Sherlock Holmes ist ein Name, der seit jeher für spannende Unterhaltung, zumindest in Buchform steht. Die Entwickler des neuesten Adventures mit unserem britischen Meisterdetektiv haben nun versucht, klassische Krimi-Elemente mit einer Hintergrundgeschichte von H.P. Lovecraft zu verbinden, die den Cthulu-Mythos aufgreift. Wir kriegen es also mit Jüngern dieses Kults zu tun, die an finsteren Riten und verschiedenen dunklen Gottheiten festhalten. Nun muss man sich doch die Frage stellen, ob die Symbiose dieser beiden, normalerweise recht gegensätzlichen Erzählstile gelungen ist. Im Folgenden werde ich mit eurer Hilfe in diesem Fall ermitteln.
In unserem aktuellen Fall deutet erstmal eigentlich nichts auf die Cthulu-Sekte hin. Zuerst ist nur ein Diener eines Londoner Herrn verschwunden, den Sherlock und sein treuer Kumpane Watson nun suchen sollen. Holmes vermutet, dass der Maori, Angehöriger eines neuseeländisches Urvolkes, wegen schlechter Behandlung geflohen ist. Als sich die Fälle dann aber häufen und auch ein Leibwächter einer waschechten Prinzessin verschwindet, wittert Holmes etwas Größeres. Nun lotsen wir Holmes und Dr. Watson abwechselnd durch die Straßen Londons. Das Geschehen wird komplett aus der Ich-Perspektive gespielt, was mir persönlich sogar recht gut gefällt. Trotzdem bekommt man die beiden Detektive in den zahlreichen Zwischensequenzen des öfteren zu sehen. Das komplette Spiel ist übrigens in 3D gehalten. Die Szenerie wirkt meistens recht glaubhaft, aber stellenweise arg steril und leer. Unsere Hauptaufgabe ist, wie sollte es in einem Adventure auch anders sein, das Lösen von Rätseln. Davon gibt es in Sherlock Holmes: Die Spur der Erwachten reichlich. Diese Knobeleien unterscheiden sich in ihrer Qualität leider deutlich. Abwechslungsreiche Aufgaben, der Einsatz von Kombinationsrätseln und eines Chemiebaukastens stehen einigen Try-and-Error-Rätseln gegenüber. Spätestens als ich ein Schloss mit einem Löffel knacken sollte, verlor sich für mich die Nachvollziehbarkeit einiger Aufgaben in den Straßen Londons.
Hie und da dürfen wir auch die Lupe oder ein Maßband zum Einsatz kommen lassen oder mit einer Pinzette wichtige Einzelteile von einer Probe entnehmen. Insgesamt sind die Rätsel, bis auf die oben angesprochenen Ausprobieraufgaben, einigermaßen einfach und lösbar gehalten, was kein Kritikpunkt sein soll. Schade ist, dass jegliche Gespräche vollautomatisch ablaufen. Ich hätte mir ein simples Multiple-Choice-System gewünscht, wie man es aus vielen anderen Adventures kennt. Die Synchronisation ist hingegen tatsächlich gut gelungen. Holmes und Watson kommen, sowie die meisten Antagonisten, recht glaubwürdig rüber. Was mir allerdings deutlich gefehlt hat, ist eine stimmige Gruselatmosphäre. Obwohl die Schauplätze alle glaubhaft gestaltet sind, fehlen zum Beispiel eine beklemmende Musik oder gruselige Geräusche an der richtigen Stelle. Wer solche Schnitzer jedoch übergehen kann, der bekommt ein solides Adventure klassischer Machart geboten. Für kalte Winterabende vielleicht genau das Richtige.