Bis zur Pleite waren Renderadventures die „Spezialität“ des französischen Publishers und Entwicklers Cryo Interactive. Danach übernahmen die Herren von Microids die gute alte Tradition, auch Frogwares Interactive ließ das ein oder andere Rendermachwerk auf die Spielergemeinde los. Nun versucht sich ein russisches Team in dieser Disziplin.
Was macht man, wenn man sein 10-jähriges Jubiläum standesgemäß feiern will? Genau, man legt einfach seine alten Klassiker wieder auf. So geschehen bei Star Heritage 1: The Black Cobra vom russischen Entwickler Step Creative Group. Blöd nur, dass kaum jemand den Vorgänger kennen dürfte, schließlich erschien Star Heritage anno 95 für den damals schon lange totgesagten Sinclair Spectrum ZX als Textadventure. Grund hierfür dürfte die weite Verbreitung des Systems damals in Russland sein.
Mittlerweile haben sich die Zeiten jedoch geändert: PCs haben dem Sinclair-Oldie den Rang abgelaufen und russische Entwickler sind nun auch weltweit bekannt. Und so ist aus Star Heritage 1: The Black Cobra nun ein waschechtes Renderadventure geworden.
Die Hintergrundgeschichte ist relativ schnell erklärt. Vor nicht allzu langer Zeit machten sich ein paar Aliens auf den langen beschwerlichen Weg ihren Planeten zu verlassen und unserem guten, alten Planeten einen kleinen Besuch abzustatten. Kaum dort angekommen machte man sich auch schon so schnell wie möglich auf die Socken um mal eben die komplette Menschheit zu unterdrücken. Nun sind wir jedoch ziemlich zähe und sture Zeitgenossen – wer schon einmal mit den diversen Service-Hotlines zu kämpfen hatte, weiß, was ich meine – und wir konnten es nicht lassen Widerstand zu leisten. So schmuggeln wir fleißig Waffen auf fremde Planeten und tarnen Spezialagenten als harmlose Händler um durch die restriktiven Kontrollen der bösen Aliens zu kommen.
Manchmal kommt es allerdings vor, dass unsere unliebsamen Gäste, die sich übrigens Artangs nennen, von diesen „Exkursionen“ Wind bekommen und – schwupps – ein Schiff voller Spezialagenten verschwindet mal eben für immer vom Radar. Das bezeichnende Glück im Unglück hat man dann, wenn man solch einen Abschuss samt Absturz auf einen x-beliebigen Planeten mehr oder minder gesund überlebt. An dieser Stelle beginnt hier auch euer Abenteuer. Um nämlich der Menschheit bei ihrer Friedensmission zu helfen solltet ihr alsbald diesen, euch unbekannten Planeten verlassen. Auf diesem beschwerlichen Pfad sollt ihr auf allerhand so skurrile, wie geheimnisvolle Charaktere treffen und einen Haufen teils leichter, teils schwieriger Rätsel lösen.
Dabei klickt ihr euch durch über 200 liebevoll erstelle Renderscreens, die mit netten kleinen Animationen versehen werden und schon jetzt nur so vor Details strotzen. Da streift ihr durch stimmungsvoll ausgeleuchtete Wälder, landet ihn der Einöde einer Sandwüste und diskutiert mit einer zwielichtigen Gestalt in dessen „Geschäftsräumen“. Kurz: Star Heritage 1: The Black Cobra macht optisch in dem uns vorliegenden Ingame-Video schon jetzt einen sehr gelungenen Eindruck und braucht sich vor namhafter Konkurrenz nicht zu verstecken.
Ihr solltet euch auf euren Streifzügen jedoch nicht allzu sehr von der Optik ablenken lassen. Euer Alter Ego hat schließlich ganz menschliche Bedürfnisse: Nachts will er schlafen (Tag- Nachtwechsel werden im Spiel realistisch dargstellt), tagsüber darfs das eine oder andere Fressi sein. Auch wird unser Spezialagent schließlich noch von unseren guten alten Freunden gesucht. Die daraus resultierenden Scharmützel sollen in einem einzigartigen System ablaufen und bedürfen der zusätzlichen Pflege eurer Spielfigur. Da reicht es bei schweren Verletzungen nicht mehr, einfach mal in die nächst beste Gaststube zu latschen und etwas Essbaren zu organisieren, ein Spezialagent will auch mal seine Ruhe haben, um seine Wunden zu versorgen und sich auszukurieren.
All das klingt schon mal sehr viel versprechend, zumal die Entwickler den Spieler auf eine non-lineare Reise schicken wollen. Auch das Kampfsystem mit seinen vier Parametern Gesundheit, Kraft, Ausdauer und Erfahrung bereichern das Spielprinzip um ein paar Rollenspielelemente. Hoffen wir mal, dass die Entwickler bis Ende dieses Jahres daraus einen harmonierenden Genre-Mix zustande bekommen.
Rollenspielelemente, opulente Grafik und ein non-linearer Handlungsablauf. Das alles klingt nach jeder Menge frischer Impulse in einem sonst sehr konservativen Genre. Doch gerade letzteres Vorhaben könnte arg zum Scheitern verurteilt sein. Sorgte ein non-linearer Spielablauf meist für eine recht flache Hintergrundgeschichte. Auch die allzu menschlichen Züge meiner Spielfigur könnten durchaus ihre Tücken haben.
Ich erinnere nur an das längst in Vergessenheit geratenen Adventure Biosys von Jumpstart Solutions. Damals glich die Versorgung unseres Charakters eher einem Tamagotchi-Spiel, denn eines anspruchsvollen Adventures. Nichtsdestotrotz scheint Step Creative Group mit innovativen Features auf dem richtigen Weg zu sein, wenn sie denn vernünftig umgesetzt werden.
Ersteindruck: noch nicht möglich
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