Storytechnische Bereicherung ?

Der Abspann des Hauptprogramms Painkiller ließ bereits erahnen, dass entweder ein zweiter Teil oder ein Add-On folgen würde. Letzteres ist in Form von Painkiller: Battle out of Hell (kurz BooH) nun veröffentlicht worden. Es handelt sich hierbei um ein nicht selbst lauffähiges Add-On das neben einigen technischen Verbesserungen, zehn neuen Singleplayerlevels, zwei neuen Waffen und einem ganzen Sack voll neuer Gegner auch zwei weitere Multiplayermodi mitbringt.

Was war und was wird sein?

Zur Erinnerung: Daniel und Kathrin Garner kamen bei einem Autounfall ums Leben. Während sie umgehend in den Himmel verfrachtet wurde, musste Daniel jedoch gut 30 Jahre in einer, von fiesen Dämonen bevölkerten, bizarren Zwischenwelt ausharren – solange bis der Erzengel Samael im Auftrag Gottes kam um ihm ein Angebot zu unterbreiten: Er könne in den Himmel zu seiner Frau und müsse dafür lediglich die vier Generäle Luzifers töten. Daniel überlegte nicht lange und nahm das Angebot an.
Nach einer beschwerlichen Reise an die dunkelsten und gefährlichsten Orte der Zwischenwelt gelang es Daniel, die Generäle einen nach dem anderen zu vernichten. Aber Daniel wäre nie soweit gekommen, hätte er unterwegs nicht die Unterstützung von zwei Freuden erhalten: vom abtrünnigen Dämon Asmodis und von Eva (genau – die aus dem Garten Eden). Als Alastor, der letzte der Generäle, nach anstrengendem Kampf endlich im Staub liegt, erscheinen die beiden ebenfalls am Ort des Geschehens. Dummerweise entpuppt sich der vermeintliche Freund Asmodis als Luzifer himself und verschleppt Eva schnurstracks in die Hölle. Da Daniel ihr jedoch viel zu verdanken hat ist er wild entschlossen, sie aus den Klauen des Höllenfürsten zu befreien und lässt dafür sogar die Rückkehr zu seiner Frau erst einmal links liegen. Nach kurzer Zeit findet Daniel in einem verfallenen Kloster dann auch das Tor zur Hölle. In einem infernalischen Kampf gelingt ihm das scheinbar unmögliche: die Vernichtung Luzifers.
Aber das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht: Plötzlich taucht Alastor samt zahlreicher Monster wieder auf – quicklebendig. Er ist nämlich nicht wirklich gestorben, sondern wurde nur in die Hölle zurückgeschickt – der einzige Ort an dem Dämonen wirklich sterben können. Und da Luzifer nun tot ist, nutzt Alastor die Situation aus, um sich selbst zum neuen Höllenfürsten auszurufen. Umringt von zahlreichen Dämonen glaubt sich Daniel seinem Ende nahe, als die halb bewusstlose Eva in letzter Sekunde ein Dimensionstor öffnen kann, durch das beide in die Zwischenwelt fliehen können.
Daniel kann jedoch jetzt erst recht nicht seinen wohlverdienten Platz im Himmel einnehmen. Jetzt wo Alastor auf dem Thron sitzt und die Gefahr eines Angriffs auf den Himmel akut ist wie nie zuvor, will er noch einmal in die Hölle, um Alastor endgültig den Rest zu geben.

Neues an der Front?

Da das Add-On nur zusammen mit dem Hauptprogramm lauffähig ist (und Käufer von BooH dieses demnach schon kennen), erspare ich dem Leser an dieser Stelle die Beschreibung der grundlegenden Spielprinzipien und beschränke mich auf die Neuerungen die das Add-On bringt. Für Käufer die das Hauptprogramm und Booh zusammen erwerben möchten, verweise ich zusätzlich auf den Test des Hauptprogramms.

Neue Orte des Schreckens: Battle out of Hell bringt insgesamt zehn neue Singleplayerlevels die von der Qualität her locker mit den Szenarien aus dem Hauptprogramm mithalten können und von denen jedes sich von Setting und Grafikstil vom anderen abhebt. Da gibt es u.a. ein im tiefsten Sumpf gelegenes Horrorkinderheim (das ein wenig an die Klapsmühle aus dem Hauptprogramm erinnert), einen morbiden Vergnügungspark samt Achterbahnfahrt und durchgedrehten Clowns, ein riesiges Kolosseum mit Gladiatoren und Hindernisparcours oder ein verlassenes Labor. Wer sich in letzterem ein wenig umsieht, kann sogar die eine oder andere Anspielung auf die Resident Evil-Serie entdecken. Auch das Level Die tote Stadt wirkt wie eine Hommage an den zweiten und dritten Teil der Serie bzw. an den Kinofilm Resident Evil: Nemesis. Hier geht es in einer zerstörten, brennenden Stadt gegen Zombiehorden und monströse Roboterspinnen zur Sache. Wieder ein anderes Level erinnert frappierend an diverse zweiter Weltriegs-Shooter a la Call of Duty: Im zerbombten Leningrad machen einem skellettierte Soldaten, Panzer und Bomberangriffe das Leben zur Hölle. Zwei der Level, Pentagon und Schattenland sind hingegen reine Endgegnerarenen in denen turmhohe Obermotze niedergerungen werden wollen.

