Kulleraugen, Luftblasen, Eier als Feinde und die kommunikationsfreudigsten Spieler aller Zeiten: Willkommen bei Ragnarök Online. Nachdem euch ein kleines Tutorial in die Einzelheiten des Spielprinzips eingeführt hat und ihr vom lokalen Arbeitsamt bezüglich Jobwahl bestens beraten wurdet, geht es auf in die fast komplett lokalisierte Welt von Ragnarök Online. Fast komplett deshalb, weil die Itemnamen alle noch nicht eingedeutscht wurden, was zu recht obskuren Sätzen wie „Gib mir mal deine Arrows“ führt. Sonst ist die Übersetung bis auf ein paar Umlautfehler aber einigermaßen erträglich.
Zum Spielverlauf: Sobald ihr euch einen der anfänglich sieben verfügbaren Jobs – vom Messdiener bis zum Dieb ist für so ziemlich jeden Geschmack etwas dabei – ausgesucht habt, geht es auch schon ab in die Welt von Ragnarök Online. Am Anfang müsst ihr um euren Beruf überhaupt ergreifen zu können, die ersten neun Basisfertigkeiten erreicht haben und zudem je nach Berufswahl eine kleine Extraaufgabe erfüllen. Solltet ihr diese erfolgreich absolviert haben, steht eurem Charakter die komplette Welt von Ragnarök Online zur Verfügung. Okay, zugegebenermaßen könnt ihr euch am Anfang nicht überall herumtreiben, da euch selbst die kleinsten Monster ohne große Probleme plätten können.
So habt ihr am Anfang nur die Möglichkeit durch die nahe liegenden Wälder und Wüsten wie Payon Forest oder Sograt Desert zu streifen und euch mit kleinen Gegnern zu duellieren. Sollte euch dabei die Langeweile all zu sehr plagen, so sucht ihr einfach nach einer gleichwertigen Party oder lasst euch von einer besseren Party in Rekordzeit – 10 Levelstufen sind meist innerhalb von einer Stunde erreichbar – aufleveln – im Spiel selbst tanken genannt. Gerade ohne Party macht Ragnarök Online nämlich nur halb soviel Spaß und kann sich zu einem regelrechten Langeweiler entwickeln, da es keine Quests wie in anderen MMORPGs gibt, sondern euer primäres Ziel es ist, euren Charakter solange hoch zu pushen, bis er schließlich seinen Basisberuf erweitern kann. Zum Glück scheinen die meisten Ragnarök Online-Spieler wahre Quasselstrippen zu sein, so dass es euch sehr leicht gelingt, eine passende Party zu finden und euch das Erreichen des vierzigsten Levels wie ein kleiner Sonntagsspaziergang erscheinen dürfte. Ab diesem Punkt könnt ihr den Beruf eures Charakters noch mal verbessern und euch diversen im Spiel vertretenen Gilden anschließen und z.B. an deren Kämpfen mit anderen Gilden teilnehmen. Des Weiteren macht PvP – also Kämpfe zwischen zwei oder mehreren Spielern in einem MMORPG – erst ab höheren Levels in extra dafür vorgesehenen Arenen Sinn, da gerade Anfänger in solchen Duellen gnadenlos vernascht werden.
Dabei und auf euren vielen anderen Streifzügen durch Ragnarök Online sollten auch des Öfteren seltene Gegenstände in die Hände fallen, welche ihr entweder auf eigene Faust in einer der vielen Städte veräußern oder gegen andere Gegenstände täuschen könnt. Der Verkauf an einen der NPC-Händler, von denen es in jeder Stadt einen gibt, lohnt sich bei seltenen Gegenständen nicht. Hier solltet ihr nur unwichtigere Sachen wie Carrots oder weniger seltene Gegenstände verkaufen. Dabei birgt gerade das Handeln mit anderen Mitspielern, mit und um seltene Gegenstände, seinen ganz eigenen Reiz: Nicht selten freut oder ärgert man sich, wenn einem ein besonders guter oder eben besonders mieser Kauf geglückt ist. Nicht umsonst betreiben viele Spieler zudem auf ihrem Account noch einen zweiten Charakter mit den Job als Händler, um wertvolle Gegenstände dauerhaft anbieten zu können.
