Raketenwissenschaftler hinter Doom

John Carmack dürfte allen PC-Spielern als der Urheber der erfolgreichen Quake-Serie und einer der führenden Köpfe von id Software bekannt sein.
Sein Portfolio in Sachen 3D-Shooter liest sich als ein Who-is-who des Genres der 1990er Jahre. Carmack steckt nicht nur hinter der Quake-Reihe, sondern war auch bei Doom 1 und 2, sowie Wolfenstein 3D und Commander Keen federführend. John Carmack zählt mit seinen 34 Jahren zu den jüngeren Großen der Branche und dürfte in etwa das für 3D-Fans sein, was Sid Meier (Pirates, Civilization) für Strategie-Homies ist. Im März 2001 wurde Carmack in die <a href=" http://www.interactive.org/awards/halloffame/inductees.asp" target="_blank">Academy of Interactive Arts and Sciences‘ Hall of Fame</a> aufgenommen, wie zuvor auch schon Sid Meier, oder in jüngster Vergangenheit Peter Molyneux.

Als technischer Direktor bei id Software ist Carmack noch heute der Mann, der den grundlegenden Code der Engines schreibt, auf dessen Basis die beiden anderen Programmierer der Softwareschmiede weiterarbeiten.

Die Engines aus dem Hause id werden aber nicht nur von den eigenen Spielen verwendet, sondern finden auch vielfachen Einsatz in anderen Spielen. Berühmte Games, die mit einer Lizenz arbeiten, sind beispielsweise Sin, Heavy Metal Fakk 2, Half-Life und Soldier of Fortune. Sie trugen auch nach dem Abgang von Spieledesigner und Unternehmens-Mitbegründer John Romero weiter zum finanziellen Erfolg der Firma bei und so dürfte id zu den finanziell gesündesten Spielestudios zählen.

Das neue, kommende Werk von id Software wird der 3D-Shooter Doom 3 sein, der vor allem auf Lichteffekte und Innenlevels setzt. Inhaltlich wird der Shooter auf Grusel- und Schockeffekte setzen.

Vor kurzem meldete sich Carmack zu der neuen GeForce 6800 (NV40) zu Wort. Carmack ließ in einem Kurzkommentar, der über Nvidia versandt wurde, verlauten, dass der NV40 die Plattform seiner Wahl sei. Als Gründe nannte er die Unterstützung sehr langer Fragment-Programme, allgemeinem Floating-Point-Blending und -Filtering sowie die extrem hohe Performance. Laut seinem Kommentar sei die Entwicklung von Doom 3 bald abgeschlossen und seine zukünftige Arbeit bestünde darin, die nächste Generation der Rendering-Technologie zu entwickeln.

Noch vor der Ankündigung von Doom 3 äußerte Carmack den Wunsch, gerne an einer riesigen 3D-Welt zu arbeiten, also dem genauen Gegenteil zum aktuellen Projekt. Womöglich wird sich Carmack dieser Herausforderung in Sachen Grafik und Netzwerk-Code annehmen, sobald der Shooter fertig ist. Die Technik wäre mittlerweile jedenfalls wesentlich weiter und ein solches Projekt für durchaus denkbar. Große Außenlevels waren aber seit jeher nicht die Stärke der Engines aus dem Hause id Software, was Entsprechendes doch wieder ziemlich unwahrscheinlich macht.

Aber es gibt auch einen anderen John Carmack, der nicht nur programmierend vor dem Bildschirm hockt. Dies zeigte sich nicht nur beim Quake "Red Annihilation" Turnier, als er einen seiner Ferraris als Hauptpreis stiftete, sondern beweist sich auch derzeit beim <a href="http://www.xprize.org" target="_blank">X-Prize-Wettbewerb</a>.

Der X-Prize-Wettbewerb ist ein Wettbewerb der von einer Stiftung zur Förderung des Weltraumtourismus ausgeschrieben wurde (weiter Infos auch <a href="http://www.raumfahrer.net/raumfahrt/bemannt/xprize.shtml" target="_blank">auf Deutsch</a>). Ziel des Wettbewerbs ist es, mit einem selbstgebauten Fluggerät ins All vorzustoßen und ist mit 10 Millionen Dollar dotiert. Neben vielen kleinen Teams, welche meist ihr schmales Budget gemeinsam haben, nimmt auch John Carmack mit seiner Mannschaft (<a href="http://www.armadilloaerospace.com" target="_blank">Armadillo Aerospace</a>) teil.

Doch Carmack ist dort nicht der einzige Dotcom-Millionär. Auch Jeff Bezos, der Gründer von amazon.com ist mit einem eigenen Team vertreten, andere sitzen im Wettbewerbskomitee. Der Wettbewerb läuft seit 1996 und noch genau bis zum 1. Januar 2005. Bis dahin muss es das Gewinnerteam geschafft haben, ein Gefährt zu bauen, das zweimal innerhalb von 14 Tagen drei Personen in den Weltraum, also eine Höhe von mindestens 100 Kilometer, befördert. Natürlich müssen alle Probanden lebend hin- und zurückkommen! Das unterscheidet sich doch ganz erheblich von Carmacks Spielen, bei denen es eher um den Tod möglichst vieler Gegner geht.

Das Team von John Carmack ist in Mesquite, Texas, USA angesiedelt, ganz in der Nähe von Dallas. Mesquite ist bereits seit längerem der Wohnsitz von John Carmack (und ebenfalls Firmensitz von id Software). Die Rakete hört auf den Namen Black Armadillo und gehört mit einer Größe von etwas über sieben Metern zu den kleineren Vehikeln im Wettbewerb. Bereits jetzt gibt es auf der <a href="http://www.armadilloaerospace.com" target="_blank">offiziellen Homepage</a> des Teams einige Filme mit Bildern von den bisherigen Tests und auch einigen Crashs.

Man kann sehr zuversichtlich sein, dass das Team um John Carmack noch vor Ablauf der Frist des Wettebewerbs Flüge unter den geforderten Bedingungen unternimmt. Wir dürfen also gespannt sein, ob Carmacks Qualitäten nicht nur im Programmieren, sondern auch beim Koordinieren eines solchen Projekts liegen. Zumal das Team von Carmack mit lediglich 500.000 Dollar auskommen will, wäre das eine große Leistung.

Was macht John Carmack nun aber eigentlich? Vermutlich arbeitet er genauso wie früher noch immer sieben Tage die Woche und verbringt seine Freizeit mit seinem Lieblingshobby – Ferraris. Hoffen wir, dass seine Arbeit bei Armadillo Aerospace den sehnlich erwarteten Shooter Doom 3 nicht all zu sehr verzögert hat. Wir warten, aber da ein John Carmack kein John Romero (übrigens auch ein Ex-id-Softwareler, für alle denen die Credits von Wolfenstein 3D & Co. noch nicht begegnet sind) ist, bin ich sehr zuversichtlich, dass ich dieses Jahr eine Rechneraufrüstung noch schwer in Betracht ziehen darf, soll oder muss.

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