Krieg mit Stil!

Es gibt viele Welten, in denen Fantasy-Rollenspiele ihr Unwesen treiben. Azeroth, Mittelerde und was weiß ich noch alles. Dieses mal verschlägt es uns nach Daenmor, eine Welt, die etwas anders läuft als üblich. Goblins sind nette kleine Kerle und Orks sind zwar brutal aber man kann mit ihnen auch so einiges ausdiskutieren – zumindest wenn man sich zu den Magiekundigen zählt.

Schon die Verpackung von Battle Mages: Sign of Darkness ist in die Kategorie ‚Aufwändig gestaltetes Kunstwerk‘ einzustufen. Mit entsprechender Vorfreude öffnet man dann auch die diese, um erleben zu müssen, dass eine in Papierhülle verpackte CD herausfällt. Handbuch, Jewelcase oder auch nur irgendein Zettel? Fehlanzeige! Das Handbuch findet ihr wenigstens als .PDF auf der CD. Erklären lässt sich die seltsame Mischung aus perfekter Verpackung und Inhalt, der zum Heulen ist, mit dem Preis. Mit (bei Amazon) 23 EUR ist das Spiel nämlich im Billigsegment anzutreffen – wobei man das Wort billig aber keinesfalls mit der Qualität des Spiels assoziieren sollte.

Battle Mages birgt ein schwierig zu erklärendes Spielprinzip, das aber sehr schnell zu enormer Suchtentwicklung führen kann. Ihr schwebt als magischer Astralkörper durch eine Welt, die vom Grafikstil her leicht an Warcraft 3 erinnert. Diese modische Windhose ist im Endeffekt unwichtig und wenn ihr die Taste ‚P‘ drückt, wechselt ihr in die Ego-Perspektive, die das Selbe ist, wie wir es von jedem RTS kennen: Draufsicht, schwenk- und zoombar. Trotzdem gibt es einige spezielle Eigenheiten, die man nur in der Battle Mages-Reihe zu sehen bekommt.

Das übliche Micromanagement, wie wir es von fast jedem RTS kennen, gibt es nicht. Die umfangreichen Maps sind dafür aber voll mit Dörfern, Städten, Türmen, Laboren und Grüften aus denen ihr euere Armee rekrutieren könnt. Im Gegenzug dafür müsst ihr auch mit harter Währung bezahlen. Um an Geld zu kommen, müsst ihr natürlich auch etwas tun. Die Städte und Dörfer haben meistens eine Menge von Sorgen, die man ihnen, natürlich gegen Bezahlung, abnehmen kann. Welche Aufträge von welchem Dorf der Spieler auch immer ausführen möchte, ist ihm komplett selbst überlassen. Da alle Siedlungen über ein eigenes ‚Leben‘ verfügen, beeinflusst man mit der Erledigung von Quests manchmal auch das Stadtbild und sie kann zum Beispiel größer werden. Solltet ihr allerdings der Meinung sein, ein bestimmtes Dorf sollte dem Erdboden gleich gemacht werden, so steht euch auch dies frei. Daenmor erlaubt euch vieles und ihr könnt fast alles tun, was euch beliebt. Das große Gefühl von Freiheit kommt allerdings nicht ganz auf, da ihr immer an die Storyline gebunden seid und es keine Möglichkeit gibt, dieser zu entfliehen. Somit kann man Battle Mages wohl als sehr linear ansehen, jedoch habt ihr viele Möglichkeiten die ein übliches RPG/RTS nicht bietet.

Wo die Story für einige beim Prequel von Sign of Darkness Anlass zur Kritik gab, ist sie nun wirklich gut gelungen und sorgt für Spannung. Als junger Magierlehrling Pheren müsst ihr herausfinden, was es mit dem geheimnissvollem Zauberstab der Herrschaft (nein, nicht was einige Ferkel jetzt denken) auf sich hat und besucht die rauhen Nordlande. Dort lernt ihr auch den alten Magier Zoragon kennen, welcher euch fortan zur Seite steht. Aber nicht nur der alte Zauberer hilft euch auf euren Wegen, ihr könnt auch auf die Unterstützung der Goblins zählen, die sich nach dem Verschwinden der uralten Zwergenrasse in den alten Siedlungen niedergelassen haben um nach wertvollen Mineralien zu schürfen. Für meinen Geschmack wurde ein wenig zu viel von Warcraft 3 übernommen – ich will hier aber nicht spoilen, am besten ihr findet das selbst heraus.

Insgesamt gibt es vier verschiedene Kampagnen, wobei die erste auch ein ausführliches Tutorial enthält wo ihr lernen könnt, wie ihr eure magischen Fähigkeiten und Truppen effizient kontrolliert.

Auch wenn ihr nicht mit revolutionären Effektfeuerwerken rechnen könnt, erfüllt die Grafik ihren Zweck äußerst gut. Durch das gute Leveldesign wird die teils eindrucksvolle Optik noch wirksam unterstrichen. Bei der Lokalisierung ins Deutsche hat sich Frogster zwar nicht gerade mit Ruhm bekleckert, aber es ist alles gut verständlich. Die Sprecher sind, auch in der Deutschen Version, nur in Englisch zu hören, aber die deutschen Untertitel reichen völlig aus, um alles zu verstehen. Es ist wohl auch besser, einfach Untertitel einzufügen, als eine Synchronisation zu versauen (Was in dieser Preisklasse durchaus häufig vorkommt).

Battle Mages: Sign of Darkness hat vielen Spielen etwas voraus: Es vermag den Spieler komplett in seinen Bann zu ziehen und lässt ihn die Zeit vergessen – zumindest ging es mir so. Anfangs noch sehr skeptisch und durch den etwas härteren Schwierigkeitsgrad, die schräge Optik und die eigenwillige Umsetzung leicht verunsichert, machte sich nach zwei Stunden ‚anstrengendem Anlernen‘ unkontrollierbares Suchtverhalten bemerkbar. Oft begann ich um 22:00 zu Spielen und der nächste Blick auf die Uhr zeigte dann drei Uhr morgens an – aber nicht dass ich dann ins Bett gegangen wäre, nein! Diese (allerletzte) Map muss noch leergeräumt werden bevor ich schlafen kann! (Nein, ich brauche keine Therapie, es reichte das Durchspielen von Battle Mages)

Wenn ihr der Zielgruppe von RPG/RTS-Spielern angehört, die etwas Neues, Originelles suchen, das ihnen die Zeit im Flug vertreibt, so solltet ihr euch Battle Mages: Sign of Darkness und den Vorgänger besorgen. Um zusammen circa 35 EUR könnt ihr mit ~70 (!!!) Stunden Spielspass rechnen. Welches Spiel bietet das heutzutage schon noch? Zu guter letzt möchte ich mich noch für den etwas spät abgelieferten Review entschuldigen, ich war leider in einige schwere Gefechte gegen die stinkenden Menschen verwickelt ;).

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