Ihr wollt dem 14. Jahrhundert euren Stempel aufdrücken? Eine riesige, erfolgreiche Dynastie aufbauen? Kein Problem, denn genau dahin bringt euch Die Gilde 2. Teil 1 zwar preisgekrönt, aber doch mit ein paar Mängeln. Letzteres will 4Head Studios nun ausmerzen. Zudem haben sich die Entwickler eine ganze Menge Arbeit aufgeladen, denn die Vielfalt in Gilde 2 ist groß. Neben Wirtschafts- und Lebenssimulationselementen, gibt es außerdem noch einen Rollenspielpart. Dabei geht das eigentliche Spiel, welches nicht aus Missionen besteht, ganz klein los.
Ihr startet im Charakterentwicklungsmenü und erstellt dort das Aussehen, wählt den Beruf und verteilt Talentpunkte eures Alter Egos. Dann könnt ihr aus vier Spielmodi auswählen. Hauptteil wird aber die Endlossimulation sein. Natürlich kann man alle Spielmodi auch im Mehrspielermodus, im Internet oder über LAN mit bis zu sechzehn Leuten spielen. Dann kann’s aber auch direkt losgehen. Jetzt seid ihr nicht nur auf euch gestellt, sondern könnt auch wirklich frei wählen, was genau ihr machen wollt. Das Spiel ist dann zu Ende, wenn niemand aus eurer Dynastie mehr am Leben ist. Um also nicht nach einem Leben schon den „Game Over“-Bildschirm zu sehen, solltet ihr euch zunächst um eine Frau bemühen. Das erfolgreiche Werben um eine Frau bringt euch nicht nur eine Lebensgefährtin, sondern auch Erfahrungspunkte und die Möglichkeit einen zweiten Charakter zu steuern. Insgesamt drei Charaktere könnt ihr im Spiel gleichzeitig steuern.
Wollt ihr aber zum Beispiel nicht mit euch selber, eurer Frau und eurem Enkel spielen, könnt ihr diese auch einfach aus der „Partie“ rausschmeißen und beliebig auswechseln. Einmal aus der Partie geflogen, kann man die Personen aber nicht wieder einladen. Ein normales Leben führen sie aber immer noch weiter, eben von der KI gesteuert. Diese soll wesentlich zum Vorgänger verbessert worden sein. Auch die Automatisierung eurer Gebäude soll nun besser funktionieren. Die KI macht nur noch genau das, was ihr vorher im reichhaltigen Optionsmenü eingestellt habt. Euch bleibt aber trotzdem die Möglichkeit noch alles manuell zu regeln. Wie ihr verschiedene Angelegenheiten regelt, bleibt ganz dem Spieler überlassen. Wollt ihr eine Fehde gegen euren Hauptkonkurrenten starten und ihn mit aller Macht sabotieren oder euch mit diesem verbünden? Im Spiel sind Gut und Böse ein sehr großes Thema. Schon im Interface sind die beiden Bereiche klar durch verschiedenfarbige Buttons geteilt. Wollt ihr nur gut und fair spielen, ist das gar kein Problem. Nur ob es eure Gegner machen, ist die Frage. So kann es passieren, dass ihr vor Gericht gerufen werdet, aber euch euer Widersacher durch Wachen abfangen lässt. Die Folge ist, dass ihr zu spät oder gar nicht beim Gericht ankommt. Damit seid ihr sofort schuldig gesprochen.
Außerdem könnt ihr auch einen levelbaren Schergen engagieren, der für euch die Drecksarbeit erledigt und Produktionsstätten lahmlegt oder gleich eure Kontrahenten zur Strecke bringen kann. Wenn ihr aber nicht vorsichtig genug seid, können die andern Spieler Beweise gegen euch sammeln und euch dann vor’s eben genannte Gericht bringen. Die Verhandlungen sind aber keine lahmen Texteinblendungen, sondern laufen sehr dynamisch ab. Der Kläger legt die verschiedenen Beweise vor, der Richter wertet dann diese und je nach Schwere geht in der oberen Leiste ein Balken in die verschiedenen Strafabschnitte. Von Freispruch bis Tod ist alles vertreten. Beeinflussen können Kläger und Angeklagter das Urteil durch Schmiergelder oder gute Antworten auf Fragen. So kann ein geklauter Sack Getreide zum Tod führen, aber auch ein mehrfacher Mord unbestraft bleiben. Neben den ganzen Produktionssträngen, gibt es aber auch noch die Möglichkeit, sich durch die Politik nach vorn zu bringen. So bekommt ihr im Laufe des Spiels Ämter. Durch euren Einfluss in den verschiedenen Ämtern bekommt ihr immer mehr Möglichkeiten, diese auch zu nutzen. Gerade hierdurch kann sich ein Spiel entscheiden. Schwer ist es allerdings in allen Ämtern gleich angesehen zu sein, da es ja auch noch andere Spieler gibt, die auch Interessen haben. So gibt es nicht nur einen Kampf auf der Wirtschaftsseite, sondern auch einen im politischen Bereich. Beide sind sehr interessant und wirken nicht statisch.
Lebendig wirkt auch die gesamte Stadt von Die Gilde 2. Zwar ist die Grafik nicht dermaßen spektakulär, aber hübsch anzuschauen ist sie trotzdem. Alle Personen im Spiel gehen irgendwelchen Tätigkeiten nach, ob sie nun schlafen, arbeiten, spielen oder einfach gar nichts machen. Alles hat nicht nur Sinn für’s Spiel, sondern wirkt in der grafischen Ausführung auch sehr realistisch. Je größer eure Stadt wird, desto schicker sehen auch alle Gebäude aus. Die Aristokraten kann man sehr gut vom gemeinen Volk an der Kleidung unterscheiden und sowieso ist alles sehr detailverliebt dargestellt. Nur ein Beispiel: Kinder starten im Winter Schneeballschlachten.
Zur Musikuntermalung können wir leider nicht so viel sagen, denn im Business-Center war es bei der Präsentation unglaublich laut. Ein paar sehr nette orchestrale Töne konnten wir aber erhaschen.
Ich bin ganz ehrlich gesagt kein Fan von Wirtschaftssimulationen. Die Vielfalt aber, die uns gezeigt wurde, ist schon beeindruckend. Gerade im späteren Spielverlauf ist das Ganze sehr komplex, allerdings kann jeder Spieler nach seinem Belieben entscheiden, wie komplex er spielen möchte. Vor allem die Intrigen und die interessanten Möglichkeiten durch Verbünden haben mich dann doch sehr beeindruckt. Die Gilde 2 wird ein Hochgenuss für all diejenigen werden, die sich mit einer Mischung aus Lebens- und Wirtschaftssimulation mit zusätzlichen Rollenspielanteilen vergnügen können. Denn all diese Teile werden sinnvoll ausgeschöpft und langweilig scheinen die Features nicht so schnell zu werden, da alles wirklich sehr dynamisch vonstatten geht. Wie sich das ganze dann im Mehrspielermodus anfühlt können wir noch nicht sagen. Aber wir hoffen, dass die Vielfalt nicht gerade da einen großen Strich durch die Rechnung macht. Wir werden es sehen. Sehr gute Ansätze sind aber vorhanden.