In Westerado: Double Barreled – der aufgebohrten Kaufversion eines Flashspiels der Ostrich Banditos – schlüpft ihr in die Rolle eines Cowboys auf Rachefeldzug. Der 2D-Retro-Pixel-Shooter schickt euch auf die unterhaltsame Suche nach dem Mörder eurer Familie.
Das Spielprinzip ist simpel und schnell erklärt. Um den Schurken zu finden, erledigt ihr Quests für diverse NPCs, die eurem detektivischen Verlangen als Dank mit Hinweisen auf sein Aussehen nachgeben. Bei jedem neuen Durchgang – je nach Geschwindigkeit und eurer Erkundungslust dauern einer zwischen eineinhalb und drei Stunden – ist der Gangster ein anderer.
Zwei Dinge heben Westerado besonders hervor. Einerseits sind es die nicht ganz linearen Aufgaben, die dem Spiel den nötigen Wiederspielwert geben (getrübt wird dieser einzig dadurch, dass die Landkarte immer dieselbe ist).
Bei einigen Quests kann man zum Beispiel eine Seite wählen und das Schicksal der Fraktionen entscheiden. Und immer wieder könnt ihr euer Gespür spielen lassen, wie mit einer Figur umzugehen ist (ihr könnt oft unterschiedliche Antworten geben und zudem jederzeit eure Waffe ziehen). Dadurch reizen ein paar Durchgänge, um zu erfahren, wie eine andere Antwort oder Verhaltensweise die Sache zuende gebracht hätte.
Manchmal würde man sich gegebenenfalls wünschen, dass die Konsequenzen für die Erzählung etwas größer wären. Wenn ich zum Beispiel den größten Tycoon der Gegend abknalle, sollte sich das in der Welt irgendwie stärker bemerkbar machen, als mir nur ein paar Quests zu verbauen.
Nicht alle Quests muss man bei jedem Durchgang auch wirklich abschließen. Das vermittelt das Gefühl einer gewissen Freiheit in der offenen Welt, deren Städtchen, Farmen, Banditenschlupfwinkel, Minen, Forts, Indianderlager und Zugstationen immer wieder amüsant geschriebene Charaktere bevölkern.
Das zweite hochinteressant umgesetzte Feature ist das Kampfsystem im Allgemeinen. Anfangs erscheint es etwas eigenartig, dass man nur streng horizontal schießen kann. Die Angelegenheit spielt sich dadurch aber eben anders, als die meisten sonstigen Spiele und schafft damit eine ganz eigene Herausforderung.
Die Shootouts sind dabei nicht knüppelschwer, bleiben aber alles in allem schwierig genug. Das liegt vor allem am guten Waffenhandling. Wie jeder weiß, der mit Lucky Luke und Cowboyfilmen aufgewachsen ist, hat ein Revolver nur sechs Schuss. Zudem ist er nicht immer ganz einfach zu bedienen. Und so muss man jede Kugel einzeln entsichern, abfeuern und nachladen. Das dauert alles ein paar Zehntelsekunden und so zählt jeder Schuss ein wenig mehr.
In hübscher Pixelgrafik, untermalt mit herrlicher Musik eilt ihr also von Gefecht zu Gefecht. Wenn ihr wollt, könnt ihr die komplette Landkarte ausradieren. Niemand ist tabu, auch nicht die wichtigsten Story-NPCs. Aber natürlich bringt ihr euch dadurch um so manchen Auftrag und mit den Hintergrundgeschichten zumindest beim ersten Durchspielen auch um einen Teil des Spaßes.
Westerado: Double Barreled (dessen lokalen Coop-Mode ich noch nicht ausprobieren konnte) ist eine spannende kleine Gameplay-Mischung, die zwar bereits Spaß macht, aber sogar noch eine Menge mehr Potential hätte. Hoffentlich bekommt es einen Nachfolger, der das Konzept weiterspinnt – mit einer noch interaktiveren Spielwelt, mehr schrägen Vögel und etwas weitreichenderen Konsequenzen unserer Entscheidungen.
Aber schon jetzt, ist es eine feine Sandkiste für Open-World-Cowboy-Detektive die ein paar ziemlich unterhaltsame Stunden erleben wollen. Es ist die 14-15 Euro locker wert, die die Entwickler im Humble Store und auf Steam (für Windows und Mac) wollen. Bestimmt taucht es aber auch irgendwann in so manchem Bundle auf.