Simpel und sauber programmiert? Das kann man von Advent Rising in jedem Falle behaupten. Doch um das Spiel in seinem vollen Umfang zu durchleuchten, werde ich auch auf die wirklich umfangreiche Hintergrundstory des Spiels eingehen. Diese wurde von keinem Geringeren als dem Sci-Fi-Spezialisten Orson Scott Card verfasst und gibt dem Spiel eine gewisse Note. Welche Rolle übernehmen wir überhaupt? Wir spielen Gideon Wyeth, einen Militärpiloten, der sich auf eine unglaubliche Reise begibt, in der er nichts geringes als die Menschheit vor der Ausrottung retten soll. Doch der Reihe nach. Eines schönen Tages taucht ein riesiges Alienschiff im All auf. Gideon wird nun zusammen mit seinem Bruder Ethan mit der Begrüßung der Außerirdischen beauftragt. Was die nun alleridngs zu sagen haben, klingt alles andere als fantastisch. Denn die Aurelianer sind nur aufgetaucht um die Menschen vor einem weiteren außerirdischen Volk, den Suchern, zu warnen. Diese sind zu allem Überfluss noch weiter entwickelt als die Aurelianer und nur darauf aus, die lästige menschliche Rasse zu vernichten.
Nicht einmal 5 Minuten nach dem Besuch bei den Aurelianern trifft eine gewaltige Invasionsflotte der Sucher ein. Wer die Sucher nun genau sind, warum sie die Menschen jagen und was die Aurelianer mit der ganzen Geschichte zu tun haben, gibt es in den nächsten zehn Spielstunden zu entdecken. Advent Rising soll übrigens der Auftakt einer Trilogie werden, deshalb ist es logisch, dass sich nicht jedes Detail aufklärt und einige Fragen am Ende offen bleiben. Dass die Entwickler stark auf Story gesetzt haben, wird bereits im ersten Kapitel, dem Treffen mit den Aurelianern, deutlich. Die Tutorial-Sequenzen wie Kampf und Umgang mit verschiedenen Waffen werden immer wieder durch Zwischenfilme unterbrochen. Insgesamt belegt das Spiel knappe fünf Gigabyte auf der Festplatte. Vier davon gehen auf das Konto der Videos, Musik und Klangeffekte. Beeindruckend sind die Übergänge von Film zu Spiel. So befindet sich Gideon im Video gerade noch im Anflug auf den Außenposten im All und darf kurze Zeit später den Steuerknüppel schon selbst in die Hand nehmen.
Wer die Trainingsmissionen anfangs auf die leichte Schulter nimmt, wird schon bald ein böses Erwachen erleben. Beim Angriff der Sucher hastet Gideon durch die Raumstation. Panik, Zerstörung und Explosionen prägen das Bild. Und obwohl die Abschnitte anfangs nicht wirklich groß sind, bekommt man das Gefühl von Weite durch Ereignisse wie z.B. Raumgefechte. Als kurz vor ihnen Menschen durch ein Leck im Schiff ins Vakuum des Alls hinaus geschleudert werden, ist der Alptraum perfekt – doch ganz wehrlos wollen wir uns ja nun auch nicht ergeben. Bald schon gehen wir mit einer Laserwumme auf Alienjagd. In jeder Hand kann eine Waffe getragen werden. Dank seiner enormen Beweglichkeit ist Gideon in einer nicht mehr ganz so hilflosen Situation. Durch Doppeldruck auf eine der Bewegungstasten wird ein schnelles Ausweichmanöver durchgeführt – beim Kampf gegen das Dauerfeuer der Sucher sind diese Moves ein Muss. Health-Stationen gibt es zu allem Überfluss auch nur sehr selten und so hangeln wir uns von Speicherpunkt zu Speicherpunkt. Freies Speichern ist leider nicht möglich.
Also schießen wir uns durch Flüchlinge und außerirdische Angreifer immer weiter durch die Raumstation. Erst will die Verlobte gefunden werden und dann eine Fluchtkapsel. Nachdem wir dem All entkommen sind, geht der Kampf auf der Planetenoberfläche weiter, unter anderem am Steuer eines Militärjeeps. Die Zwischensequenzen setzen dem Ganzen auch hier wieder die Krone auf, etwa als wir inmitten einem Meteoritenschauer in einer mörderischen Kameraeinstellung über einen Raumhafen düsen. Trotz erbittertem Widerstand ist alles Leben auf dem Planeten nach knapp einer Stunde ausgelöscht. Doch jetzt geht es erst richtig los, die Geschichte kommt langsam in Fahrt. Der Angriff der Sucher rührte aus Angst, Angst vor den Ahnen Gideons, die einst mit gottgleichen Kräften über die Galaxis herrschten. Auch in Gideon schlummern diese Kräfte noch, die nun nach und nach entdeckt werden. Je nach Häufigkeit der Benutzung einer bestimmten Waffe steigt übrigens auch unser Skilllevel, der bestimmte Schussmodi und Verbesserungen für die Schießeisen freischaltet.
Im Folgenden begeben wir uns auf einen Rachefeldzug gegen die Invasoren. Wo Sucher-Trupps anfangs noch eine große Bedrohung darstellten, brutzeln wir die Banausen nun mit unseren Energieblitzen auf Sparflamme oder wirbeln sie mit einer Schockwelle durch die Luft. Eine spezielle Aura schützt uns im weiteren Verlauf sogar vor Projektilen wie Raketen. Besonders in dieser Phase des Spiels kommt bei Advent Rising richtiges Kino-Feeling auf. Explosionen durchzucken die Nacht, Energiestrahlen sausen durch die Luft. Die Schauplätze gestalten sich ebenfalls überaus abwechslungsreich und bunt.
Ob Lavahöhlen oder Sandstrände – alles ist mit hoher Liebe zum Detail ausgestaltet. Rein von der Enigne hinkt man zwar aktuellen Größen wie Doom 3 oder Half-Life 2 hinterher, dass kann aber durch hohen Detailreichtum und ausgefallenem Setting locker wettgemacht werden. Begleitet wird das Geschehen von einem hervorragenden, orchestralen Soundtrack von keinem Geringeren als Tommy Tallarico. In der deutschen Version werden zwar lediglich übersetzte Untertitel angeboten, die Originalstimmen hören sich aber onehin sehr gut an und stammen von US-Schauspielern.
Advent Rising sieht wie ein Kino-Blockbuster aus und spielt sich größtenteils auch so. Pompöse Inszenierung und quietschbunte Explosionen prägen das Bild bis zum totalen Effekt-Overkill. Spielerisch wird leider nur albtewährtes geboten. Bossgegner-Duelle reihen sich an Verfolgungsjagden und Schusswechsel. Teilweise ist der Schwierigkeitsgrad arg unfair geraten. Wo ich ein Duell gegen eine Handvoll Aliens eben noch locker im Griff hatte, stecke ich jetzt plötzlich in üblen Schwierigkeiten. Letztendlich macht aber die defenitiv starke Storyline und insgesamt sehr spannende Präsentation, wie der monumentale Soundtrack, den Unterschied. Die Spannung reisst und reisst nicht ab, weil man, besonders im fortgeschrittenen Verlauf des Spiels, immer wissen möchte wie es weitergeht. Freunde von Baller-Action mit Hang zur Sci-Fi dürfen sich auf äußerst spaßige 10 Stunden Spiel freuen und auf eine baldige Fortsetzung der Trilogie hoffen.