I’m going deeper underground…

Willkommen bei einer der vielen Marketing-Sitzung des amerikanischen Publishers Activision. Heute stehen unter anderem die schlechtern Verkaufszahlen von THPS 4 auf dem PC zum Diskurs. Hier ein kleiner Ausschnitt des Epilogs zwischen unsere beiden stets bemühten Marketingfuzzies Jeff und Baff. „Jeff, wir haben ein Problem!“ „Welches denn, Baff?“ „Naja, gugg dir doch einmal die Verkaufszahlen von THPS 4 für’n PC an!“ „Hmm, hast recht Baff, die sind net gerade rosig, aber mir kommt der gerade so eine Idee!“ „Was denn für eine, Jeff?“ „Schau mal her: EA verkauft, seitdem sie ihre Need for Speed-Reihe mit dem schönen Namen Underground versehen haben und nun komplett einen auf illegale Straßenrennen machen, wie blöd Einheiten dieses Produktes…“ „…dürfte ich deinen Gedankengang fortsetzen, lieber Kollege?“ „Wenn du unbedingt willst.“ „Also setzen wir einfach die Konsolenversion von Tony Hawk’s Underground für’n PC um?“ „Nunja, nicht ganz, wie müssen ja sparen, da kommt es uns billiger, wenn wir gleich den zweiten Teil, der sich momentan ja noch in der Entwicklung befindet, für’n PC mit umsetzen.“ „Klasse Idee, Jeff, dann hat der dumme Käufer zudem das Gefühl was komplett Neues zu kaufen und assoziiert dank dem „Underground“ im Namen des Teil gleich mit EAs Arcade-Racer, super Idee!“

Ganz so einfach, wie sich unsere beiden Vorzeigemitarbeiter die Abzocke allerdings vorgestellt haben, ist es dann doch nicht geworden. Zum einen hat Entwickler Neversoft den Schwierigkeitsgrad für Otto-Normal-Zocker extrem hoch angelegt und zum anderen geht ohne 12-Tasten-Pad mit Analog-Stick höchsten der Skater zu Boden, die Steuerung aber nicht einfach von der Hand. Da erfreut es doch das alte Tony Hawk-Herz, dass im Grunde alles beim Alten geblieben ist, wenn auch irgendwie so manches neu ist. Aber halt, fangen wir erstmal bei Null mit dem Beginn des Story-Modus an:

Nichts ahnend übt euer angehender Profiskater auf einer schäbigen Pipe in einem noch schäbigerem Hinterhof ein seinen Tricks, da kommt auf einmal ein – ihr werdet es kaum für möglich halten – richtig schäbiger Kleinbus um die Ecke gebügelt. Dieser nimmt euch auch sofort auf eine recht schmerzliche Art die Vorfahrt und nach einer leichten Komaphase findet ihr euch an einen Stuhl gefesselt vor dem Van wieder. Was nun passiert erinnert frappierend an einen der unzähligen Streifen aus der „Freitag der 13.“-Reihe: ein Irrer mit einer Eishockey-Maske vermummt bedroht euch und noch ein paar andere Skater mit einer Kettensäge. Anders als in den bekannten Horro-Streifen hat die ganze Szene jedoch ein Happyend für euch, denn hinter der Maske verbirgt sich kein anderer als MTV-Ober-Depp Bam Margera. Dieser plant zusammen mit Altmeister Tony Hawk eine Weltzerstörungstour.

Kaum verlässt dieses Wort in authentisch, amerikanischem Slang mit dt. Untertiteln die Lippen des ungleichen Duos, werdet ihr auch schon in die erste Übungsarena geschmissen. Nicht ohne Grund, wie sich nach ein paar Sekunden herausstellen wird. Schließlich ist euer Skater noch etwas wackelig auf den Beinen und so heißt es: üben, üben und nochmals üben. Mit der Zeit wird euer Skater dann auch immer sicherer auf dem Brett und sammelt so die erforderlichen Statuspunkte für Grindsicherheit, Balance, Sprunghöhe und weitere wichtige Attribute. Diese sind auch bitter nötig, muss euer Skater doch die abstrusesten Missionen bestehen, damit sich seine Reise immer weiter fortsetzt.

So gilt es über Kackhaufen zu springen, Statuen zu köpfen und – wir befinden uns hier ja schließlich auf einer Zerstörungstour – einen Stier loszulassen, der erstmal die komplette Innenstadt Barcelonas dem Erdboden gleich macht. Schöner Nebeneffekt dieser Aktion ist es, das ihr einen weiteren Zusatzskater frei schaltet. Von diesen gibt es eine ganze Menge im Spiel und so manch eine Aufgabe wird erst mit dem ein oder anderen versteckten Irren lösbar.

