Gewalt, Blut und Eingeweide – hassen wir das nicht auch alle? Gewalt ist aber immer schon ein gutes Kaufargument gewesen – und es wirkt. In einem Land, frei von Indizierung durch die BPjM haben wir natürlich auch keine Probleme damit, euch mit saftigen Infos zu Flaggschiffen des Splatters zu liefern. Viele kennen den "Postal Dude" – jetzt, 6 Jahre nach seinem etzten "Ausflug" hat er eine Freundin, ein Auto, einen Hund und einen Job als Spieleentwickler …
In Postal 2 könnt ihr eine Woche in die Fussstapfen des Postal Dude’s treten – das Minimalziel für den Sieg ist nicht etwa alle lebenden Wesen abzuschlachten … nein, eigentlich beginnt alles ganz harmlos: einkaufen für die Freundin, ein Besuch bei der Bank. Aber das ist nicht immer einfach, in einer Stadt voll mit Grenzgestörten. Auch wenn man wirklich, wirklich brav sein möchte. Es is durchaus möglich das Spiel durchzuspielen, ohne auch nur eine Kugel abzufeuern (oder jemanden in Brand zu stecken) – das ist aber nicht unbedingt empfehlenswert. Es wäre schade, duch Paradise City zu laufen, ohne zumindest einmal mit einem abgetrennten Kopf Hockey gespielt zu haben.
Nicht immer ist Postal 2 politisch oder ethisch so ganz korrekt – wenn sich etwas bewegt, kann man es auch töten. Wie gesagt, man muss nicht – aber frei nach dem Motto "Oh mein Gott, es kommt direkt auf uns zu!" kann man etwas ‚Frieden‘ in die Welt bringen. Über 150 verschiedene Non-Player-Charaktäre finden sich auf den Straßen oder in den Häusern – wenn es gewünscht wird kann jeder einzelne auf ziemlich lustige oder eben ungustiöse Weise seines Lebens beraubt werden.
Der "Hauptfeind" sind wohl Anti-Gewalt Aktivisten (mit fragwürdiger Körperhygiene und einem gewissen Taliban Touch) – diese liefern sich erbittere Schlachten mit den Running with Scissors Programmierern (leicht zur erkennen an den T-Shirts). In der Entwicklungsphase wurde der RWS Präsident Vince Desi immer wieder gefragt, wie es wäre wenn auf ihn eine Waffe gerichtet würde – nun ja, immerhin kann man im Spiel die Hose runterlassen und ihm ans Bein pinkeln, die meisten NPCs sind mit großen, wirklich großen Waffen ausgerüstet …
Apropos urinieren: man darf auf keinen Fall den taktischen Nutzen vom einfachen "Die Boa würgen" außer Acht lassen. In einer Warteschlange zu stehen, kann ziemlich enervierend sein, ein Griff in die Hose und man(n) ist seine Sorgen los. Manchmal geraten auch Dinge in Brand, die eigentlich gar nicht brennen sollen. In solchen Fällen muss ein Mann eben tun, was ein Mann tun muss …
Neben all diesem Spaß und grenzenlosem Schrecken gibt’s ein großes Manko: Paradise ist in mehrere Zonen eingeteilt – zwar sind diese relativ geräumig, möchte man aber seinen täglichen Besorgungen nachkommen, darf man sich auf lange Ladezeiten gefasst machen. Pro "Tag" kommt das sicher einige Male vor. Grafisch und technisch sind keine Diskussionen nötig – die Unreal-Engine mit Karma-Physik Support sollte eigentlich alle Gemüter befriedigen.
Wo sind die Zeiten, in denen wir noch alle geil Rise of the Triad gespielt haben? Lange gab’s keine richtig "guten" Splatter Spiele – mit der Rückkehr des Postal Dude’s in Postal 2 ist die Zeit des Wartens vorbei.
Die spaßige Art virtuelle Menschen zu töten hat mir besonders gut gefallen, alles ist extrem überzogen und ins Lächerliche gerückt. Allein die Anti-Gewalt Lobby, die mit Pistolen bewaffnet ins RWS Gebäude stürmen und dort von den Programmierern mit Sturmgewehren und lächerlichen Grinsern erwartet werden, haben’s in sich. Makabre Einlagen, wie eine Katze als Schalldämpfer für ein Schrotgewehr zu verwenden gehören ebenfalls dazu, wie wahllos Leute mit Benzin zu übergiessen und sie anschließend anzuzünden.
Leider können manche nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden, man muss bei Postal 2 immer im Hinterkopf behalten, dass es sich hierbei NUR um ein Spiel handelt – also auf keinen Fall zu Hause den Hund anzünden, dem gefällt das nämlich nicht.
Die USK Empfehlung ab 18 ist hier auf jeden Fall angebracht – obwohl selbst ich schon Schlimmeres gesehen hab ;)