Wirklich gute und vor allem neuartige Rollenspiele gab es in letzter Zeit kaum. Alle Welt sieht nur noch Online-Rollenspiele. Die Macher von Mount & Blade gehen da einen anderen Weg. Epische Massenschlachten, einsteigerfreundliches Gameplay und unheimlich motivierende Kämpfe, das alles natürlich in Echtzeit. Mehr als ein Grund für uns Rebellen einmal näher hinzuschauen. Wir haben eine Previewversion auf Stärken und Schwächen abgecheckt…
Wir befinden uns in Calradia. Unglücklicherweise ist das ganze Land im totalen Ausnahmezustand. Der Grund dafür ist recht schnell gefunden, schließlich befinden sich die Völker von Calradia im Krieg. Viel mehr Storyline gibt es derzeit eigentlich auch nicht. Macht aber nix, denn langweilig dürfte es euch nie werden. Bevor ihr die Welt betreten dürft, heißt es aber ersteinmal einen Charakter erstellen. Nachdem ihr euer Geschlecht ausgewählt habt (Frauen sind nicht benachteiligt… eine Frechheit!1!), gilt es sich für einen Beruf zu entscheiden. Zur Auswahl stehen: Knappe, Novize, Händler und der Jäger. Je nachdem für wen ihr euch entscheidet, habt ihr andere Startvorraussetzung, das gilt sowohl für die Ausstattung als auch für die Attribute und Talente. Habt ihr eure Entscheidung getroffen, müsst ihr selbst auch noch einige Punkte auf Talente verteilen. Dabei ist es natürlich euch überlassen ob ihr dann beispielsweise Handels- oder Kampftalente verbessert. Es ist allerdings sinnvoll sich schon etwas nach der Klasse zu richten. Jetzt gehts auf meinen absoluten Lieblingsbildschirm: das Aussehen. In Die Sims-Manier bastelt ihr euer Gesicht so zurecht wie ihr es haben wollt. Eurer Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, so entsteht schnell mal eine Frau mit Michael Schumacher-Kinn und Maik Krüger-Nase.
Nach ausgiebiger Rumhudelei sollte es aber auch endlich mit dem Spiel losgehen. Und jetzt kommt einer der schwersten Kritikpunkte an der Preview: wurde euch bisher noch mit einem Tutorialtext einigermaßen erzählt, was ihr zu tun und zu lassen habt, müsst ihr von nunan komplett allein klar kommen. Das erschwert den Einstieg dann doch etwas. Doch wer sich auch nur eine halbe Stunde hinsetzt, die Eingewöhnungskämpfe beim Trainer übersteht und anfängt die Welt zu erkunden, der wird die Möglichkeiten die ihr habt schneller intus haben, als ich ein simples Point & Click-Adventure kapiere.
Nach der Eingewöhnungsphase empfiehlt es sich, sich möglichst fix einer der beiden Parteien anzuschließen, denn nur so kommt ihr an lukrative Aufträge, die allerdings meist auch nur aus "Wir brauchen Nachschub, besorg 10 Pferde" oder "Töte diesen Edelmann" bestehen, und bezieht auch ein wöchentliches Gehalt. Natürlich könnt ihr auch fraktionslos auf Piratenjagd gehen und Gefangene machen, die ihr an skrupellose Sklavenhändler verkaufen könnt. Der Handel ist auch eine der zahlreichen Möglichkeiten, sich Rang und Namen in Calradia zu machen.
Aber wer will das schon, wenn man genauso gut plündern und blutrünstig durch die weiten Steppen marschieren kann? Habt ihr das vor, seit aber gewarnt, allein verliert ihr mit Sicherheit den größten Teil eurer Kämpfe (außer ihr seid so hervorragende Spieler wie ich, was bedeutet: setzt den Schwierigkeitsgrad einfach auf die niedrigste Stufe). Kein Problem: in jeder Stadt lässt sich in den Tavernen, übrigens genau wie Händler etc. über einen Auswahlscreen erreichbar, eine Schaar Männer anheuern, allerdings nur unter der Vorraussetzung, dass ihr genug Bares dabei habt. Dazu kommt noch der wöchentliche Sold, den die Männer verlangen. Das kann bei einer mächtigen Armee schon locker mal in die Tausender gehen.
Bis es soweit ist, habt ihr aber nur eine kleine, buckelige Bande von Bauern, die erst noch einiges an Erfahrung braucht. Die erhalten sie nur durchs Kämpfen, übrigens ein großer Bestandteil des Spiels. Sobald ihr auf der großen Übersichtslandkarte einen Feind entdeckt habt, den ihr angreifen möchtet, reicht ein Klick auf diesen und ihr nehmt die Verfolgung auf. Dann, wenn ihr schnell genug gewesein seit um ihn zu fangen, gehts in die 3D-Kampfwelt. Eben noch den Männern über die "O"-Taste einen Befehl wie "Angreifen" gegeben und schon wird gestürmt was das Zeug hällt. Ihr selbst kämpft natürlich auch mit. Außer ihr seid zu feige, in diesem Fall schickt ihr einfach eure Leute in die Schlacht, könnt aber keinen Einfluss auf den Verlauf nehmen. Mittels der linken Maustaste greift ihr an, mit der rechten wird geblockt. Simpler gehts kaum und dennoch sind alle Kämpfe enorm motivierend.
Leider wird weder die Akustik, noch die Grafik dem Spiel gerecht. Denn das tritt durchaus in Konkurrenz zu so namenhaften Titeln wie Pirates! auch wenn einige Features natürlich etwas abgeschaut sind. Zwar klingt die Musik recht annehmbar, doch nur ein Effekt für Pfeil und Bogen geht einem schon sehr bald auf den Keks. Eine Sprachausgabe fehlt derzeit auch noch völlig. Die hölzernen Animationen und wenig hübschen Texturen geben einem dann in Sachen Technik den Rest.
Noch ein kurzes Wort: entscheidet ihr euch jetzt für den Kauf, spart ihr rund 50% des Preises. Derzeit verlangen die Entwickler nämlich nur zwölf Dollar für das komplette Spiel (Beta-Version). Habt ihr bezahlt, könnt ihr nicht nur die Beta spielen, sondern habt auch Zugriff auf alle später folgenden Versionen. Zum Ausprobieren steht eine ausführliche Demo (~35MB) zur Verfügung, die man mit dem gekauften Key, dann einfach in die Vollversion umwandeln kann.
Bringt am besten schon einmal viel Zeit mit, die ihr allesamt in Mount & Blade investieren solltet. Die Version der ich mich angenommen hab, macht einfach eine Menge Spaß. Was derzeit leider noch etwas fehlt ist der rote Faden. Außerdem könnte man den Einstieg enorm erleichtern, wenn die Tutorial-Screens nicht so rar gesät würden. Natürlich ist auch die Grafik nicht die allerschönste, aber darüber blicke ich großzügig hinweg, denn immerhin schaffen die Entwickler es mich so sehr bei der Stange zu halten, dass unser Chef besux mich fast täglich um die Preview angehauen hat. Ich gebs ja zu, ich spiels viel lieber als darüber zu schreiben.
Ersteindruck: Gut