Beim nächtlichen Sturm auf eine deutsche Stadt wirkt alles ruhig, doch plötzlich eröffnen mehrere MG-Schützen aus den nahe gelegenen Häusern das Feuer auf unsere Truppen, Granaten schlagen links und rechts von uns ein und wir versuchen verzweifelt Schutz in Kratern und hinter Bäumen zu finden. Es sieht so aus als ob dieser Einsatz zum Scheitern verurteilt ist, mehr als die Hälfte unsere Kameraden sind bereits gefallen, die deutschen Truppen haben uns enorm zugesetzt, doch plötzlich hört man aus der Ferne das Nahen von Fliegern und es scheint doch noch Hoffnung zu geben?
Ja, an Spannug fehlt es bei Call of Duty tatsächlich nicht. So wie gerade beschrieben spielt sich Call of Duty nämlich fast die ganze Zeit. Ständig geht euer Puls rauf und runter. Mal hätte selbst ein Arzt Schwierigkeiten ihn zu fühlen, mal scheint euer Puls einem Formel 1 Rennwagen im Speed Konkurrenz zu machen. Das alles werdet ihr in drei verschiedenen Kampangnen zu sehen und zu hören bekommen. In der ersten Kampagne schlagt ihr euch auf die Seite der Amerikaner.
Dort steckt ihr dann in der Haut von Private Martin, mit dem ihr auf zahlreiche Einsätze in ganz Frankreich geht. Besonders wichtig hierbei: Fast keine Mission spielt sich gleich. Immerwieder habt ihr verschiedene Situationen zu meistern.
Habt ihr die erste Kampangne erfolgreich beendet, schlüpft ihr in die Springerstiefel von Seargent Evans, der für die Briten seinen Dienst tut. Mit ihm werdet ihr unter anderem eine strategisch sehr wichtige Brücke einnehmen.
Habt ihr auch seine Karriere erfolgreich bestanden, geht es ab in Richtung Stalingrad. Dort werdet ihr als Alexei der deutschen Wehrmacht das fürchten lehren.
Um noch mehr Feeling in Call of Duty herein zu bekommen, ist es euch nur gestattet zwei "schwere" Waffen mit euch zu tragen. Bei dem Amerikanern wäre das z.b. die Thompson. Dazu bekommt ihr noch ein paar Granaten und eine Pistole in die Hand gedrückt, damit müsst ihr dann aber auch auskommen.
Allerdings gibt es hin und wieder mal die Möglichkeit sich hinter ein stationäres MG zu klemmen oder per Flak das eine oder andere Flugzeug vom Himmel zu pusten.
Soviel Feuerkraft werdet ihr aber auch unbedingt brauchen, denn die Gegner sind absolut harte Kerlchen. Denn sie reagieren schon wirklich intelligent, mal springen sie um Kugeln auszuweichen hinter Kisten, suchen Schutz hinter zerstörten Fahrzeugen, ziehen sich geschlossen zurück und greifen auch geschlossen wieder an. Leider ist die Teamkameraden KI nicht ganz so gut gelungen. Sie stürmen zwar auch geschickt Gebäude, schießen aber erst auf den Feind, sobald dieser anfängt zu feuern.
Aber längst nicht alles an Call of Duty ist perfekt. Zwar ist die Atmosphäre sehr gut gelungen, da sie schön dicht ist und man ständig das Gefühl hat mittendrin zu sein, sie hat aber auch ihre Schwächen. So kommt es nämlich häufiger mal vor, dass ihr mitten aus einer Mission "herausgerissen" werdet. Dies passiert meistens auf dem höchsten Grad der Spannung, was danach dann ein kleines Enttäschungsgefühl verursacht. Auch die Briefings sind nicht so ausgefallen, wie sie hätten sein können. Warum ist es nicht möglich mal ein Briefing alla Vietcong zu bekommen? In einem kleinen Lazaret zu sitzen und dort entweder eine Sequenz vorgespielt zu bekommen oder sich vielleicht selber schon bewegen zu können?
Auch die Spielzeit ist für meinen Geschmack zu kurz geraten. Zwar bekommt man, wenn man hört das Call of Duty 25 Missionen hat, Ohrensausen, da es einfach nicht mehr alltäglich ist, soviele Missionen geliefert zu bekommen, wird aber enttäuscht, wenn man glaubt dadurch wäre das Spiel wesentlich länger. Im Gegenteil. Ich habe, um es durchzuspielen, eine gute Woche gebraucht und bin bei weitem kein Profi. Solche sollten es schaffen, Call of Duty an einem Wochenende durchzuspielen. Da hätte sicher noch mehr rausspringen können.
