"Mein Name ist Guybrush Threepwood, du bist des Todes!", mit mächtig brutalen Worten fordere ich meinen Gegner heraus. Ich habe mich einmal mehr in die Karibik verirrt, diesmal in den Betatest von Puzzle Piraten einem MMORPG der etwas anderen Art. Warum? Nun ja, gleich nach meiner Herausforderung will mein blutrünstiges Gegenüber seine Ehre verteidigen, aber was dann passiert, hätten sich wohl nur die Wenigsten gedacht…
Anstatt mit den Säbel schwingend aufeinander loszugehen beginnt nämlich eine Art modifiziertes Tetris. Jeder der Kämpfer (wenn zwei Schiffcrews aufeinander losgehen können das schon mal über 20 sein) spielt im Grunde sein eigenes Spiel, kann aber durch besonders gelungene Aktionen jenes des anderen beeinflussen (z.B. temporär unzerstörbare Steine vom Himmel fallen lassen).
So ist Puzzle Piraten auch in jeder anderen Situation aufgebaut. Zwar bewegt man sich in der großen Online-Karibik über alle Inseln und Schiffe in einer zwar hässlichen, aber dennoch irgendwie charmanten 2D-Isometrieperspektive mit Playmobil-Look, die eigentlichen Aktionen (wie Segeln, Wasser aus den Schiffen pumpen oder Löcher im Schiffsrumpf bei Seekämpfen zu stopfen) laufen aber allesamt in unterschiedlichen Geschicklickeitsspielen ab. Dabei gibt es einige sehr gelungene Puzzles, aber auch die ein oder andere Krücke.
In den Knobeleien gegen die zahlreichen NPCs und menschlichen Piraten (leicht durch Farbgebung der Namen zu unterscheiden) gewinnt man Geld, dass man dann in Dinge investiert, die von banalen T-Shirts, über Geschäfte bis hin zu ganzen Schiffen reichen. Eigene Häuser wollen die Entwickler im Laufe der Zeit übrigens auch noch einbauen.
Schiffe kann man sich zusammen mit einer Gruppe von Mitstreitern kaufen, und dannach über die Weltmeere segeln. Dabei ist Teamwork besonders wichtig. Wenn eure Nussschale angegriffen wird, gilt es entweder zu flüchten (dann müssen die Segel, Wasserpumpen und Zimmerman-Stationen mit Puzzlern besetzt werden, um besonders viel Fahrt zu machen) oder sich dem Kampf zu stellen (dann müssen die Kanonen geladen und abgefeuert werden und ein Schwertkampf beginnt). Natürlich gibt es aber einen Schutz-Mechanismus, damit nicht irgendwelche Riesen-Schiffe eure kleine Crew meucheln.
Sterben könnt ihr aber ohnehin nicht, nur Geld und Gliedmaßen verlieren (aber welcher echte Pirat hat schon kein Holzbein). Die hart erarbeiteten (Jobs an Bord von Computer-Schiffen kann man an einem schwarzen Brett überblicken und annehmen) Dukaten gibt man aber natürlich nicht sehr gerne ab. Es gibt übrigens einen Unterschied zwischen Schiffs-Konfrontationen und Kämpfen an Land (neben der unterschiedlichen Spielerzahl). Im ersten Fall kann man sich nicht vollkommen von einem Kampf drücken, an Land aber sowohl den Wetteinsatz bestimmen, als auch das Duell dankend ablehnen.
Grafisch ist das Spiel wie gesagt nicht besonders aufwändig gestaltet, das hat jedoch den Vorteil, dass man schon mit einem veralteten 300MHz-Rechner mit von der Partie sein kann. Soundtechnisch beschränkt sich sowieso alles auf wenige Samples, die ab und an abgespielt werden. Eine echte Hintergrundmusik vermissen knobelnde Piraten schmerzlichst.
Positiv an der Präsentation sind aber auch einige Dinge: Auf den deutschen Servern bemerkten wir nur selten größere Lags und die Steuerung bzw. das gesamte Interface bereiten eigentlich keine Probleme. Sämtliche Hilfe-Texte können Anfänger direkt im Spiel abrufen.
Auch wenn meine Freundin in Puzzle Piraten das – Zitat – „beste Spiel wo überhaupt irgendwie gibt“ erkennt, reicht es mir dann doch nicht ganz. Technisch hätte man das Spiel sehr viel anspruchsvoller gestalten müssen, und etwas abwechslungsreicher hätten die in der aktuellen Beta inkludierten Puzzles auch sein können.
Bitte jetzt nicht falsch verstehen! Puzzle Piraten ist bisher ein wirklich nettes Spiel für zwischendurch, dass kurzweilig immer wieder Freude bereitet, richtig lange konnte es mich aber nicht fesseln. Monatliche Gebühren von 8,88€ (bzw. 5,55€ bei 12-Monats-Abo -auch kleinere Abstufungen sind möglich) würde ich dafür beim derzeitigen Stand nicht zahlen wollen. Da darüber aber jedermann anders denken kann, empfehle ich einfach einen Blick in die Testphase zu werfen (10 Mal spielen gibt es gratis). Eine erfrischende Flucht aus dem MMORPG-Einheitsbrei ermöglicht Puzzle Piraten allemal. Und immerhin will man die Spielwelt ja beständig erweitern und neue Puzzles und Features inkludieren.
P.S.: Der Name Guybrush war im Spiel leider schon vergeben, das gibt Punkteabzug!!!! ;)
Ersteindruck: Befriedigend