Bevor ihr jedoch euer Unwesen in einer der zahlreichen Städte treibt, solltet ihr euch erst einmal ordentlich umsehen, denn leider haben es die Entwickler versäumt, euch eine klare Aufgabenstellung mit auf den Weg zu geben. Als Lösung des Problems bietet sich dann meist nur noch an, eine Mission so oft zu wiederholen, bis man auch wirklich jede Rampe gefunden hat, an der man einen Lip- oder Grabtrick vollführen soll.

Hetzen sollte man sich bei Tony Hawk’s Underground 2 allerdings nicht. Dafür haben sich die Grafiker einfach zu viel Mühe mit den perfekt designten Umgebungen gemacht. Da fliegen dort ein paar Vögel vorbei, hier und da schlendert ein unbedarfter Passant die Straße entlang, während sich euer Skater bestens animiert durch die Menschenmasse hindurch schlängelt. Einige Städte auf euerer Welttournee wurden sogar mit original nachgebauten Sehenswürdigkeiten versehen, wie z.B. Berlin, wo die Karte politisch zwar etwas unkorrekt aber dennoch mit einer gehörigen Prise Humor am Checkpoint Charlie endet.

Kommen wir aber wieder zum hektischen Alltagsgeschehen zurück. Wir haben ja noch eine Menge Aufgaben zu erfüllen. Dieses Mal sollen wir die grauen Fassaden der Großstadt mit etwas Farbe versehen. Um dies jedoch bewerkstelligen zu können müssen wir vom Brett absteigen und auf beiden Beinen das Graffiti anbringen, schließlich soll es ja nicht unsauber oder gar schief werden. Nun aber genug gepinselt, ein paar Rampen warten darauf, von uns mit einem Spine-Transfer überwunden zu werden. Leider ist das Zeitlimit sehr eng gefasst und da uns keine Uhr sondern nur ein Piepen darüber bescheid gibt, wann unsere Zeit abgelaufen ist, misslingt uns der letzte Transfer. Zu allem Überfluss packen wir uns auch noch auf die Schnauze. Es gibt also genug Gründe, um sich aufzuregen. Nein, jetzt bloß nicht das Pad zur Seite pfeffern, sondern wie wild auf den Knöpfen rumdrücken. Das führt im Endeffekt dazu, dass euer Skater am Bildschirm abgeht wie Schmidts Katze und es beim nächsten Trick ordentlich Punkte hagelt. Apropos Punkte: sollte euch bei einem Grind mal die Rail ausgehen, so dreht ihr per Stiker Slam einfach wieder um, wenn die Rail an einer Wand endet, denn sonst ist mit der Rail auch euer Trick zu Ende.

Wer von euch zu den ganz alten THPS-Hasen gehört und für wen Geisterjagen, Möwen-Erschrecken und das Bewerfen von Restaurant-Gästen mit Shrimps in einem Skater-Spiel, mag es auch noch so abgedreht sein, nichts zu suchen hat, der wird sich über den Klassik-Modus freuen. Hier habt ihr die Möglichkeit wie schon in den ersten drei Teilen innerhalb eines zweiminütigen Zeitlimits eine bestimmte Punktzahl zu erreichen oder das Sammeln der Buchstaben S-K-A-T-E und C-O-M-B-O erfolgreich zu absolvieren. Da jedoch sowohl Missionsziele als auch die Maps zum größten Teil aus den direkten Vorgängern stammen, bietet dieser Modus gerade für Veteranen nichts Neues und dürfte somit nur für Anfänger interessant sein.

Getrieben werdet ihr auf der Punktehatz im Klassikmodus genauso wie im Story-Modus von einem dichten akustischen Teppich bestehend aus solch Größen wie Metallica und Red Hot Chilli Peppers. Bunt gemixt übrigens mit zum Szenario eher unpassenden Klängen von Frank Sinatra und Johnny Cash.

Es ist Tony Hawk’s, es funktioniert und gut ist. Mehr braucht man eigentlich nicht zu THUG 2 sagen. Okay, wirkliche Neuerungen sucht man vergebens und der Klassik-Modus ist für THPS-Kenner eine Frechheit, aber dafür entschädigen die immer wieder interessanten Missionen, die schöne Grafik und der gute Soundtrack. Und wenn ich dann endlich mit Shrek durch die verschiedenen Parks brettern darf, dann bin ich mehr als zufrieden. Wer mehr wissen will, der soll bitte den Test lesen, ich muss weiter spielen….*gg*

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