Ein weiteres wichtiges Spielelement ist zudem der Ausbau seiner eigenen Fertigkeiten, dem sogenannten Joblevel. Dieses ermöglicht es euch, aus einer Vielzahl von Skills auszuwählen, die z.B. die Treffsicherheit eures Bogenschützen erhöhen oder einen Spezialangriff ermöglichen. Wer zudem kein Priester ist, sich damit nicht beliebig in der Welt herumteleportieren kann und trotzdem die langen Wegstrecken in Ragnarök Online schneller zurücklegen will, der hat die Möglichkeit entweder ein Ei bei einem der vielen Händler zu erstehen oder eine wilde Kreatur zu zähmen und von dieser dann ein Ei zu erhalten. Danach müsst ihr dieses noch ausbrüten und dann fortwährend mit speziellem Futter ernähren, da es euch sonst droht davon zu laufen.
Bis jetzt haben die meisten Haustiere jedoch eine sehr eingeschränkte Funktion und nur das Zähmen eines Reittiers lohnt sich um einen Vorteil zu erzielen. Zudem fressen euch die kleinen Biester quasi die exorbitant teuren Haare vom Kopf, sodass gerade weniger solvente Charaktere von diesem netten Bonusfeature Abstand nehmen sollten. Zur Not geht ihr einfach wieder eine Evolutionsstufe bei eurem Haustier zurück und verkauft das so gewonnen Ei gegen einen sehr großzügig ausfallenden Obolus an andere Mitspieler, die sich dann an ihrem knuffigen Haustier erfreuen dürfen.
Passend zu den teilweise sehr süßen Gegnern wurde auch die Grafik in einem sehr kinderfreundlichen Mangastil gehalten. So durchstreift euer gezeichneter 2D-Charakter eine schön gestaltete wenn auch sehr rechteckige und effektarme 3D-Umgebung, wobei ihr euerm Alter-Ego aus der Iso-Perspektive begutachten dürft. Dabei steuert sich euer Charakter per Maus und Tastatur problemlos. Leider ist eine Konfiguration derselben nicht möglich, dennoch sind die Tastaur-Shortcuts intuitiv und einprägsam gewählt. Der Sound besteht größtenteils aus nervtötendenen Japano-Synthie-Klängen und schlichten aber passenden Kampf- und Umgebungsgeräuschen. Zwar wirkt die Aufmachen von Ragnarök Online somit wenig zeitgemäß, dafür läuft das Spiel auch auf schwächeren Rechnern in höheren Auflösungen zufrieden stellend.
Auch der Client an sich bietet neben einer sehr komfortablen Update-Funktion bei der immer nach den aktuellsten Fixes und Erweiterungen gesucht wird und diese dann automatisch installiert werden kaum Anlass zur Kritik: Obwohl eine umfangreiche Buddy-Funktion noch nicht integriert ist, läuft das Spiel selbst in der Hochburg des Kommerzes (Prontera City), wo sich zu Hochzeiten bis zu 200 Spieler auf dem Screen tummeln, absolut lag- und ruckelfrei.
Sollte dieser Artikel euer Interesse geweckt haben, so könnt ihr euch das komplette Spiel auf der <a href="http://www.euro-ro.net/client/download/" target="_blank">offizielle Webseite</a> runterladen und gratis 15 Tage antesten, danach wird das Spiel jedoch kostenpflichtig. Informationen zur Bezahlung und den fälligen Gebühren findet ihr <a href="http://www.euro-ro.net/p2p/" target="_blank">hier.</a>
Auf den ersten Blick mag Ragnarök Online für Hardcore-MMORPGler wie ein grafisch aufwändiges Chattool erscheinen. Dennoch birgt gerade die weit reichende Kommunikation mit anderen Spielern und das Durchstreifen fremder Regionen mit der Party den größten Reiz bei Ragnarök Online. Auch das Feilschen mit anderen Spielern sorgt dabei neben dem umfangreichen Skillsystem für ordentlich Spieltiefe und fortwährende Motivation.
Dabei solltet ihr euch jedoch nicht von der sehr mangalastigen Präsentation und der nervtötenden Musik den Spielspaß verderben. Genauso wenig solltet ihr zu den wenigen Misanthropen gehören, denn Eigenbrödler werden in Ragnarök Online wohl kaum ihre ewige MMORPG-Glückseeligkeit finden.
Insgesamt bietet Ragnarök Online sowohl einen leichten Einsteig in der Welt der MMORPGs als auch genügen Spieltiefe um fortgeschrittene Spieler langfristig an den Bildschirm zu fesseln. Auch Hardcore-Spieler könnten mit Ragnarök Online glücklich werden, sollten sich dabei aber nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen und dem Spiel etwas Zeit geben, um seine volle Spieltiefe entfalten zu können.