Achtung Geheimtipp

Für ein gutes Spiel braucht es keine aufwendige Grafikengine oder ein internationales Topteam. Ach, und bevor ichs vergesse, ein großes Budget ist auch nicht notwendig. Was man braucht ist eine gute Idee, viel Liebe und den Willen, diese Idee auch umzusetzten. Glaubt ihr nicht? Weiterlesen! Ja, das ist ein Befehl.

Edna bicht aus ist ein perfektes Beispiel, wie so ein Spiel dann aussehen kann. Um die kleine Edna und ihr Abenteuer aber mögen zu können, sollte man sich in eine Zeit zurück versetzen, in der LucasArts noch gute Adventures und nicht lahme StarWars-Lizenzspielchen gemacht hat. Man nehme am besten die angestaubte Monkey-Island-3-Packung aus dem Regal, lege die CD in sein Laufwerk und fange an zu spielen. Danach ist man garantiert in der richtigen Stimmmung, um Edna bei ihrem Ausbruch zu helfen.

Edna bricht aus orientiert sich schamlos an alten LucasArts-Klassikern. Der Grafikstil mit seinen groben Cartoon-Zeichnungen, der übertrieben bunten Farbwahl, den ulkig gezeichneten Charakteren. Das alles passt perfekt zur Kulisse des Spiels.

Edna ist in einem Irrenhaus gefangen. Warum, das weiß der Spieler zu Anfang nicht so genau. Doch schon nach relativ kurzer Zeit ist klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Edna versetzt sich innerhalb der ersten halben Stunde mit Hilfe ihres Stoffhasen Harvey in die Vergangenheit zurück. Schon hier deutet sich der Konflikt des Spiels an. Edna wurde nicht etwa in die Anstalt eingewiesen, weil sie psychisch krank ist, sondern eher um eine schrekliche Verschwörung zu vertuschen.

Das ist und bleibt aber auch das einzig mysteriöse und schreckhafte bei Ednas Weg in die Freiheit. Der weitere Spielverlauf ist von erfrischend sonderbaren und ulkigen Begegnungen und Rätsel geradewegs überhäuft. Da gibt es einen alten Professor, der Angst vor möglichen Dinosaurier-Attacken hat oder den Alu-Man, der versucht mithilfe eines Kleiderbügels außerirdische Schwingungen zu erfassen.

Das Aufgebot an Sonderbarkeiten kann kaum größer sein und alles passt so perfekt in das Klischeebild einer Irrenanstalt, dass es eine bessere Karikatur davon in einem PC-Spiel selten gegeben hat.

Natürlich spielt man Edna dabei immer mit einem leicht schlechten Gewissen. Irgendwo im Hinterkopf sitzt nunmal diese kleine, fast unhörbare Besserwisser-Stimme, die den Spieler daran zweifeln lässt, wie lustig ein Irrenhaus gerade für seine Insassen sein mag.

Diese Stimme verstummt aber schon bald. Ednas Weg nach Draußen ist einfach zu sehr mit abstrus lustigen Rätsel und Anspielungen auf Genre-Klassikern vollgeplfastert, das auch die ein oder andere Logiklücke gerne in Kauf genommen wird.

Es ist genau diese Atmosphäre, dieser leichte Gaga-Tatsch, der das Spiel interessant gestaltet. Passend zur mal ruhig dahinplätschernden, mal mysteriös dröhnenden Musik bahnt ihr euch gemeinsam mit Edna druch dieses Irrenhaus. Von Einem zum Anderen unkonventionellen Rätsel hangelt ihr euch dabei. Gleich zu Beginn öffnet ihr mit einem abgebrochenen Zehennagel den Luftungsschacht eurer Zelle. Später im Spiel müsst ihr dem Aluman einen Kleiderbügel abschwatzen, um mit dem Wäsche-Lift (!) zu fahren.

Wer solche Rätsel logisch findet und den Humor alter LucasArts-Klassiker mag, der wird mit Edna bricht aus jede Menge Spaß haben. Defizite in der Steuerung, sowie kleine Logiklücken und die kleine fiese Stimme im Kopf sollte man dabei übrigens ignorieren können.

P.S.: Der lächerliche Amstetten-Vergleich der Boulevard-Zeitung Heute zeigt mir leider, wie wenig PC- und Videospiele selbst heute noch verstanden werden.

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