Als erster der drei Konsolenhersteller ließ sich Sony am Montag Nachmittag in Los Angeles von den anwesenden Journalisten feiern, stellte die PlayStation 3, mehrere Spiele sowie den natürlich vollkommen innovativen Controller vor. Und auch zum Preis der Konsole machte Sony Angaben.
Launch und Preis
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis: Die PlayStation 3 wird am 17. November 2006 in Europa erscheinen – und zwar in zwei Varianten: Mit einer 20 Gigabyte großen Festplatte für 499 Euro und mit einer 60 Gigabyte großen Festplatte für 599 Euro. Der Launch in Nordamerika erfolgt zeitgleich mit Europa, Japan ist ein paar Tage eher dran. Damit kostet die PlayStation 3 zum Launch mindestens 200 Euro mehr als die Xbox 360 bei ihrem Launch im November letzten Jahres. Der Preis entspricht ungefähr den Erwartungen, wobei der Unterschied von 100 Euro allein mit 40 Gigabyte mehr Speicherplatz eigentlich kaum begründet sein kann. [Nachtrag: Die billigere Version wird laut Sony zudem kein integriertes WLAN sowie keinen HDMI-Ausgang haben.] Zu den Spielepreise äußerte sich Sony noch nicht; von einem 70-Euro-UVP kann aber fast ausgegangen werden.
Konkurrenz für Nintendo
Die zweite Erkenntnis: Nintendo ist mit seinem innovativen Controller nicht mehr allein. Auch Sonys neuer Controller wird einen Motionsensor enthalten, der anhand des Actionspiel ‚Warhawk‘ demonstriert wurde. Durch Kippen und Drehen des Gamepads soll in diesem Fall eine direktere Steuerung möglich sein. Des Weiteren bekommt der Controller zwei analoge Schulterbuttons spendiert, die vor allem in Rennspielen zum Gasgeben und Bremsen von Bedeutung sind. Das im Vorjahr präsentierte Redesign, das gerne als Bumerang beschrieben wurde, hat Sony übrigens wieder fallengelassen – der PlayStation-3-Controller sieht im Grunde genauso aus wie sein PS2-Pendant. (Aufgrund des Motionsensors wird der Controller jedoch nicht mehr vibrieren können.) Ein zweifellos geschickter Zug, um Nintendo ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen und die PlayStation-Fangemeinde nicht zu verschrecken.
Konkurrenz für Microsoft
Punkt drei auf Sonys Tagesordnung: Das Onlineangebot. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, ließ man durchblicken, dass die PlayStation 3 im Prinzip genau das gleiche bieten wird wie Microsofts Xbox 360 mit Xbox Live: Friendslisten, Chats, eine virtuelle Community – und, ja, auch die von uns verhassten Microtransactions wird es geben, um etwa neue Songs für das Karaokespiel ‚SingStar‘ herunterladen zu können. Angesichts des hohen Preises der Konsole und des wahrscheinlich ebenfalls hohen Preises der Spiele ein bisschen fragwürdig… aber Kunden werden sich sicher finden. Entertainment-Inhalte wie Filme wurden gleichermaßen angekündigt.
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Die Spiele…<br />
In Sachen Spiele sah es dann schon durchwachsener aus: Das im Vorjahr groß angekündigte ‚Killzone‘ für die PlayStation 3 ließ sich ebensowenig blicken wie ‚Devil May Cry 4‘, ‚Resident Evil 5‘ oder ‚Eyedentify‘. Während es sich bei Letzterem wohl wirklich nur um eine Tech-Demo gehandelt hat, will man sich ‚Devil May Cry 4‘ und ‚Resident Evil 5‘ wohl für die Tokyo Game Show im Spätsommer aufsparen. Ein bisschen schade, denn die stattdessen vorgestellten Titel machten nicht alle einen guten Eindruck: ‚Gran Turismo HD‘, das zeitnah zum Launch der PS3 auf den Markt kommen soll, sah nicht nur im Vergleich zu einem ‚Project Gotham Racing 3‘ eher schwach aus, während das hoch gehandelte ‚Heavenly Sword‘ optisch einen guten Eindruck machte, spielerisch aber nach einem reinen ‚God of War‘-Klon aussah.
Das mit Abstand unsinnigste Feature stellte Sony bei seinem neuen ‚Formel 1‘-Spiel vor: Verbindet man einen PSP mit der PlayStation 3, kann man sich auf dem Handheld einen Rückspiegel anzeigen lassen. Warum der nicht einfach auf dem PS3-Bild einblendbar ist und ob wirklich jemand mit einem PSP auf dem Schoß PS3 spielt und dabei ständig nach unten guckt, wird wohl Sonys Geheimnis bleiben. Ohnehin wirkten die meisten Spiele reichlich uninspiriert; als große Neuheiten wurden ein ‚Driver‘-ähnlicher Titel sowie ein „männliches ‚Tomb Raider’“ von Naughty Dog präsentiert. Was von dem gezeigten Material Gameplay und was vorberechnete Videos waren, lässt sich sowieso wieder nur mutmaßen: Einiges sah einfach zu gut aus, um echt zu sein, anderes ließe sich technisch machen, wirkte aber zu geskriptet, um das tatsächliche Gameplay widerspiegeln zu können.
Immerhin kann sich Sony naturgemäß über eine breite Unterstützung von Publishern und Entwicklern freuen: EA kündigte beispielsweise ‚Need for Speed: Carbon‘ an, anhand von ‚Tiger Woods‘ zeigte man erstaunlich gute Gesichtsanimationen und auch das erst vor wenigen Tagen angekündigte ‚Army of Two‘ wirkte in einem Video recht beachtlich.
PSP gab es auch noch
Zu Beginn der Pressekonferenz, fast schon als Randnotiz, ging Sony übrigens auch auf den PSP ein. Wie schon so oft in der Vergangenheit war das aber in Sachen Spiele eine Enttäuschung: Abgesehen von der Ankündigung einer ‚Greatest Hits‘-Reihe, in die nur Titel aufgenommen werden sollen, die mindestens 250.000 Exemplare verkauft haben, gab es nichts Nennenswertes zu berichten. Stattdessen deutete man die (später bei ‚Formel 1‘ gezeigte) Connectivity mit der PS3 an und verwies auf anstehende Firmware-Upgrades und Erweiterungen, die RSS-Feed, Kamera und GPS mit sich bringen sollen. Von einer neuen PSP-Version, über die vor einigen Wochen spekuliert worden war, war jedoch nichts zu sehen.
Ein erstes Fazit
Alles in Allem entsprach Sonys Pressekonferenz den Erwartungen: Die PlayStation 3 stand im Mittelpunkt des Geschehens, allerdings nicht so sehr wegen ihrer Spiele, sondern vor allem wegen ihrer Technik. Dass die Onlinefähigkeiten nur knapp angerissen wurden, überraschte ein wenig, aber vielleicht stimmen ja die Behauptungen, dass Sony selbst noch gar nicht so genau weiß, was man damit eigentlich erreichen will. Dass die Mehrheit der Spiele nicht zu beeindrucken verstand, ist bedauerlich, aber keine echte Überraschung – und dass der hohe Preis schon jetzt bestätigt wurde, zeugt von Sonys Selbstbewusstsein. Um das Gezeigte in seinem vollen Umfang einschätzen zu können, müssen wir uns ohnehin gedulden, bis Microsoft und Nintendo ihr Pulver verschossen haben. Wir halten euch auf dem Laufenden.