There’s always evil under the sun…

So lautet die Binsenweisheit in diesem Spiel und genau so geht’s auch darin zu. Wir (ein grafisch unschön animierter Charakter mit wirklich furchterregend hellen Augen) bekommen von dem berühmten Detektiv Hercule Poirot eine Geschichte erzählt. Es geht natürlich um einen spektakulären Mordfall und wir (der zum Fürchten aussehende Charakter) sollen herausfinden wer der Übeltäter war. Im Spiel werden wir allerdings Poirot steuern, da dieser ja damals wirklich anwesend war. Das ist zwar etwas verwirrend, aber ähnliches kennt man auch von anderen Spielen (z.B. Assasins Creed).

Gleich von Anfang an war ich von der Sprachausgabe fasziniert. Es ist wirklich unglaublich welche Wirkung ein gekünstelter französischer Akzent (bei englischer Sprachausgabe) haben kann – eine zermürbende. Also verdrängen wir das arrogante, nasale Gelaber, denn von solchen Kleinigkeiten darf man sich nicht aufhalten lassen wenn man einen Mordfall klären will!

Wenn man diesen Mord allerdings miterleben möchte, sollte man viel Geduld aufbringen, denn man startet mit dem (intensiven) Kennenlernen der diversen Hotelgäste, was auch gleich mal einige Kapitel lang dauert und sehr unspektakulär ist. Nachdem man nämlich einmal eine Aktion ausgeführt hat (je nach Situation kann das reden, verfolgen oder belauschen sein) war es das oft auch schon – die betreffende Person hat für das restliche Kapitel nichts mehr zu uns zu sagen. Und jede, aber auch wirklich jede Person hat ihr kleines böses Geheimnis, sei es ein Diebstahl, ein Techtelmechtel mit einem der anwesenden Gäste oder aber gar eine Leidenschaft zu gewissen Voodoo-Praktiken. Man ist also jedes Mal aufs neue schockiert wenn man wieder mal mit einer Person reden bzw. sie belauschen durfte.

Wie schon gesagt, der Leitsatz des Spiels ist eben, das absolut überall Böses ist, und das trifft natürlich auf unsere Umgebung im Besonderen zu. Wenn man denkt, man hat jemanden durchschaut, ändert sich auf einmal wieder alles – und genau das sind die Momente, in denen das Spiel glänzt. Personen, die man sofort als Hauptverdächtige im Sinn hat, werden im nächsten Moment sofort wieder harmlos oder mitleiderregend, wodurch das Ende des Spiels nicht vorhersehbar ist. Auch Situationen, die im ersten Moment unwichtig wirkten, werden zu einem späteren Zeitpunkt zu einem fehlenden Puzzleteil der Geschichte.

Im Prinzip kann man sagen, das Spiel lebt von den Dialogen, denen man stets aufmerksam folgen sollte. Jegliche Information sollte man aufsaugen wie einen Schwamm, denn es gibt auch Momente, in denen man die richtige Antwortmöglichkeit wählen muss – ansonsten muss man wieder von vorne (bzw. vom letzten Speicherstand) beginnen. Meistens ist die Reihenfolge, in der man einer Person Fragen stellt, aber egal – man kann immer alle Fragen stellen – trotzdem sollte man regelmäßig speichern, um auf der sicheren Seite zu sein.

Was den Dialogen allerdings fehlt ist eine Portion Witz – es wird zwar versucht, witzige Dialoge zwischen "uns" und Monsieur Poirot entstehen zu lassen, aber wirklich lustig sind nur wenige Szenen – das meiste ist eher lau. Im Gegenteil, in diesen Dialogen entwickelte ich persönlich eher eine Abneigung gegen Poirot – er wirkt extrem arrogant und unsympathisch, was durch die Sprachausgabe noch zusätzlich verstärkt wird. Außerdem wird Poirot extrem zickig, sollte er mal eine Leiter runterklettern müssen oder gar etwas zu nahe ans Wasser gehen. Es könnten ja seine schönen Schuhe kaputt werden.

Sehen wir uns doch mal die Umgebung ein wenig genauer an: Wir befinden uns in einem Hotelzimmer, welches wir durch die Balkon – oder aber die Hoteltüre verlassen können. Ab dann gibt’s ca. 101 Wege runter zum Strand bzw. durch das Hotel. Nachdem man am Anfang von dieser Szenerie etwas überfordert ist (wo war noch gleich der Speisesaal und wo die Bar?) findet man sich aber recht schnell zurecht. Was allerdings weniger schnell ist, ist die Geschwindigkeit von Monsieur Poirot: gemächlich zuckeln wir überall hin, laufen kommt ja gar nicht in Frage. Mit einem genervten Doppelklick auf die gewünschte Tür bzw. den gewünschten Bereich können wir das aber um“gehen“ (Haha, Wortwitz!) – auf die Gefahr hinauf, etwas wichtiges zu übersehen. Denn nur, weil man eine Tür nicht aufsperren kann, heißt das noch lange nicht, das man nicht daran lauschen könnte!

Der Spielablauf ist leider sehr monoton. Das Spiel ist wie ein Theaterstück in Akte aufgeteilt, und jeder Akt hat den gleichen Ablauf. Als erstes suchen wir unsere Pappenheimer, weil die werten Gäste sich immer wo anders verstecken. Dann wird mit jedem der gefunden wird, ausgiebig geplaudert. Wir laufen jede einzelne Hoteltür ab, ob sich eine öffnen oder belauschen lässt. Wir erledigen anfallende Aufgaben (zB. ein Geschenk für einen Gast kaufen/finden, einen Zeitungsartikel lesen oder ähnliches) und bringen so den Akt zu Ende.

Alles in allem muss ich aber sagen, dass das Spiel an sich nicht schlecht ist. Es hat sicher seine guten Seiten und ab und an baut sich auch Spannung auf. Die meisten Lösungswege sind durchaus logisch, wenn man den Dialogen der Hotelgäste aufmerksam zuhört, was längere Durchhänger vermeidet. Es kann andererseits schon mal länger dauern, gewisse Personen bzw. Hinweise zu finden. Grafisch kann ich persönlich dem Spiel allerdings nichts abgewinnen, da hätte ich mir deutlich mehr erwartet. Manche Figuren wirken sehr gespenstisch aufgrund ihrer viel zu hellen Augen und überhaupt sehr künstlich. Die Umgebung an und für sich war in Ordnung, allerdings auch nichts Besonderes und doch recht langweilig.

Es ist meiner Meinung nach ein Spiel für Fans von Agatha Christie und für Spieler, welche langen Rätselspaß mögen und gerne kleine, fiese Geheimnisse aufdecken – für generelle Fans des Genres ist es allerdings nicht zu empfehlen.

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