Fazit: Licht und Schatten in Los Angeles.

Eine arbeitsreiche Woche liegt hinter uns – manchmal war es aufregend, manchmal langweilig und manchmal einfach nur enttäuschend. Wir blicken zurück auf die E3 2006: Wer sind die Gewinner und Verlierer, was bleibt uns von der Messe als Trends der Zukunft in Erinnerung?

Das ist Next-Gen-Gaming?
Von dieser E3 wird mir insgesamt ein durchwachsener Eindruck in Erinnerung bleiben. Während ich noch den jetzt feststehenden unglaublich hoch erscheinenden Preis der PlayStation 3 von 500 bis 600 Euro verdauen muss, scheint man sich wenigstens bei Nintendo nach der Vorstellung des Wii Gedanken über die nächste Konsolengeneration gemacht zu haben, wenn es auch etwas an Spielen dafür gemangelt hat. Diese ausgeklügelte Controller-Kombination jedenfalls könnte sogar mir PC-Fetischisten Spaß machen. Apropos PC: Ich hatte eigentlich fest mit einer viel stärkeren Vorstellung von Windows Vista gerechnet, quasi die nächste Generation für PC-Gaming. Doch alles, was man dazu sah, war ein mickriges Line-Up weniger Titel. Das ist etwas beängstigend, wenn man im Vorfeld versprach, den PC wieder als ernstzunehmende Spieleplattform zurückzubringen.

Gewohnte Hypes
In Wirklichkeit waren die meisten Spiele schon längst im Vorfeld der E3 angekündigt. Das ist nicht besonders ungewöhnlich. Jedoch gehörte es bisher immer zum guten Ton der Messe, auch während der turbulenten Tage die Fachwelt mit weiteren Enthüllungen zu beeindrucken. Der Trend bei den Publishern scheint jedoch immer stärker hin zur Wahl eines eigenen Termins für Neuankündigungen zu gehen, der wie auch immer genehmer erscheint. Trotzdem gab es natürlich wie üblich für nahezu jedes Genre im PC-Bereich Titel mit entweder großem Hype-Faktor oder Potential für einen echten Geheimtipp. Zu ersterer Kategorie aus dem PC-Bereich dürften zweifelsohne Spiele wie ’Crysis’, ’Hellgate: London’, ’Command & Conquer 3: Tiberium Wars’, ’Warhammer Online’ oder ein ’Battlefield 2142’ zählen.

Es gibt sie noch: Kreative Spiele
Neben der Verwendung einer Hochglanzoptik gab es Gott sei Dank jedoch auch Vertreter, die daneben über ein aufregendes Gameplay und ein kreativ inspiriertes Settings verfügen. Allen voran war für mich hier der E3-Geheimtipp eindeutig Irrational Games’ ’BioShock’. Der geistige Nachfolger des Übervaters ’System Shock’ erscheint immer mehr ausgesprochen interessant zu werden. Für ebenso staunende Gesichter sorgte eine ’Heavy Rain’-Demo von ’Fahrenheit’-Erfinder Quantic Dream, die es dem Betrachter schwer machte, echt von künstlich zu unterscheiden. Und fast hätte ich es nicht mehr für möglich gehalten, aber im Genre der realistischen Strategie-Kriegsspiele lag es an Massive Entertainment, mit ’World in Conflicts’ sehr interessantem Setting aus dem Kalten Krieg tatsächlich endlich mal ein anderes Szenario als den Zweiten Weltkrieg zu verwerten.

Viel los, wenig passiert<br />
Es war eigentlich wie in jedem Jahr: Auf die hohen Erwartungen im Vorfeld folgte während der E3 die große Ernüchterung. Wurde in den Vorjahren zumindest am ersten Messetag noch der ein oder andere interessante Titel angekündigt, gab es dieses Jahr rein gar nichts, das nicht schon Wochen vorher bekannt gewesen wäre. Wer nur auf spektakuläre Bekanntgaben spekuliert hatte, für den war die E3 2006 ein Flopp: Ob Blizzard oder Valve, fast alle hielten sich zurück – etwa aus Angst, im Messetrubel unterzugehen? Die Konsolenhersteller – Sony, Nintendo und Microsoft – wollten dem wohl in nichts nachstehen und boten die mit Abstand unspektakulärsten Pressekonferenzen der letzten Jahre, zumal Sony auch noch mit dem hohen PS3-Preis und Nintendo mit dem Mangel an Spielen schockte.

Filme, gut abgehangen
Die E3 2006 hatte allerdings auch ihre guten Seiten: Insbesondere, dass es in diesem Jahr aus meiner Sicht deutlich weniger Sequels gab als vor zwölf Monaten, ist positiv hervorzuheben – auch wenn „weniger“ noch immer „deutlich mehr als die Hälfte“ bedeutet. Gleichzeitig scheint die Flut der WWII-Spiele endlich ein wenig abzuebben.

Das wäre schön, wenn nicht schon die nächsten Trends um die Ecke lauern würden: Bei Microsoft bestand beinahe das komplette Line-Up aus Sci-Fi-Spielen, in denen man gegen Aliens kämpft. Und dann gibt es da ja noch diesen absolut unverständlichen Drang, aus alten Filmen Spiele zu machen, was eigentlich nur schiefgehen kann. ‚Jaws‘, ‚Heat‘, ‚Scarface‘ und ‚Reservoir Dogs‘ sind nur einige der Beispiele.

Licht und Schatten
Wie auf jeder E3 gab es auch in diesem Jahr natürlich Gewinner und Verlierer. Zu den Gewinnern dürfte zweifelsohne der PC zählen: Mit Spielen wie ‚BioShock‘, ‚Spore‘, ‚Crysis‘ oder ‚Hellgate: London‘ hatte die in der Vergangenheit so oft totgesagte Plattform ein erstaunlich starkes Line-Up vorzuweisen, zumal Microsoft große Pläne für Windows Vista zu haben scheint und den PC stärker als zuvor unterstützten will. Ebenfalls noch einmal gestärkt wird der Nintendo DS die E3 verlassen: Wie schon 2005 konnte sich das Spieleaufgebot wirklich sehen lassen; Spieler jedes Genres und jedes Alters dürften inzwischen mit dem DS glücklich werden. Gleichzeitig profitiert der DS davon, dass Sony den PSP offenbar schon abgeschrieben hat, denn neue, interessante Titel gab es dafür erneut kaum zu sehen. Überhaupt ist Sony der Verlierer der E3.

Ich will Regen!
Ich persönlich musste wieder einmal feststellen, dass mich ein Großteil der Spiele nicht mehr im Geringsten interessiert. Am meisten beeindruckt hat mich daher treffenderweise auch eine Tech-Demo; das bereits in den News erwähnte ‚Heavy Rain‘ von Quantic Dream. So echte Emotionen gab es noch in keinem Spiel zu bestaunen. Einen viel versprechenden Eindruck hinterließ auch Ubisofts ‚Assasin’s Creed‘, das auf den zweiten Blick doch viel mehr als ein ‚Prince of Persia‘ im Mittelalter ist. Den Nachfolger des grandiosen ‚Phoenix Wright: Ace Attorney‘ will ich auch um keinen Preis verpassen. Das war es dann aber auch schon fast. Die nächste E3 kann eigentlich nur besser werden. Ganz bestimmt!

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