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Amoklauf mit Lederjacke und Hawaii-Hemd

1997 angekündigt und mit massiver Verpätung erschienen, wurde Max Payne im Jahr 2001 dennoch mit positiven Kritiken und zahllosen Awards überschüttet – eine Revolution in Sachen Kameraführung in Zwischensequenzen oder auch im aktiven Spiel. Slow-Motion (bzw. Bullet Time) war nur eins der neuen Features und zugleich ein Schritt in die Richtung "Interaktiver Film". Nun geben die Jungs von Remedy alles, in Zusammenarbeit mit ein paar Leuten von Rockstar Games (Grand Theft Auto) will man bis 15. Oktober 2003 noch einiges erreichen …

Manchmal scheint es fast so, als bekäme Max einfach nicht genug – entweder ist’s seine überschäumende Persönlichkeit oder einfach nur sein Hang zu großen, lauten Wummen. Zu allem Überfluss ist er auch noch IMMER zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein Cop, der unschuldigerweise für den Mord an seinem Partner gejagt und geächtet wird … das hatten wir doch schon? Der Unterschied: Max tut sich mit der ebenfalls des Mordes verdächtigten Mona Sax zusammen. Klingt nicht besonders spannend für einen Nachfolger. Unter den potentiellen Toptiteln, die uns diesen Herbst beehren werden (z.B. Half-Life 2 oder Deus Ex 2), wirkt The Fall of Max Payne eher wie Die Millionenshow im Verhältnis zu Genregrößen wie You don’t know Jack. Aber wenn man bedenkt was mit der Engine aufgeführt wurde, ist garnicht so klar wer den diesjährigen Shooter-Showdown gewinnen wird. Sicher wird’s viele geben, die einen Sci-Fi Szenario weniger abgewinnen als einem realistischen Krimi mit tiefgründiger Story in unserer Zeit.

Visuell hat man sich einiges geleistet – wie man an den Screenshots schön sehen kann, haben die Redemy Leute einiges daran gesetzt, das Spiel realistischer erscheinen zu lassen. Die Charaktere blinzeln oder bewegen die Augenbrauen um Emotionen besser Ausdruck zu verleihen. Besonders für Max hat man sich Zeit genommen, er sieht jetzt viel älter und reifer aus, ein bisschen wie Mad Max (aka. Mel Gibson) wie ich meine. Seine- "Lederjacken und Hawaii-Hemd"-Image wird er zwar nicht mehr ganz gerecht, aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein.

Der Hauptstorystrang wird defintiv mehr Wendungen als sein Vorgänger haben – im ersten Teil wurde an sich nur auf den Rachepart gesetzt, die Lovestory mit Mona Sax wird aber wohl den Hauptteil des Spielgeschehens im zweiten Teil darstellen. Interessant dürfte auch die wesentlich längere Spieldauer sein, bis zu 50% länger wird das Spiel wohl sein (nicht durch nutzlose Lückenfüller gestreckt, sondern mit richtiger Handlung). Natürlichen fehlen auch die Flashback Sequenzen nicht, mit denen schon der erste Teil begonnen hat. Ohne diese kurzen Rückblicken wüsste man sicher an manchen Stellen nicht, warum und was Max gerade vor hat.

Die In-Game-Zwischenseqenzen zum Vorantreiben der Handlung sind zwar auch wieder mit dabei, werden aber diesmal etwas sparsamer eingesetzt und fallen auch durchaus kürzer aus. Man muss auch den ersten Teil nicht wirlich gespielt haben um in die Story gut zu finden. Die NPCs aus Max Payne haben sowieso zum Großteil nicht überlebt und werden in The Fall of Max Payne etwas intelligenter und eben auch sparsamer verwendet.

Das Szenario könnte irgendwo im Big Apple sein, aber weit weg vom Times Square oder der aufgeräumten Lower East Sider – alles wirkt düster und dunkel. Es scheint immer 3 Uhr Nachts und regnerisch zu sein, die Straßen sind leer und bereit für böse Jungs mit Schrotgewehren und Akimbo Berettas. Das Resultat ist ein Trip durch Max‘ persönliche Hölle (… oder Himmel?) mit einem gewissen Italo-Western Style – blöderweise ist Max dann doch eher der Typ für ein abgesägtes Schrotgewehr oder eine Desert Eagle … schade eigentlich.

Bis wir wirklich genauers wissen, müssen wir uns allerdings noch bis 30. Oktober gedulden – zumindest wenn man auf die deutsche Version wartet. Die US Version kommt ca. 2 Wochen früher (15.) in die Läden, bietet aber nach aktuellem Stand keinerlei Vorzüge gegenüber der deutsprachigen. Ob die Feder der Zensur der BPjM noch drüberfährt?

Komplett neue Storyline, eine Lovestory – Bullet Time 2.0, neue Waffen und neue Moves. Mehr und bessere, interaktive Zwischensequenzen, voll integrierte Havoc Physik-Engine, Cooperative NPCs und neue K.I.. Fotorealistische Texturen, perfekte Licht- und Schatteneffekte und ein riesiges Produktionsbudget …

Hört sich kompliziert an – so viel, dass es schon richtig unübersichtlich wird. Ein Bild von dem, was all diese Features in Kombination abgeben, kann man sich nur schwer zusammendenken. Versprochen wird viel, doch ob’s auch gehalten wird, ist die Frage.

So ganz konnte mich Max Payne 2: The Fall of Max Payne nicht überzeugen – Half-Life 2 ist als Konkurrent einfach viel zu verlockend. Um aber wirklich sagen zu können, welcher Titel diesen Herbst bestimmen wird, müssen wir wohl noch warten. Für jene unter euch, die mit Sci-Fi Szenarien nicht viel anfangen können, ist die Entscheidung wohl klar, aber für mich …