Februar 1944, Ganz Europa ist vom Deutschen Reich überrannt worden. Doch eine kleine Insel (Großbritannien) und ein kleines Dorf in DÄNEMARK widersetzen sich den Eroberern. Für diese Aussage würde euch jeder Geschichtslehrer bedingungslos töten doch in Hearts of Iron ist alles möglich.
„Fans“ des Zweiten Weltkriegs müssen langsam aber sicher unter Entzugserscheinungen leiden, erschien doch schon seit mindestens zwei Tagen kein Titel mehr, der in diesem Szenario angesiedelt war. Paradox erlöst diese Spielerschar nun wieder und schickt uns mit Hearts of Iron direkt auf eine strategische Übersichtskarte.
Leider war es das zumindest im grafischen Bereich auch schon. Viel mehr als eine unspektakuläre Landkarte und zahlreiche ansehnliche Tabellen werden einem nicht geboten. Vor dieser optischen Kulisse verbringt man das gesamte Spielgeschehen. Alle wichtigen Mächte des Zweiten Weltkriegs sind dabei spielbar. Unterteilt ist das Spiel in drei Kampagnen die den Weg in den Krieg, die Phase des Blitzkriegs und das Eingreifen der Sowjet Union nachstellen. Natürlich kann man der Geschichte eine vollkommen andere Wendung verpassen und anstatt als deutscher Leithammel in Polen einzumarschieren ist es einfach möglich das Land politisch zu übernehmen. Diplomatie ist generell ziemlich wichtig und dementsprechend umfangreich sind die Möglichkeiten. Vom relativ problemlosen Beeinflussen anderer Nationen bis hin zur Marionettenregierung – trotz des Spruchs „Wo die Diplomatie endet, beginnt der Krieg“, der von der Verpackung prangt, sind die Möglichkeiten von Hearts of Iron vielfältig.
Insgesamt wird man sowieso mit einer Flut an Informationen und Features im Spiel begrüßt die vor allem Anfänger abschrecken dürften. Diese sollten vor dem wirklichen Spielbeginn unbedingt das Handbuch lesen und die zahlreichen Tutorials absolvieren. Trotzdem werden wohl nur Hardcore-Strategen vom etwas langatmigen Spielgeschehen nicht vertrieben werden. Darüber, dass es in HoI etwas längere Perioden gibt wo nichts wirklich Interessantes passiert, kann auch die Möglichkeit die Zeit zu beschleunigen nicht hinwegtäuschen. Das sorgt nämlich oft für ein steigendes Gefühl der Übersichtslosigkeit und Konfusion.
Die eigenen Gebiete werden von einer selbst erstellbaren Regierung geleitet die sich aus verschiedenen Ministern zusammensetzt. Diese haben spezielle Eigenschaften und so steigert ein Minister schon mal die Effizienz des Landes in der Industrie während ein anderer das Volk beruhigt. Ähnlich verhält es sich auch mit den Armeen. Dieser werden von diversen Offizieren geleitet die wiederum jeweils besondere Vorteile besitzen. Es ist auch wichtig die richtigen Generäle und Feldmarschalls einzusetzen, denn es macht keinen Sinn den Panzerspezialisten Rommel als leitenden Kommandanten eines Infanteriechorps einzusetzen. Unterstellt man einem General zuviele Einheiten, dann gibt es deftige Abzüge bei der Kampfstärke.
Apropos Einheiten, davon gibt es auch zahlreiche Varianten. Infanterie, Kavallerie, mechanisierte und motorisierte Trupps, Panzer, Flugeinheiten und Schiffe stehen im Kampf um die Weltherrschaft zur Verfügung. Alle Einheiten sind aufwertbar, sodass der Forschungspart eine gewichtige Rolle einnimmt. Die unendlich vielen Forschungsgebiete steigern dabei nicht unbedingt die Übersicht.
In den Kämpfen wird aber nicht nur die Stärke der Armeen berücksichtigt sondern auch zahlreiche Details wie die strategische Lage (Flüsse, Gebirge etc.), die Tageszeit und vorhandene militärische Infrastruktur wie Land- oder Küstenbefestigungen. Auch der Kommandant spielt hier wieder eine entscheidende Rolle.
Ich gebe es zu! Am Anfang hatten mich die ganzen Möglichkeiten des Spieles überfordert und auch die quasi nicht vorhandene Grafik und der etwas eintönige Sound haben mich nicht unbedingt zum Weiterspielen motiviert. Doch nach einiger Zeit, als ich kapierte, dass ich mich nicht in einem interaktiven Atlas mit vielen sinnlosen Tabellen befinde, erweckte Hearts of Iron doch noch etwas Spielspaß in meiner gequälten Zockerseele! Für begeisterte Strategen vielleicht kein Fehlkauf, für Anfänger ist das neueste Werk von Paradox zu unspektakulär und unübersichtlich.