dass es richtig gute Spiele sind, selbst wenn die Grafik nicht mit den neuen 3D-Knallern mithalten kann. Aber lest selbst …
Eine schöne Frau wird von der Mafia verfolgt und ein intelligenter junger Mann, der erst etwas schüchtern und ängstlich wirkt, soll ihr aus dem ganzen Schlamassel raushelfen. Die Story ähnelt wirklich guten Actionfilmen und diesen Eindruck vermittelt auch das Intro. Eine geniale Kamerafahrt durch die Hochhäuser von Manhattan. Lange Zeit hat man kein so schönes wie auch stimmungsvolles Intro gesehen. Brian Basco ist der Mann im Spiel, welcher der schönen Gina, einer Nachtclub-Tänzerin helfen soll. Um nicht zuviel zu verraten werde ich nicht auf den Werdegang der Story eingehen, damit die Spannung nicht verloren geht.
Point and Click – das ist die Devise. Wer kennt dieses Spielprinzip eigentlich nicht? Ihr geht in Räume und müsst dort alles kleinlichst untersuchen, alles mitnehmen und richtig kombinieren um die Rätsel zu lösen und damit zur nächsten Aufgabe zu kommen. Das ist auch in Runaway das Prinzip. Die Rätsel sind abwechslungsreich und manchmal auch sehr witzig, wie auch absurd. Zum Beispiel müsst ihr ein MG schussbereit machen. Ihr findet einen Munitionsgurt, der aber leer ist. Also besorgt ihr euch Lippenstifte und Schiesspulver und schon habt ihr 1A Patronen. Zwar war das Beispiel jetzt stark gekürzt, da die meisten Rätsel ziemlich komplex sind. Doch leider sind sie manchmal etwas zu linear. Es gibt immer nur einen Weg ein Rätsel zu lösen. Normalerweise muss man erst noch ein anderes bewältigen, damit man an einen anderen benötigten Gegenstand herankommt, den man theoretisch aber eigentlich schon vorher hätte bekommen können. Durch das zu lineare Rätseldesign kann man den Gegenstand aber erst zum dafür vorgesehenen Zeitpunkt an sich nehmen. Aber das tut dem Knobelspaß keinen allzu großen Abbruch.
In Runaway trefft ihr auf viele verschiedene Personen, die allesamt eine ganz andere Mentalität haben. Da gibt es einen faulen Hausmeister, drei Transvestiten die auf Tour sind, sowie auf eine Frau die E-Gitarre spielt und eine leidenschaftliche Hackerin ist. Die Nebencharaktere helfen aber meist nicht direkt bei der Lösung von Rätseln. Sie dienen dazu Informationen über das Areal zu geben, wo ihr euch befindet und um befragt zu werden, ob man diesen oder jenen Gegenstand haben kann. Sonst sitzen sie nur rum und machen eigentlich nichts, halten aber manchmal für den ein oder anderen Witz her.
Ab Kapitel 3 gibt es eine aus klassischen Adventures bekannte Übersichtskarte. Dort müsst ihr nur auf den Ort klicken zu dem ihr wollt. Kurze Ladezeit und schon seid ihr da. Das macht dann natürlich auch die Rätsel um einiges komplexer, da man nun bei mehreren Schauplätzen Sachen findet die man benutzen, untersuchen und kombinieren muss.
Die Grafik ist ein Mix aus 2D- und 3D-Elementen. Die Hintergründe sind allesamt zweidimensional und ist somit nicht dreh- oder zoombar. Da sie aber wunderschön gezeichnet sind, und auch die vielen Farben keines Wegs stören, sorgt die Grafik für eine richtig gute Atmosphäre. Die Charaktere wiederum sind gerenderte 3D-Figuren und liebevoll modelliert worden. Die Bewegungen hätten teilweise einige Animationsphasen mehr vertragen, machen insgesamt aber trotzdem einen guten Eindruck. Ähnlich ist es bei den Zwischensequenzen. Diese sind schön gerendert und sorgen, wie auch der Rest, für ordentlich Spannung und Stimmung. Es gibt sogar relativ viele der kleinen Filmchen, die eigentlich alle einen Oscar verdient hätten, da die Kameraführung sehr gut gelungen ist. Immer wenn ein wichtiges Rätsel gelöst ist oder etwas Wichtiges im Umfeld passiert ist, kommt ihr in den Genuss einer der kinoreifen Zwischenszenen.
Der Soundtrack von Runaway ist sehr gut gelungen und passt mit seinem rockigen und auch popigen Stil fantastisch in die gesamte Szenerie. Leider kommt die Musik im Spiel etwas zu kurz, aber die Synchronstimmen können dafür glänzen. Es kommt nie vor, dass man eine Stimme zweimal hört und jede passt auch wirklich zu dem Aussehen und der Stimmung der jeweiligen Personen. Ein ums andere mal kommt man auch ins schmunzeln, wenn man die Stimmen hört. Was nicht so gut gelungen ist, aber mehr mit den Animationen zu tun hat, sind die Lippenbewegungen.
Das liegt aber wohl eher daran, dass diese anscheinend nicht mehr von der spanischen Originalversion geändert wurden. Darum sieht es ein wenig komisch aus, wenn die Lippen sich ganz anders zu dem Gesprochenen bewegen. Aber nicht nur wegen den Stimmen muss man lachen. Auch in Gesprächen oder während des Spielverlaufs im Allgemeinen kommen immer wieder mal Witze von irgendwelchen Personen oder von Brian selbst. Es gibt eigentlich immer etwas zu lachen … und das macht wohl auch ein gutes Adventure aus.
Runaway ist nach langer Zeit endlich mal wieder ein richtig gelungenes Point & Click-Abenteuer. Leider weisen die Rätsel teilweise kleine Schwächen auf, sie sind zu geradlinig und zu einfach zu Lösen. Schade eigentlich, sonst wäre das Spiel ein richtiger Knaller geworden.
So ist es aber immer noch eine Kaufempfehlung für Adventurefans und auch für die, die es noch werden wollen. Das Spiel überzeugt in Sachen Sound und auch die Zwischensequenzen sind herrlich anzuschauen. Der Spieler fühlt sich wie in einem Film. Freut euch auf jeden Fall schon mal auf die Endsequenz, zwar ist dann ein grandioses Spiel zu Ende, aber die letzten Szenen setzt dem ganzen Spiel noch das I-Tüpfelchen auf.
Also wenn ihr es noch nicht gespielt haben solltet, dann holt es euch noch und genießt ein stimmiges und schönes Point and Click Adventure aus spanischem Lande.