Neue Höllenmaschinen: Für den Kampf gegen die Höllenbrut haben die Entwickler Daniel zwei brandneue, spaßige Waffen gebastelt. Jede der Waffen vereint zudem (wie aus dem Hauptprogramm schon üblich) zwei völlig unterschiedliche Schussmodi in sich, so das man eigentlich von vier neuen Waffen sprechen muss. Als erstes wäre da die Kombination aus Maschinenpistole und Flammenwerfer. Besonders letzterer ist gegen Gegnergrüppchen sehr effektiv.

Als zweites hätten wir noch die Kombi aus Metallbolzen/Sprengladungswerfer. Ersteres ist eine Weiterentwicklung der Pfahlkanone, mit dem Unterschied das jetzt fünf davon gleichzeitig verschossen werden, die Pflöcke aus Metall sind und eine absolut gerade Flugbahn haben. Für alle Freunde des Snipings verfügt diese Waffe zudem über eine Zoom-funktion. Der zweite Schussmodus verfeuert ein halbes Dutzend hüpfender Metallkugeln, die beim Aufprall auf Gegner explodieren.
Natürlich gibt es auch wieder einen brandneuen Satz goldener und silberner Karten, die Daniel zusätzliche Fähigkeiten verleihen – vorausgesetzt es werden wieder vorgegebene Bedingungen in den Levels erfüllt. Teilweise sind diese jetzt noch schwerer zu bekommen als im Vorgänger. Erfahrene Painkillerspieler werden sich angesichts dieser Herausforderung sicher freuen. Allgemein hat der Schwierigkeitsgrad etwas angezogen: vor allem das Leningradlevel ist recht schwierig – aber schaffbar.
Neue Massengräber – Multiplayermodi: Zwei neue (eigentlich ja eher alte) Multiplayermodi wurden ebenfalls mit BooH mitgeliefert: einmal das gute alte Capture the Flag (mit einem Totenschädel anstatt einer Flagge) und Last man standing. Bei letzterem bekommt jeder ein vorher festgelegtes Kontingent an Leben und dann folgt im Grunde Deathmatch. Wer als letzter übrig bleibt gewinnt. Alle vorher ausgeschiedenen dürfen sich das ganze im Spectator-Modus bis zum Ende anschauen.

Achtung Käfer!

Das AddOn lief zwar auf der Testkonfiguration fehlerfrei – verursachte jedoch im Hauptprogramm einige Fehler, wovon einer sogar das durchspielen verhindert, da ein Durchgang kurz vor dem Ende des Levels „Hafen/Docks“ trotz mehrmaliger Versuche nicht mehr aufgeht. Dieser und der in einigen Levels auftretende Script-Bug „Spiderjump.state“ lassen sich mit zwei Patches ausbügeln, die ein Fan im Dreamcatcher-Forum veröffentlicht hat und die man sich rechts bei den Links herunterladen kann. Ein weiteres Problem ist eine sich nicht öffnende Tür im Level Babel. Hier hat es geholfen, einfach entgegen dem Uhrzeigersinn um den Turm herumzulaufen.

BooH ist eigentlich ein gutes AddOn. Die Levels sind allesamt ähnlich stimmungsvoll in Szene gesetzt wie im Hauptprogramm. Wer Painkiller mochte, wird auch mit dem AddOn seinen (etwa 5-6 Stunden dauernden) Spaß haben. Grafisch wirken die Painkillerlevels dank verbesserter Lichteffekte, erweiterter Schattendarstellung und Bloomeffekten gleich noch ein Stück besser als sonst. Musikalisch hat man sich hingegen etwas weg bewegt von der fetzigen Rockmucke aus dem Hauptprogramm. Stattdessen gibt es jetzt mehr an die Umgebung angepasste Klangkulissen zu hören. Im Kinderheim sorgen Kinderpianoklänge für wohliges Gruseln, im Labor gibt es kickenden Industrialsound und in Leningrad schallt einem die russische Nationalhymne mit der typischen Volksempfängerqualität entgegen. Was mir jedoch nicht gefallen hat ist die schlecht gemachte Lippen-Synchronisation in den beiden FMV-Videos. Scheinbar hat diesmal auch ein anderes Team die Videosequenzen gemacht. Daniel und Alastor z.B. sehen jetzt deutlich anders aus.

Schade dass einige Bugs das Hauptprogramm fast unspielbar machen. Nur gut das einige engagierte Fans mit selbst erstellten Fixes aushelfen. Wer also den Gedanken hegt, vorher nochmal das Hauptprogramm durchspielen zu wollen – macht das BEVOR ihr Battle out of Hell installiert. Wegen dieser schweren Bugs gibt es auch einen Wertungsabzug von 5%. Ansonsten aber ein empfehlenswertes AddOn.

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