Wir: Hallo Xavier. Würdest du dich bitte unseren Lesern vorstellen.
Xavier: Hi! Ich bin Xavier Antoviaque. Ihr könnt mich in der News-Rubrik auf der offiziellen Website [von ‘Ryzom’] und in den Foren finden. Im Spiel heiße ich Kalhaan.
Und als was arbeitest du genau bei ‘Ryzom’?
Ich arbeite derzeit als Community-Mitarbeiter bei ‘Ryzom’. Das bedeutet, ich bin für eine reibungslose Kommunikation zwischen den Spielern von ‘Ryzom’ und dem Entwicklerteam verantwortlich. Praktisch bedeutet dies, dass ich ein Auge auf die Bedürfnisse der Community haben und diese den Entwicklern näher bringen muss, während ich die Entscheidungen der Entwickler über ‘Ryzom’ gegenüber den Spielern vermittle.
Wie kam es eigentlich dazu, dass du Community-Manager geworden bist?
Hum, das ist schon ein paar Jährchen her! Die Zeit vergeht in diesem Job so schnell. Ich habe noch studiert, als mich ein Freund auf eines der ersten auf französisch lokalisierten MMOGs hinwies: ’The Fourth Coming’. Es war ein schreckliches Spiel. Aber da dieses Genre neu für mich war, war ich süchtig danach. (lacht) Danach bekam ich eine Position auf freiwilliger Basis angeboten, erhielt schrittweise immer mehr Verantwortung – bis zu dem Punkt, an dem man mir einen Job anbot. (lacht)
Für ‘Ryzom’ habe ich anfangs im IT-Bereich gearbeitet, weshalb ich immer noch auf unsere Server-Farm ein Auge habe. Vor einem Jahr wollten wir die Kommunikation mit den Spielern verbessern, weshalb ich zu meiner jetzigen Position wechselte.
Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei dir aus?
Nun, ich kenne so etwas wie einen „normalen“ Tag nicht. (lacht) Ich muss gleichzeitig mit dem Entwicklerteam und den Spielern in Kontakt bleiben und meine Planung sowie die To-Do-Liste an die neuesten Ereignisse anpassen. Und da in einem sich ständig verändernden Genre so viele Dinge passieren, arbeite ich beinahe jeden Tag an etwas anderem als am Tag zuvor. Das ist auch einer der Gründe, warum ich diesen Job so mag, trotz der verrückten Arbeitszeiten und den daraus unvermeidbaren Konsequenzen für mein persönliches Leben! (lacht)
Okay, dann lass mich dich nach Dingen fragen, die du regelmäßig verrichtest.
Ja, da gibt es ein paar Dinge, die ich regelmäßig tue: Beispielsweise die Foren checken und die dortigen Fragen beantworten, News schreiben, Team-Angelegenheiten lösen, um ihnen gute Arbeitsbedingungen zu ermöglichen, ein bisschen programmieren, Prozesse einrichten, an Meetings teilnehmen …
Welche Reaktionen erfährst du von anderen Leuten, wenn du ihnen erzählst, dass du bei einem Online-Rollenspiel deinen Lebensunterhalt verdienst?
Normalerweise reißen sie die Augen auf und sagen: „Wirklich?! Das ist aber ein verdammt lustiger Job, den du da machst!“ Das ist er natürlich. Jedoch vergessen sie oft, wie fordernd und hart es an manchen Stellen sein kann. Einige von ihnen glauben sogar, ich würde den ganzen Tag lang nur spielen! Sie neigen dazu, nur das Wort Spiel zu hören und vergessen, dass dies ein richtiger Job ist – mit einem Haufen Arbeit, die in einer rasanten und stressigen Umgebung gemacht werden muss. Aber sobald ich das klargemacht habe, tendieren die Leute dazu, mir in einem Punkt zuzustimmen: Das ist eine Arbeit, die du nicht so leicht hergeben willst. (lacht)
Denkst du, deine Tätigkeit ist ein längerfristiges Engagement für dich?
Auf diesem Gebiet ist es überhaupt sehr schwer, irgendwelche längerfristigen Pläne zu schmieden. Alles ändert sich zu schnell, als dass du sicher sein könntest, was du nächstes Jahr machen wirst – oder überhaupt noch in diesem Feld arbeiten möchtest. Das MMORPG-Genre, und allgemein die Spieleindustrie, ist verseucht von geldgeilen Typen, die nicht aus Leidenschaft, sondern nur wegen der Kohle, die sie hier scheffeln können, da sind. Du weißt niemals, wie weit sie gehen werden. Aber so lange ich das hier genießen kann, sehe ich keinen Grund aufzuhören. (lacht)
Hast du einen persönlichen Bezug zu MMORPGs?
Absolut! Und dieser sollte sich sogar noch mit der Zeit verstärken. Derzeit besteht ein Großteil meines Freundeskreis nicht aus MMOG-Spielern – nicht dass ich es nicht versucht hätte, sie zu konvertieren (lacht). Aber das Genre ist noch nicht soweit für sie. Wir befinden uns nach wie vor in der Vorgeschichte der MMOGs hinsichtlich statischen Spielinhalten und langatmigen Regeln für die Charakterentwicklung. Ich denke, sobald das MMO-Genre erwachsen geworden ist, dass viel mehr Leute davon in den Bann gezogen werden und dass viel mehr Bereiche unseres realen und virtuellen Lebens davon beeinflusst werden. Allein das Spielen eines MMORPGs ist schon eine Lebensart. Und morgen, mit ein bisschen Glück und harter Arbeit, könnten sie gut möglich ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft geworden sein.
… und spielst du gerade selbst privat ein MMORPG? Vielleicht gerade das, für das du arbeitest?
Ja. Mein Haupt-MMORPG ist derzeit natürlich ‘Ryzom’. (lacht) In letzter Zeit spiele ich besonders ’The Ryzom Ring’ [Anm d. Red.: Das kommende Add-on], da ich mich ja um dessen Alpha-Test kümmere. Es kommt meinen Ansprüchen an Pen & Paper-Rollenspiele sehr nahe. (lacht) Und obwohl es sehr schwierig ist, die Zeit für mehrere MMOGs zu finden, habe ich außerdem kürzlich ’Guild Wars’ ein bisschen ausprobiert.
Xavier, vielen Dank für das Gespräch.