So klein kann ein MMORPG sein

Französische Entwickler sind generell immer wieder für spaßige und verrückte Ideen gut. Ankama wollte sich nun von mehreren Gigabyte großen Spieleclients distanzieren und entwickelte Dofus, das komplett auf Flash basiert und gerade einmal gut 100 Megabyte auf der Festplatte veranschlagt.

Damit aber noch nicht genug: Die typischen MMORPGs auf dem Markt lassen den Spieler in riesigen Schlachten mehrere Dutzend Monster auf einmal bekämpfen, natürlich in Echtzeit. Letztendlich bauten alle Spiele auf ein ähnliches Kampfsystem und nach dem zwanzigsten World of Warcraft-Klon ging mir der ganze Brei langsam auf den Senkel. In Dofus wird der Spieler die Dinge ein wenig ruhiger angehen lassen können, denn alle Kämpfe, also ein wesentlicher Teil eines solchen Spiels, laufen rundenbasiert ab. Der dritte Aspekt ist zwar nicht gänzlich neu, aber dadurch trotzdem nicht schlecht: Das Spiel ist an sich gratis. Man zahlt weder für den Download, noch für den Spielbetrieb. Zusätzliche Inhalte, hier die Freischaltung des gesamten Spielareals, kosten etwas.

Genug zur Theorie – wie sieht es in der Praxis aus? Zu erst fällt der leichte Spieleinstieg auf. Die Registrierung geht leicht von der Hand, der Spieledownload ist direkt auf der Homepage des Spiels zu finden und eine halbe Stunde später legt man schon los. All das ohne Installation versteht sich, schließlich basiert Dofus auf Flash. Damit einher gehen die sehr niedrigen Systemanforderungen. Selbst Spieler mit älteren Rechnern, also um und bei 400 MHz, kommen in den Genuss der durchaus ansehnlichen Comicgrafik. Ebenso dürfen Nutzer von Mac OS X und Linux mitspielen. Sobald wir eingeloggt sind geht es zur Charaktererstellung. Hier stehen uns ganze 12 Klassen zur Auswahl.

Darunter tummeln sich auch Beschwörer, die, oh Wunder, kleine Monster beschwören können oder Schurken, die auf Gift und Hinterhalt setzen. Sehr hilfreich ist hier, dass 20 Spells der jeweiligen Klasse direkt angezeigt werden, damit man einen ersten Eindruck bekommt, auf was man sich einlässt.

Wenn wir nun endlich die Spielwelt Amakna erreicht haben fällt uns direkt auf, dass alle Charaktere anfangs ziemlich ähnlich aussehen. Aber keine Angst – nach den ersten 20-30 Leveln bekommt der Spieler genug Anpassungsmöglichkeiten für das Äußere seines Charakters, von Haarfarbe bis hin zum modischen Handschuh. Anders als beispielsweise bei World of Warcraft ist nicht bei Level 70 Schluss. In Dofus liegt das aktuelle Levelcap bei 200! Allerdings geht das Leveln dafür auch wesentlich schneller von der Hand, und so nimmt sich das Ganze letztendlich nicht viel.

Wie es bei MMORPGs inzwischen Standard ist, wird man nicht einfach in die Welt geworfen sondern nimmt zuerst an einem Tutorial teil, in der die Grundeigenschaften vom Interface-, sowie einige grundlegende Funktionen erklärt werden. Nach nicht einmal 10 Minuten hatte ich die kurze Einführung hinter mir und konnte mich den ersten Quests widmen. Und da fällt natürlich der eigenwillige Grafikstil auf. Klar ist, dass man von einem Flashspiel keine State-of-the-art Shaderkunststückchen erwarten sollte.

Trotzdem gefällt mir die niedliche Comicoptik sehr gut, die vielen Schauplätze sind mit viel Liebe zum Detail gezeichnet und schaffen eine schöne Atmosphäre. Einige Levels und Spielstunden später resümiere ich, dass es standesgemäß auch unschöne Augenblicke im Spiel gibt. Zur Veranschaulichung möchte ich kurz meine erste Gruppenerfahrung im Spiel beschreiben: Ein Mitspieler erklärt sich bereit mit mir ein Monster zu bekämpfen, das ich alleine unmöglich besiegt hätte. Sobald der Kampf anfing zog es der nette Herr allerdings lieber vor erst mich- und dann mein langerwartetes Questmonster zu killen, das Loot und Gold zu stehlen, um sich dann schließlich aus dem Staub zu machen. Trotzdem lies ich mich nicht entmutigen und stieg mit der Zeit weitere Level an. Zwischen Spielstufe 50 und 70 wurden die Quests bei mir ziemlich rar und das Spiel driftete etwas ins stupide Grinden ab. Das Skillsystem ist für Anfänger übrigens tückisch: Der falsche Skill zur falschen Zeit lässt einen schwächer statt stärker gegenüber seinen Mitspielern werden. Im Laufe meiner Spielzeit habe ich drei Mal einen neuen Charakter angefangen, nach der frustrierenden Erkenntniss, dass ich auf die falsche Fähigkeit gesetzt habe.

Apropos Gold: Um richtig reich im Spiel zu werden, sollte man einen der vielen Jobs ausüben. Ich bin bereits ein erfahrener Holzhacker und kann mich mit meiner Ware gut über Wasser halten. Darüber hinaus kann man auch noch Miner und Farmer werden, sowie sich für einen weiterverarbeitenden Beruf entscheiden.

Ich hatte insgesamt oft Schwierigkeiten an Geld zu kommen, deshalb sei jedem einer dieser Berufe ans Herz gelegt. Allerdings gibt es auch hier einen groben Designschnitzer: Um im Beruf nach vorne zu kommen, um die wirklich wertvollen Gegenstände abbauen oder herstellen zu können ist oft stundenlanges, sinnfreies Farmen vonnöten. Nach über 10 Jahren MMORPG-Geschichte muss sowas doch nun wirklich nicht mehr sein. Nur wer sich das antut, kann später richtig Kohle machen. Einen eher mauen Eindruck hinterlies auch die akkustische Untermalung. Die Hintergrundmusik wiederholt sich ziemlich häufig und auch die Soundeffektpalette ist sehr begrenzt.

Insgesamt hat Dofus bei mir ein erfrischendes Gefühl zurückgelassen. Die rundenbasierten Kämpfe machen eine lange Zeit sehr viel Spaß. Einfach auch deshalb, weil ich sie in dieser Form noch nicht in einem MMORPG gesehen habe. Von Zeit zu Zeit kommen neue kostenlose Erweiterungen, so genannte Episoden, für das Spiel und bereichern die Spielwelt um neue Monster, Items oder Gegenden. Ich habe hier einfach das Gefühl, dass sich der Entwickler gut um sein Spiel kümmert und sorgt.

Die Knuddeloptik ist liebenswert und der Spielumfang für ein Flashgame wirklich gewaltig. Designschnitzer in Gruppenbildung, Jobs und Skillbalancing sind natürlich unnötig und dämpfen bei mir den Spielspaß und die Motivation zum Weiterspielen kräftig. Da der Spieleinstieg aber ohnehin umsonst ist, könnt ihr nicht viel falsch machen. Ingame trefft ihr mich unter "Dathremar" an – In diesem Sinne: Bis bald!

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