Als ich das letzte Mal die grandios inszenierten Massenschlachten von Braveheart sah, dachte ich mir, es wäre toll, einmal ein Spiel zu erfinden, das diese Situation nachzuspielen erlaubt. Damals gab es zwar schon Echtzeitstrategie, doch die oft lächerliche Anzahl der Einheiten machten ein authentisches Spielerlebnis unmöglich. Bis Creative Assembly damit begann, die Total War-Reihe ins Leben zu rufen. Mit Medieval 2 könnt ihr selbst mal probieren, wie es ist, als William Wallace vor den gewaltigen Armeen der Engländer zu stehen oder auch die Rolle des brutalen König Edward zu übernehmen. Vielleicht steht euch aber der Sinn eher nach der Eroberung des Vatikans mit den Mongolen oder ihr wollt mit den Türken Europa überrollen?
Wer sich bereits Rome zugelegt hat, wird sich bei Medieval 2 auf der Stelle heimisch fühlen, denn das Interface ist identisch. Einige unter euch könnten auch aufgrund der starken Ähnlichkeit enttäuscht sein, denn grundsätzlich ist Medieval 2 nicht mehr als ein gut gemachtes Update des Vorgängers. Die Grafik hat sich verbessert, einige Gameplayfeatures aus dem ersten Medieval, wie Lösegeldforderungen, wurden eingebaut und etwas spärlich gestreut findet man auch komplett neue Features.
Es gibt viele Möglichkeiten, einen Feldzug zu gewinnen. Diplomatie kombiniert mit hinterhältigen Attentaten ist eine davon. Eine andere sind dreitausend Mann vor der Hauptstadt des erklärten Feindes. Bei stärkeren PC’s ist Medieval 2 durchaus in der Lage, Schlachten mit mehr als fünftausend Mann zu ermöglichen. Bei schwächeren Geräten sollte man die Einheitenanzahl reduzieren, um flüssiges Spielen zu ermöglichen. Die teils gewaltigen Schlachten sind immer noch das, was die Total War-Reihe groß gemacht hat. Es ist einfach überwältigend gut gelungen, richtige Schlachtfeldatmosphäre auf den heimischen PC zu bringen.
Nachdem an originelles Gameplay und ein Abheben gegenüber des Vorgängers keine Zeit verschwendet wurde, sind die technischen Aspekte stark in den Vordergrund gerückt. Die Grafik ist perfekt und die Armeen des Mittelalters bestehen nun sogar aus verschiedenen Gesichtern und nicht nur Klonkriegern. Die Musik und Soundeffekte sind von einer Qualität, die das Herz bei jeder Attacke höher schlagen lässt und Bugs sind so gut wie gar nicht vorhanden. Es gibt derartige Unmengen an Texturen und technischen Feinheiten, dass Medieval 2 zwei DVDs benötigt und auf der Festplatte gut acht Gigabyte verschlingt.
Der Multiplayermodus funktioniert via Gamespy und ist auch der einzige Grund, wieso man bei der Installation den CD-Key eingeben muss. Wer ihn falsch eingibt, wird weder gewarnt, noch bekommt er eine Möglichkeit, den Key nachträglich zu ändern. Gewohnt gut gestalten sich die Schlachten, die, ordentliche Mitspieler vorausgesetzt, eine ziemliche Adrenalinladung freisetzen können.
Während andere Magazine seitenweise über das tolle Medieval 2 berichten, sehe ich absolut keinen Grund, so dermaßen abzuheben, denn wirklich Neues gibt es nicht. Ähnlich der FIFA-Serie von EA wurden ein paar Sachen verbessert und ein neues vierzig Euro Spiel auf den Markt geworfen. Wer die Vorgänger bereits besitzt, sollte sich stark überlegen, wieder zuzuschlagen. Wer die Total War-Serie bis dato noch nicht kennt, sollte das Spiel auf jeden Fall kaufen, denn es ist mit Abstand das Beste seiner Art. Nachdem ich alle Vorgänger besitze, bin ich etwas enttäuscht.