Es ist Januar und das bedeutet, es ist die Zeit der Rückblicke auf das vergangene Jahr. Ein Jahr in dem einige Veränderungen stattgefunden haben – viele davon waren negativ. Wir Rebellen – mutig und edel wie wir nunmal sind – scheuen natürlich nicht davor, Missstände gnadenlos aufzuzeigen. Darum lest jetzt weiter und erfahrt alles über die Trends des Jahres 2003…
Halo und GTA 3 sind prominente Vorreiter einer Unsitte gewesen, die in den vergangen zwölf Monaten weiter forciert wurde: Viele Games erscheinen zuerst auf Konsolen und erst Monate (oder gar Jahre) später auf dem PC als noch dazu meist recht lieblose Konvertierung. Zwei gute Beispiele aus dem vergangenen Jahr sind Halo und Pro Evolution Soccer 3. Aber auch auf andere Titel mussten wir PC-Nerds warten – zum Beispiel SW: KotOR, Yager und Splinter Cell. Dieser Trend ist ein für den PC negatives Resultat einer weiteren in Mode gekommenen Vorgehensweise: den Multi-Plattform-Releases. Sie sind schuld daran, dass wir uns immer öfter mit Konsolen-typischen Nachteilen herumschlagen müssen: Speicherpunkten, minderwertiger Optik und Steuerungs-Macken wie in Baphomets Fluch 3. Auch mit der gerade mal zweckmäßigen Optimierung einer Grafikengine für PC-Systeme muss man sich nicht selten herumschlagen. So ruckelt Halo beispielsweise auch auf High End-Systemen, und auch Simpsons: Hit & Run frisst deutlich mehr Hardware als es eigentlich nötig sein sollte.
Weil wir gerade von Baphomets Fluch 3 gesprochen haben – das Adventure aus dem Hause Revolution verkörpert außerdem eine ganz andere Unsitte, die 2003 ihren bisherigen Höhepunkt erreicht hat. Spiele werden immer kürzer, und so ist man unter anderem bei Call of Duty oder Max Payne 2 schneller durch als einem lieb ist. Dafür auch noch hohe Preise, die selten unter 45€ liegen, dafür aber hin und wieder gerne zumindest die 50€-Marke erreichen, gehört eindeutig zu den unerfreulichen Wegen, welche die Spieleindustrie zuletzt eingeschlagen hat. Zu einer echten Farce wird das aber erst, wenn einige Features (die manchmal sogar auf der Packung stehen) erst per Patch kommen – und manche Entwickler "wollen" noch einen draufsetzen, indem sie diese Updates dann erst nach vielen Monaten auf die Spielerschaft loslassen.
Wir fordern, dass Entwickler, die sich Zeit für ein ausgereiftes Spiel nehmen (dürfen) endlich wieder die Regel sind, nicht wie derzeit eher die Ausnahme. 2003 wurden zahlreiche beeindruckende Beispiele abgeliefert, in denen die Release-Politik der Publisher so manches Spiel kaputt gemacht hat. So verspielt Enter the Matrix ein enormes Potential, nur weil es zeitgleich mit dem zweiten Film einfach raus musste. Zwei weitere Beispiele findet man bei Eidos: Tomb Raider 6 musste wohl unbedingt noch in ein Quartal gepresst werden und enttäuscht deswegen in vielen Aspekten. Ein paar Monate mehr hätten auch bei Republic Wunder bewirken können. Obwohl wir selbst keine Probleme mit diesen Spielen hatten, beweist das "verbugte Feedback" bei SpellForce und Gothic 2: Nacht des Raben, dass auch deutsche Entwickler einen Zahn zulegen müssen. Ascaron scheint die Lektion gelernt zu haben präsentiert mit Anstoss 4 Edition 2003/2004 endlich einen ausgereiften vierten Teil der Managerserie und lässt auch für Sacred schon seit geraumer Zeit im Betatest hunderte Spieler an Fehlerkorrekturen arbeiten.
Am lustigsten ist der Missstand eines unausgereiften Spiels aber ganz sicher bei Halo – vor allem die Optimierung ist wie bereits angesprochen ein großer Witz. Wenigstens will uns Gearbox den Coop-Modus irgendwann noch nachreichen…
Und auch in Zusammenhang mit einem weiteren Trend muss Halo einfach genannt werden: Leaks. Die kamen zuletzt nämlich ganz groß in Mode und so berichteten Spielemagazine auf der ganzen Welt in den letzten Monaten unter anderem über verfrühte illegale Veröffentlichungen von S.T.A.L.K.E.R., Doom 3, World of WarCraft, Half-Life 2, Painkiller, CS: Condition Zero und eben Halo. Oft genug wurden auch die Entwickler selbst verdächtig, diesen Leak selbst geplant zu haben, was irgendwie auch das "Vertrauen" der Spielerschaft in die Hersteller wieder spiegelt.
Europäische Spieler haben außerdem einen weiteren Grund sauer zu sein. Viel zu oft erscheinen US-Versionen Monate vor der deutschen Fassung: Morrowind (inkl. Addons), Deus Ex 2, Freelancer und Star Wars Galaxies sind prominente Beispiele. Dem Fass setzt allerdings ein deutsches Produkt die Krone auf: X2: Die Bedrohung erschien lustigerweise schon im Dezember in den USA, kommt aber erst im Februar nach Europa – schuld daran sind allerdings nicht die Entwickler sondern der US-Publisher, der unbedingt das Weihnachtsgeschäft erwischen wollte…
Ob sich eine andere Vorgehensweise fortsetzt, schwächer wird oder häufiger vorkommt können wir anhand fehlender Daten nicht so leicht sagen. Fest steht aber, dass mehr als jedes vierte von uns getestete Spiel des letzten Jahres eine Fortsetzung oder gar ein Remake war! In den meisten Fällen trauen wir uns zu sagen, dass man Neuerungen mit der Lupe suchen musste. Das muss jetzt nicht unbedingt negativ sein, zeigt aber im Ansatz, dass die wirklich kreativen Köpfe bei einem recht großen Teil der Entwicklungen nicht zu Wort kommen oder einfach fehlen.
Trendig erscheint es auch zu sein, wenn man ein MMORPG entwickelt. Zwar floppen viele Genrevertreter chancenlos und werden das auch weiterhin tun, trotzdem entwickeln alle Publisher weiterhin Spiele dieser Kategorie. Wer das alles kaufen und dann auch noch spielen soll bleibt aber unklar…
Einen Überschuss gibt es außerdem an Actionspielen und Strategietiteln. Alle anderen Genres sind hingegen maßlos unterbeliefert – zumindest was echte Top-Titel angeht. Adventure-Fans dürfen für die kommenden Monate wieder Hoffnung schöpfen. Nach den Veröffentlichungen der guten Baphomets Fluch 3 und Tony Tough werden sicher auch Fahrenheit, Sam & Max 2, Syberia 2, Moment of Silence, Runaway 2 und eventuell auch Larry 8 für viel Freude sorgen. Fans der Simulationen und rundenbasierenden Strategiespiele wären froh eine ähnlich vielversprechende Releaseliste des nächsten Jahres vorfinden zu dürfen.
Ein Trend geht uns allerdings schon seit geraumer Zeit ab. So muss man uns erst einmal genauer erklären, warum es immer noch keine DVD-Versionen von Spielen wie Enter the Matrix, Star Wars: Knights of the Old Republic oder XIII gibt. Zumindest als Alternative zu den CD-Varianten für angehende Spiele-DJs wäre die konsequente Nutzung von DVDs bereits seit einiger Zeit sinnvoll.