Das auch absolute Top-Titel noch durchaus mit der Quake 3 Engine gut aussehen, kann Call of Duty ebenfalls beweisen. Allerdings ist diese Enginge halt nicht mehr ganz aktuell und wird es wohl auch nicht mehr werden. Das heißt keinesfalls, dass Call of Duty schlecht aussieht, aber perfekt ist es nun bestimmt nicht mehr.
So sind viele Texturen verwaschen und können nicht wirklich überzeugen. Auch die Explosionen hätten um einiges imposanter ausfallen können. Sie kommen allenfalls mittelmäßig rüber. Auch die Animationen überzeugen nicht völlig. Bis auf die Mimik, welche sehr gut gelungen ist, gibt es auch hier keine Highlights mehr. Stiftung Warentest sagt höchstens "Gut". Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ganz anders sieht es schon beim Sound aus. Wer stolzer Besitzer einer größeren Soundanlage ist (d.h. alles was mehr als zwei Boxen hat), bekommt ein phänomenales Erlebnis spendiert. Da heißt es einfach mal die Nachbarn aus ihrem Mittagsschlaf reißen, sodass sie, wie einst schon Meister Röhrig, meinen: "Die Russen sind da!". Denn was man da aus den Boxen bekommt, übertrifft viele Filme bei weitem. Da kommt es schonmal vor, dass ihr meint mit einer echten Maschinen-Pistole zu feuern. Die deutsche Sprachausgabe ist ebenfalls gelungen. Öfter kommen dann mal Kommandos von zurückhinkenden Kommandeuren oder ein kleines "Scheiße" von einem eurer Kameraden, der gerade getroffen wurde, oder überrascht von der plötzlich auftretenden Gegnermasse ist. Musikalisch geht es auch hoch her. Zu Ochesterklängen bestreitet ihr eure Einsätze. Das alles trägt sehr viel zur Atmosphäre bei.
Steuerung bei Call of Duty ist shootertypisch wieder mit Tastatur und Maus. Allgemein geht sie recht einfach und schnell von der Hand. Mit links wird gefeuert, mit rechts über Kimme und Korn geschaut.
Besonders ist endlich auch mal wieder der Multiplayer Modus. Bis zu 64 Spieler können sich gleichzeitig auf einem Server tummeln. Fünf Spielmodi stehen euch zur Auswahl und liefern alle einen guten, aber nicht an den Singleplayer herankommenden Spielspaß ab.
Neben den Standardmodi wie Deathmatch und Teamdeathmatch stehen euch auch der Modus "Hinter feindlichen Linien" und "Search and Destroy", bei dem ihr all euer Können aufbringen müsst um bestimmte Ziele zu erreichen.
Solltet ihr aber in einem Gefecht sterben, müsst ihr leider warten, bis die Runde beendet ist. Ihr werdet nämlich vorher nicht wiederbelebt.
Als ich angefangen habe Call of Duty zu spielen, dachte ich mir eigentlich, dass ich nicht viel von dem Spiel erwarten könnte. 2. Weltkriegs-Shooter gab es einfach schon zu viele und ich fand das Thema vollkommen ausgereizt. Doch die Jungs von Infinity Ward haben mich nocheinmal umgestimmt.
Die Atmosphäre ist so dicht, dass man oftmals einfach alles um sich herum vergisst. Immer wenn ich gespielt habe, bekam ich am nächsten Tag von meinen Freunden Ärger weil ich nie ans Telefon gegangen bin.
Die Grafik kann zwar nicht mehr mit aktuellen Titeln mithalten, erfüllt aber schon ihren Zweck und setzt Call of Duty gut in Szene. Der Sound macht das nochmal um längen besser. Mir sind mehrere male die Ohren fast weggeflogen, als neben meinem Trupp eine Bombe einschlug. Dazu der phänomenale Soundtrack, einfach nur klasse.
Als einziger größerer Kritikpunkt kommt jetzt noch die Spieldauer daher, doch das kann ich verschmerzen (5 Punkte Abzug gibt’s trotzdem dafür) und gratuliere Activision zu einem der für mich besten Spiele des Jahres 2003. Da rieche ich in Zukunft schon einen zweiten Teil, oder wenigstens ein Addon.