Ubisoft lud bei der Game City nicht nur öffentlich dazu ein, das optisch opulente Assassin’s Creed: Unity anzuspielen, sondern zeigte mit anwesenden Entwicklern hinter geschlossenen Türen der Presse auch Szenen aus Tom Clancy’s The Division. Der Multiplayer-Coop-Action-Rollenspiel-Titel gehört sicher zu den interessantesten Spielen des kommenden Jahres. Hier unsere Eindrücke von der Vorführung.
Die Szenen in Wien waren leider nicht allzu umfangreich und entgegen den Ankündigungen, neues Material zu zeigen, wurden sie anscheinend auch schon auf der Gamescom vorgeführt. Allerdings hier wie da nur hinter verschlossenen Türen. In der Öffentlichkeit wurden sie also noch nie gezeigt. Deshalb waren sie auch für uns neu und außerdem wurden sie immerhin in Echtzeit vorgeführt (nach dem längst bekannten E3-Video mit Livekommentar-Untermalung). Trotzdem war das keine ganz glückliche Ankündigungspolitik.
Nachdem das Spiel beim Start einmal kurz abgestürzt war, eliminierten die Entwickler vor einem Supermarkt mithilfe einiges Hightech-Geräts eine Gruppe an KI-Gegnern („Cleaner“) und starteten dann einen Generator, dank dem der zuvor brennende Laden von der Sprinkleranlage gelöscht und nun betretbar wurde. Zwischendurch bekamen wir auch einen kurzen Einblick in das Skillsystem. Man kann und sollte seine Fähigkeiten in einem ruhigen Moment stets anpassen und muss sie nicht dauerhaft fixieren. Zum Beispiel kann man sein Kampfgerät modifizieren. Suchminen wurden bei der Vorführung mal eben in Blendgranaten umgewandelt.
Ob man die Kämpfe im tatsächlichen Coop-Spiel immer so kontrolliert mit Anschleichen und kurzer taktischer Planung durchführen wird, wie die Entwickler das bei ihren Vorführungen tun, wird abzuwarten sein. Es wird sicher auch davon abhängen, ob die KI-Gegner gut genug sind, um das überhaupt notwendig zu machen. Wenn einfaches losstürmen und Ballern zu wenige Konsequenzen nach sich zieht, wird die Stimmung, die bisher in Präsentationen vermittelt wird, sich mal wieder doch deutlich vom endgültigen Spielerlebnis unterscheiden.
Abseits der Game City hat Ubisoft jüngst angekündigt, dass Gegnergruppen in The Division den Spieler schonmal in einen Hinterhalt locken und berauben sollen. Wenn das fair bleiben sollen, stellt es massive Ansprüche an die strategische KI. Die anderen Fraktionen mit ihren unterschiedlichen Stärken und Schwächen sollen sich außerdem auch untereinander bekämpfen. Als Spieler kann man dann eingreifen oder nicht. Von alldem war bisher allerdings noch kein Beweis zu sehen.
Das Spiel sieht dank der Snowdrop-Engine natürlich hervorragend aus. In Wien wurde anscheinend auf der Xbox One vorgeführt. Die Welt sind wahnsinnig glaubwürdig aus. Schäden werden dynamisch berechnet. Wenn ihr bei einem Gefecht etwa einen Farbeimer trefft, kriegt der dahinterstehende Schurke nicht nur eine Kugel sondern auch bunte Kleckse ab.
Die Open-World-Frage von The Division
The Division soll eine vollkommene Open World-Erfahrung sein, aber für Newbies sollen manche Gegenden einfach zu gefährlich sein. An manche Orte kann man auch nicht, ohne eine geeignete Gasmaske mit entsprechendem Level zu besitzen – das sind wohl die Flaschenhälse der Entwickler, um den Fortschritt der Hauptstory kontrollieren zu können. In Wien erklärten die Entwickler, dass man keineswegs alle Häuser des Post-Katastrophen-New-Yorks betreten kann. Wie viele Spieler sich gleichzeitig in einem Gebiet aufhalten können und wie hoch das Levelcap sein wird (danach soll es mit Story- und Zufallsevents weiter Spielmaterial geben), wird derzeit noch ausbalanciert.
Bei der Vorführung haben die Entwickler das Augemerk stark auf die zugehörige Tablet-App gelegt. Über das Tablet steuert man eine Drohne für ein Team, die mehr Übersicht bietet und diverse Spezialfeatures einbringen kann. Einerseits kann sie schießen, andererseits Schutzschilde aufbauen oder auch Gegner markieren. Das scheint grundsätzlich nützlich für die Kämpfe zu sein, ob es zahlenden Kunden allerdings dauerhaft genug Spaß macht, um sich in diese Perspektive zu begeben statt mitten ins vollwertige Geschehen, bleibt abzuwarten. Die App soll kostenlos für alle möglichen Tablet-Plattformen (jedenfalls für iOs-, Android- und Windows-Tablets) angeboten werden. Ob man auch ins Spiel einsteigen kann, ohne The Division vorher auf irgendeiner Plattform erworben zu haben, konnten uns die Entwickler bei der Vorführung noch nicht beantworten. Ich schätze, es wäre möglich, dass man zuerst zahlenden Käufern den Vorzug lässt und dann die App für alle öffnet, wenn diese sich zu wenig am Geschehen beteiligen.
Ich habe kaum Zweifel daran, dass The Division eine ziemlich runde Angelegenheit wird – auch wenn die genauere Abmischung offensichtlich noch gesucht wird. Aber dafür bleibt noch Zeit: Einen genaueren Releasetermin als „2015“ gibt es nicht (PC, Playstation 4, Xbox One und eben Tablets). Das Problem sehe ich einmal mehr in den aufgebauten Erwartungen. Es könnte in diesem Setting sicherlich ein geniales, im wesentlichen lineares Actionspiel ähnlich wie wie The Last of Us (unser Test der Remastered Version) sein. Aber es ist ein wahnsinnig ambitioniertes Projekt, dass die Fantasie der Gamer mit jedem neuen Infofetzen anregt, nur um dann doch nicht ganz so weit gehen zu können, wie sich die Spieler das vorstellen. Ich weiß das, weil ich selbst schon drei Mal von meiner ursprünglichen Fantasie zurückrudern musste. Davon, wie sich die Entwickler die Kämpfe und kurze Wege zu einer Mission vorstellen, haben wir mittlerweile eigentlich genug gesehen. Ubisoft wird gut daran tun, die grundsätzliche Spielerfahrung mit der Story in einer offenen Welt und den Umgang mit anderen Gamern noch genauer zu definieren und kommunizieren.