Hahaha, Bully ist schwul!

Der Hype ist vorbei, die Kinokassen erholen sich gerade vor dem gigantischen Ansturm, Bully zählt seine Moneten zusammen mit 243 freiwilligen Helfern und die Welt ist um ein paar abgedroschene Schwulenwitze reicher – das ist der Status nachdem Traumschiff Surprise vorbei ist. Aber ist es das denn? Nein! Ein kleines Adventure aus den Reihen Take 2 leistet erbitterten Widerstand und stürmt die Verkaufscharts. Taugt’s was?

Verzwickte Lage in einer weit entfernten Zukunft, an einem extrem weit entfernten Ort: An Bord der Surprise soll eine Tanzchoreographie geprobt werden, aber Spooky hat kein Kostüm. Hat er unter großen Aufwand endlich eines gefunden, schlüpft man in die Rolle von Captain Kork und später Schrotty und bewältigt weitere Hürden auf dem Weg zur Weltrettung. Denn die Erde braucht dringend Hilfe, bedroht doch der "Regulator" ihre Existenz.

In ersten zwei von insgesamt sechs Kapiteln haltet ihr euch auf dem legendären Raumkreuzer auf und bewältigt Genre-typische Aufgaben im rosa Gewand. Das ändert sich auch nicht, während man später wie im Film durch Mittelalter, Wilden Westen und Gegenwart spaziert. Dabei ist die Story aber keine volle Kopie des Films, sondern ergänzt ihn – ähnlich wie Enter the Matrix und Matrix: Reloaded.

Ok, ganz so spannend ist der Plot natürlich nicht, schließlich setzt das ganze Käse-Sahne-Produkt Traumschiff Surprise eher auf Komik, denn auf Tiefgründigkeit. In bewährter Point & Click-Manier schlurft (und zwar buchstäblich, denn eine Lauf-oder "Schneller Bildwechsel"-Funktion gibt es nicht) man also in der Gestalt der Surprise-Crew über den Bildschrim, sammelt Gegenstände ein (die man teilweise nicht braucht und manchmal schwer findet) und löst leichte bis durchschnittlich schwere Rätselkost. An kleineren Designschnitzern, wie der Unmöglichkeit sich während eines Selbstgesprächs des jeweiligen Charakters zu bewegen, stößt man sich ab und zu, grundsätzlich spielt TS: Periode 1 sich aber flüssig.

An zwei Aspekten merkt man dem Spiel den Budgetpreis an: Zum Ersten ist die Grafik zwar ansehnlich aber keinesfalls ein Eye-Catcher. Geschmeidigkeits-arme Animationen und sterile (aber ordentliche) gerenderte Hintergründe berieseln eure körpereigenen Seh-Instrumente (auch "Augen" genannt). Zweitens ist die Spielzeit selbst für den geringen Preis von 25€ zu kurz. Nur knapp 3-4 Stunden dürften geübte Abenteurer beschäftigt sein, Neulinge brauchen wegen des niedrigen Schwierigkeitsgrad auch nicht wesentlich länger.

Ganz anders aber der Sound, während sich die Effekte dezent im Hintergrund halten, freuen sich Fans über die Originalstimmen von Bully Herbig, Tramitz & Co. Die zu steuernden Personen kommentieren erfreulicherweise fast jeden Gegenstand. Wer schlecht hört, darf zusätzlich Sprechblasen einblenden lassen.

Schlussendlich hängt das Gefallen des Spiels bei jedem von seinem individuellen Geschmack Humor betreffend ab. Wer bei Witzen über Homosexuelle nur noch rot statt rosa sieht, braucht einen Kauf gar nicht erst zu erwägen. Daran ändern auch die vier unmotivierten Minispielchen nichts, die zwischen man bei absolvieren der einzelnen Kapitel freischaltet – seltsam, dass die Sven– und Moorhuhnjagd-Macher gerade auf ihrem Spezialgebiet versagen…

Ein kritischer Beobachter dürfte beim Durchstreifen der Spieleläden eindeutige Schlüsse ziehen: Die Moorhuhnjagd-Verbrecher von Phenomedia haben ein preislich ansprechendes Spiel mit der Lizenz zum TS: Periode 1-Hype gemacht – das kann nur Schrott sein. Gott bewahre, auch ich ging einst mit dieser Erwartung an diesen Titel heran, und wurde dreist enttäuscht. Traumschiff Surprise ist kein schlechtes Spiel. Für das Geld ist es ein nettes Spiel. Natürlich, man hat es in wenigen Stunden durchgespielt, die Grafik ist nicht up to date, und für den selben Preis bekommt man mittlerweile ein Spitzen-Adventure wie Syberia 2 – trotzdem wird man gut unterhalten, meiner Meinung nach sogar besser als im Film. Ich hoffe, dass die ein oder andere verwirrte Seele durch Bully zum Adventuregenre findet.



Wer gerade auf dem abenteuerlichen Trockenen sitzt, und beim Namen Bully keinen Brechreiz bekommt, darf zugreifen und bekommt bei unserem Partner Amazon sogar noch einmal 5€ Preisnachlass (*Werbende Wildsau ist*).

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