Einen Shooter mit Unterwasser-Setting tischen uns Entwickler BIART und Publisher Just A Game auf, genannt Deep Black. Technische Finessen rund um die Unterwasserengine und eine packende Story sollen ein „revolutionär neues Spielerlebnis“ bieten. Nun denn, ich schnappe meine Harpune und begebe mich auf Test-Tauchgang.
Tutorial hui, Story pfui
Das Tutorial von Deep Black ist gut gemacht, und führt mich schnell ins Spiel ein. Laufen, Ballern, Schwimmen, in Deckung gehen und die multifunktionale Harpune einsetzen – das Spiel verlangt dem geneigten Zocker keine Wunderdinge ab. Steuerungstechnisch geht alles recht locker von der Hand und ist schnell gelernt. Und so stürze ich mich schleunigst in die erste Mission.
„Als Anführer einer Elite-Tiefsee-Kampfeinheit tritt der Spieler gegen skrupellose Bio-Terroristen an, die ihre Aktivitäten vom Grunde des Meeres aus planen und durchführen.“, so umschreibt die Website von Deep Black das Setting. Und selbiges wird verdammt ernst genommen. So ernst, dass die mäßig motivierten Sprecher noch weniger auffallen wie die ausgesprochen plumpen Dialoge selbst. Atmosphäre kommt leider von Beginn an nicht auf, dafür ensteht der Eindruck, die verantwortlichen Schreiber hätten ein Faible für schlechte Sci-Fi-Actionfilme.
Die 5 Symptome des Morbus Ludus
Und trotzdem: Zu Beginn schwamm und rannte ich noch recht gerne durch die Gefilde von Deep Black. Die eingänige Steuerung, gepaart mit der Bewegungsfreiheit unter Wasser machten Laune. Auch im Deckungskampf Gegner niederballern war zu Anfang unterhaltsam. Bis das Spielgefühl langsam begann, sich aufzulösen. Die Gründe seien wie folgt erörtert:
1. Schon erwähnt: Mangelnde Atmosphäre. Und damit ein wesentlicher Faktor für die Langzeitmotivation.
2. Das Leveldesign. In Deep Black wandelt man auf vollständig linearen Pfaden. Ab und an gibt es Räume oder Höhlen entlang des Weges, die aber meist schwer zu übersehen sind. Abgesehen von zusätzlicher Munition gibts dort aber nichts zu holen. Wenn ein Spiel den Spieler also schon streng entlang eines vorbestimmten Weges latschen läßt, sollte dieser Weg zumindest wie ein solcher aussehen. Deep Black zeigt leider vor, wie man das nicht macht. Kein Terrorist würde seine Stützpunkte derart konfus anlegen. Niemals. Ausgeschlossen.
3. Die Technik. Obwohl Mittlerweile der erste Patch für Deep Black da ist, strotzt das Spiel immer noch vor kleineren Ungereimtheiten. Tote Gegner, die in Wände reinfallen, Kontrahenten die ihre Arme durch Türen stecken, Geschosse, die durch die Deckung durchfliegen. Das Abenteuer bleibt zwar spielbar, nervig sind die Bugs aber allemal. Und das mein unter Wasser superwendiger Held an Land nicht einmal hüfthohe Hindernisse überwinden kann, sehe ich schlichtweg nicht ein.
4. Die KI. Nach mehreren Stunden Spielzeit darf ich, denke ich, mit Fug und Recht behaupten: In Deep Black laufen und schwimmen die dämlichsten Gegner rum, die mir seit langem untergekommen sind. Ja, die feindlichen Terroristen aller Art benutzen Deckungen, aber nein, ein System scheinen sie dabei nicht zu haben. Einzelne Gegner erweisen sich als Fallobst vor meiner Kanone – wenn sie nicht gerade gemein platziert sind – und nur größere Gruppen können tendentiell gefährlich werden. Oder auch nicht, denn eine Ansammlung an Feinden stellt mitunter auch eine Gefahr für sich selbst dar. Friendly Fire existiert, der KI scheint man das nicht eingetrichtert zu haben.
5. Der fehlende Nutzen guter Ideen. Als Spezialfeature schleppt das eigene Alter Ego eine Harpune mit, mit der sich etwa Tore öffnen und Drohnen umprogrammieren lassen. Ersteres wird bald zur unnötigen Routine, zweiteres bringt wegen der Anordnung der Gegner keinen Nutzen. Dass man ab und an einen Gegner von Draußen ins Wasser ziehen darf, ist zwar nett, wird aber auch zu berechenbar eingesetzt. Dass es einer nebenstehenden Wache zudem vollkommen egal ist, wenn ihr Kollege urplötzlich gewaltsam ins Wasser befördert wird, macht es nicht spannender.
Ehrlich. Ich hätte die Sache mit der Über- und Unterwasserabwechslung ziemlich cool gefunden. Und dafür hätte ich, bei bemühterer Inszenierung, sogar über die einfallslose Hintergrundgeschichte und durchschnittliche Grafik hinweggesehen – vielleicht wäre sie ja noch interessant geworden. Leider kommt das Spielkonzept nicht über den Ansatz hinaus, weswegen ich wohl nie erfahren werde, ob die bösen Bio-Terroristen am Ende dingfest gemacht werden. Ähnliches gilt für den Multiplayermodus, auch wenn dort zumindest das Problem der mangelhaften Gegnerintelligenz (meistens) nicht existiert. Schade drum.
Wer sich trotzdem nass machen will, kann das für rund 40 Euro bei Amazon.de tun.