Es ist schon einige Zeit her, als Shrapnel Games ein Spiel namens Land of Legends ankündigte, welches auf den ersten Blick überhaupt nicht in das Sortiment des auf Kriegsspiele spezialisierten Publisher zu passen schien. Die ersten Screenshots ließen mich zweifeln, erinnerten mich die Bilder doch an eine Sparversion von Heroes of Might and Magic. Um meinen ketzerischen Ansichten ein Ende zu bereiten, wurden wir nun mit einer Preview-Beta des Spiels versorgt und siehe da, mit Heroes hat das Spiel nun wirklich nichts zu tun. Aber worum geht es dann?
Land of Legends bringt euch in eine Welt der Elfen, Zwerge und allerlei anderer Rassen, die man aus Fantasyfilmen und Büchern eben so kennt. Wie in solchen Welten üblich, bedroht mal wieder das Böse – zum Beispiel in Form von größenwahnsinnigen Gartenzwergen – die Guten, welche ihr verkörpert. Das Böse gilt es natürlich aufzuhalten, was ihr ebenfalls zu übernehmen habt, und zwar rundenbasierend, so wie wir es von Shrapnel gewohnt sind.
Das Prinzip des Spiels ist einfach und schnell zu lernen. Jede der acht wählbaren Rassen hat vier mögliche Einheitentypen zur Verfügung, die sich komplett von den anderen unterscheiden. Dies gilt sowohl visuell als auch von den Attributen und Einsatzmöglichkeiten her. Geld verdient man mit Burgen und Goldminen, wobei jede in eurem Besitz befindliche Burg pro Runde 1000, äh Geld, ausspuckt. Euer Ziel sollte es also sein, schnellstens Burgen zu erobern, um mehr Geld zu kriegen, um mehr Einheiten bauen zu können damit ihr euren Gegner vernichten könnt. Hört sich einfach an, ist in der Praxis aber sauschwer hinzukriegen! Jeder Terraintyp, jedes Einheitenattribut und jede Bewegung beeinflussen das Spielgeschehen massiv. Es ist nicht so wie bei Heroes oder Civilization, dass ein ‚falscher Zug‘ keine große Sache ist und euch nur eine Einheit kostet, sondern es bricht euch jede falsche Bewegung das Genick und die K.I., die laut Tiny Hero noch im Betastadium ist, vernascht euch zum Frühstück wenn ihr einen Fehler zuviel macht. Glücklicherweise ist eine kleine ‚undo‘-Funktion eingebaut, mit der ihr immer die letzte Bewegung einer Einheit rückgängig machen könnt. Man kann Land of Legends also schon eher als Konkurrenz zu Schach denn als Standard-Strategiespiel ansehen.
Der Multiplayerpart wird sicher für jeden Käufer einen Blick wert sein. Online wird über eure Siege und Niederlagen Buch geführt und in einem integriertem Chat könnt ihr eure Gegner schnell und einfach auf ein Match herausfordern. Da eine Partie im Schnitt 30-45 Minuten dauert, eignet sich der Multiplayerpart auch für ‚zwischendurch‘ sehr gut.
Die Grafik wird zwar keine Rekorde brechen, ist jedoch in einem netten Anime-Stil gehalten, der sicher seine Freunde finden wird. Immerhin kann man sagen, für ein Shrapnel-Spiel sieht Land of Legends eigentlich schon umwerfend aus :).
Viele fertige Missionen gibt es noch nicht, aber was man bis jetzt sehen kann, werden alle Kampagnen – es gibt für jede Rasse eine eigene – sehr abwechslungsreich und der Storypart wird nicht zu kurz kommen. In der Welt von Land of Legends wird man einige auch nicht fantasytypische Erlebnisse haben. Die Entwickler haben eine gehörige Portion Humor im Spiel versenkt, was das Spiel etwas von der Masse abhebt und auch nicht fehlplatziert wirkt. Bereitet euch am besten schon auf gnadenlose Kriege gegen knuddelige Miezekatzen vor und passt auf, dass euch die bösartigen Kampfgartenzwerge nicht den Hintern versohlen!
Skirmishmaps, auf denen ihr wahlweise gegen die K.I. oder im von mir so heißgeliebten HotSeat-Feature gegen einen menschlichen Gegner spielen könnt, wird es ebenfalls geben. Vielleicht, wenn die Zeit bis zum Release nicht zu knapp wird, bekommen wir auch noch einen Map Editor dazu, was aber eher unwahrscheinlich ist. Einen späteren Patch, der diesen enthalten wird, dürfen wir aber erwarten.
Land of Legends wird Juni dieses Jahres erscheinen. Einen Test der fertigen Version werdet ihr bei uns mit Sicherheit finden können. Brauchbare Englischkenntnisse sind leider Pflicht, um das Spiel genießen zu können.
Wie kann man sich so täuschen? Anfangs habe ich Land of Legends für einen Heores-Klon gehalten, dabei sollte ich Shrapnel mittlerweile doch wirklich schon gut genug kennen um zu wissen, dass man zwar keine technischen Meisterwerke, aber eigentlich immer originelle Konzepte erwarten kann.
Das Spielprinzip ist erstaunlich simpel aber von Banalität weit entfernt. Die Bedienung ist unglaublich einfach und nachdem man das Tutorial gespielt hat wird man 100%-ig mit allen Features des Spiels vertraut sein. Trotzdem ist es extrem komplex. Es ist bewundernswert, wieviel Tiny Hero aus derartig ‚wenig‘ Spielumfang machen kann. Vier Einheiten pro Rasse reichen volkommen um euch wirklich umfangreiche strategische Planung auf fast jeder Map abzuverlangen. Auf den ersten Blick scheint das unmöglich.
Ich bin gespannt auf die Vollversion und kann jedem, der mit anspruchsvolleren rundenbasierenden Strategiespielen was anfangen kann, schon mal eine Vorabempfehlung aussprechen.