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Vor knapp zwei Jahren schlug GTR ein wie eine Bombe. Obwohl die FIA GT Rennserie in unseren Breitengraden eher unbekannt ist, wurde landesweit das Rennfieber geweckt. Ob der offizielle Nachfolger in die gleiche Kerbe schlägt, oder sogar noch besser als sein Vorgänger ist, kläre ich im Folgenden. Am Anfang jeder Fahrerkarriere steht in GTR 2, wie auch im wirklichen Leben, die Fahrschule. Sage und schreibe 142 Übungen stehen zur Auswahl bereit. Für die erfolgreiche Absolvierung winkt nicht nur der eigene Stolz, sondern auch die Freischaltung neuer Strecken und Cups.

Neben Überhol- und Kurventechniken bekommen wir sogar einige Kniffe der insgesamt 19 Strecken aufgezeigt. Wer endlich ins Renngeschehen einsteigen möchte, wird vor die Qual der Wahl gestellt. Für den kleinen Hunger zwischendurch ist zum Beispiel das Zeitfahren empfehlenswert. Alternativ können auch ein komplettes Rennwochenende oder ein 24 Stunden Rennen in Angriff genommen werden.

Das 24 Stunden Rennen muss natürlich nicht in Echtzeit gespielt werden. Auf Wunsch können wir auch nur 24 Minuten fahren, trotzdem mit realistischem Tag- und Nachtwechsel. Der Kern des Spiels liegt aber im Meisterschaftsmodus. Hier kann der versierte Spieler nicht nur die offizielle GTR Saison 2003/2004 spielen, sondern auch unzählige kleinere Meisterschaften. Der neue Teil der Reihe basiert übrigens auf der 2003/2004 FIA Lizenz. Dementsprechend wurden neue Wagen hinzugefügt und Strecken angepasst.

Alle verschiedenen Rennserien, Saisonrevisionen und Rennställe eingerechnet, stehen ca. 140 Boliden zur Auswahl. Da wird garantiert jeder fündig. Endlich auf der Rennstrecke, macht sich der gewohnte Realismus des Vorgängers sofort bemerkbar. Abkürzungen werden meist durch streckeneigene Abweiser oder die passenden Flaggenregeln unterbunden. Ausflüge ins Kiesbett sind ohnehin nicht zu empfehlen. Der Reifengrip und die Geschwindigkeit leiden meistens heftig darunter.

Besonders für die Gelegenheitsfahrer ist die nähere Begutachtung der Schwierigkeitseinstellungen ein Muss. Während wir uns als Beginner noch mit der Auswahl der Fahrhilfen herumschlagen, können sich die Profis allein auf ihr Gefühl verlassen. Weder Schalt- noch Bremshilfen können hier aktiviert werden. Trotz der vielen optionalen Fahrhilfen bleibt GTR 2 eine knallharte Simulation. Wer Arcade-Racing sucht, muss zur Konkurrenz gehen.
Erstmal auf der Strecke, macht sich das sofort bemerkbar. Die KI reagiert giftig und agiert teils sehr aggressiv.

Wenn uns das Ganze zu bunt wird, regeln wir die Aggressivität der Gegner über eine Option im Menü einfach herunter. Crashs sind anfangs sowieso noch an der Tagesordnung. Anders als in der Formel 1 muss eine Karambolage bei Tempo 150 aber nicht zwangsläufig das Aus bedeuten. Die GT-Boliden sind um einiges robuster gebaut, so dass die Weiterfahrt, wenn sie auch nur in die Box führt, zu meist gewährleistet ist.

Das überarbeitete Schadensmodell macht übrigens einen hervorragenden Eindruck. Des öfteren ertappte ich mich bereits dabei, ein Rennwochenende nur für einen zünftigen Massencrash zu starten. Neben den üblichen Blechschäden suchen inzwischen auch die Reifen eines demolierten Fahrzeugs einen neuen Besitzer. Wer im hitzigen Renngeschehen seinen Motor übrigens zu sehr belastet, kann sich meistens schon bald auf eine rauchende Überraschung gefasst machen. Die Box ist hier allerdings aufmerksam und mahnt uns meistens vorher zur Mäßigung.

Wenn ich also trotz dieser einladenden Zerstörungsmöglichkeiten noch immer heil hinter meinen 600 PS sitze, kann mir durchaus auch das neue Wettersystem einen Strich durch die sorgfältig geplanten Siegespläne machen. Trotz meines sonnigen Gemüts verdunkelt sich der Himmel im Rennverlauf nicht selten und lässt sich zu einem hemmungslosen Regenschauer hinreißen.

Wenn ich nun auf schlittenartige Rutschpartien verzichten möchte, hilft nur noch die direkte Fahrt zur Box. Die per Motion-Capturing in Szene gesetzten Mechaniker kriegen selbst bei groben Schäden unser Fahrzeug in den meisten Fällen wieder auf die Strecke. Nach Rennende können wir unsere Runden in Replays erneut verfolgen und bei Bedarf auch abspeichern. In den zwei Jahren zwischen GTR und GTR 2 hat sich vor allem auch die Grafik gewandelt. Jedes Auto besteht aus rund 15.000 Polygonen, um auch wirklich jedes Detail darstellen zu können. Glühende Bremsscheiben, traumhafte Reflektionen und Fahrzeugcockpits zum Anbeißen sind inklusive!

Auch am Rande der Rennstrecke hat sich was getan. Die Wälder wurden kräftig aufgeforstet. Monza schmückt sich also durch die charakteristische Bewaldung. Wem die intelligenten Computergegner übrigens nicht reichen, der kann sich traditionell auch mit menschlichen Spielern im Internet messen. Das funktioniert in der Verkaufsversion ohne Tadel und bemerkenswerte Einschränkungen.

Empfehlenswert zum vollen Genuss von GTR 2 ist nebenbei eine watthungrige Soundanlage. Bei guter Lautstärke und sattem Bass, jagen mir die hervorragenden Motorengeräusche wohlige Schauer über den Rücken. Einzig und allein mehr Kameraeinstellungen hätte ich mir gewünscht. Die vorhandenen vier, nicht weiter veränderbaren Presets reichen mir jedenfalls nicht aus.

Entstaubt euer Lenkrad, zieht die Sturmhaube über und haut das Gaspedal bis auf den Boden! GTR 2 bringt erneut alles mit, was ein richtig
gutes Rennspiel braucht. Von der edlen Optik über die röhrenden Motorensounds bis hin zu der tollen Renn-KI und der unschlagbaren Fahrphysik, in der jede noch so kleine Umstellung am Fahrwerk umgesetzt wird. Durch die enorme Komplexität müssen sich Anfänger zwar etwas länger mit dem Titel beschäftigen, wer sich aber auch nur ein klitzekleines Bischen für Rennen interessiert, der kann bei GTR 2 blind zugreifen.

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