Strategietitel haben allgemein betrachtet oft viele Gemeinsamkeiten und es fällt wirklich schwer einmal etwas anderes, neues zu erschaffen. In der "normalen" Spielewelt – sprich bei den Spielen die man im Laden kaufen kann – findet man eigentlich garnichts
mehr, was einem vom Hocker hauen würde. Also muss – oder vielmehr, will – man sich nach Alternativen umsehen und kommt somit plötzlich zu den kleinen Independent-Gamestudios, die keinen Publisher haben und meist nur im WWW ihr Dasein fristen. Hier könnt ihr auch Inhuman Games finden, die gerade an ihrem Erstling Trash arbeiten.
Die Geschichte von Trash hat gewisse Ähnlichkeiten zu KKND: Krush, Kill’n’Destroy und spielt in einer nicht allzu ferner Zukunft, in der sich
die Menschheit einmal mehr selbst nahezu ausradiert hat. Detailierte Informationen zur Hintergrundstory sind (noch) nicht verfügbar, doch scheint es, dass die Erde aus irgenteinem Grund völlig verstrahlt ist. Natürlich gibt es auch einige Überlebende, die sich entweder unter Tage versteckt gehalten haben, oder aber auch versucht haben, an der Oberfläche zu überleben. Irgendwann verringerte sich die Strahlung auf der Erdoberfläche und die Menschen, die sich versteckt hielten, kamen nun wieder ins Tageslicht um den Wiederaufbau zu starten – doch irgendwas ist an der Oberfläche geschehen. Die, die oben überlebt haben, haben sich verändert. Nicht genug, dass die Meisten zu grässlichen, entstellten Freaks wurden, sie haben zusätzlich auch noch organische Waffen und Gebäude entwickelt um in der verstrahlten Umgebung überleben zu können. Das was jetzt aus der Tiefe nach oben drängt hat aus ihrer Sicht keine Existenzberechtigung und so beginnt die Schlacht um die letzten Ressourcen der Erde. So in etwa kann man sich das Umfeld von Trash vorstellen.
Die letzten Ressourcen der Erde sind nicht etwa Gold, Kohle oder derartiges Zeug – das hat die Menschheit schon vor dem Supergau völlig verbraucht. In dieser Zukunft gibt es nur noch Müll – dafür aber in verschiedensten Ausführungen, wie z.B. toxischen Müll, altes Metalllagerstätten, kaputte Gebäude, Fahrzeuge und einiges mehr. Nachdem wir wohl alle das Geiz-ist-Geil-Raffgier-Verhalten der Menschen (Mensch: Ein häufig angewendetes Synonym für Konsument) kennen, könnt ihr natürlich davon ausgehen, dass sich die Überlebenden beider Fraktionen nun sogar wegen besagtem Müll bekriegen. Auch wenn dieses Szenario eher deprimierend scheint, ist es wie geschaffen für ein Post-Apokalyptisches Strategiespiel.
Trash lebt nur vom Multiplayerpart. Es wird zwar einen Singleplayerpart geben, aber laut Mark Currie, Lead-Designer des Spiels, wird dieser nur aus Botmatches, also einem klassischem Skirmishmode, bestehen. Wer also keinen Internetzugang hat, dürfte mit Trash in etwa so viel Spaß haben wie mit dem Reinigen einer Bahnhofstoilette. Der MP-Modus hat dafür einige Features, die es noch nie gab. Den oft so leeren Phrasen wie Massenschlacht und Teamplay wird von Trash wieder der nötige Respekt erwiesen. Am 3D-Schlachtfeld könnt ihr zwar im Team eure eigenen Wege gehen, doch ist es ratsam sich mit den Teamkollegen einigermaßen abzusprechen. Über Rohrleitungen muss jedes Gebäude miteinander verbunden sein um verwendet werden zu können. Wenn man sich auf diese Weise auch mit einem Mitspieler verbindet, kann man Technologien, die er bereits erforscht hat oder auch seine Ressourcenabladepunkte nutzen und so weiter. Da es zwei Rassen gibt, die normalen Menschen und die Mutanten, können durch diese Taktik auch Technologien erworben werden, die es normalerweise für die eigene Rasse gar nicht geben würde.
In letzter Zeit sind Spiele, die eher auf Taktik und Koordination setzen ein wenig in den Vordergrund gerückt und klassische, vom Volksmund Scheissendrecken genannte Strategien schlugen zusehends fehl. Wem diese ‚Ureigenschaft‘ aller RTS schon zu fehlen begann, sollte Trash definitiv ausprobieren. Schlachten mit absolut irren Einheitenmengen sind vor allem bei über 14 Spielern keine Seltenheit und machen richtig Spaß.
Trash ist mit einem einfachen Multiplayersystem ausgestattet, die ohne irgendwelche externen Dienste wie Gamespy oder dergleichen auskommt. Die Lobby ist da, um andere Spieler zu finden und offene Spiele zu betreten bzw. eigene zu hosten. Bis zu 24 Spieler können hier gleichzeitig in die Schlacht ziehen, das ist für ein Strategiespiel meines Wissens absoluter Rekord – einen derart guter Netcode, der dies ohne Probleme ermöglicht, gab es vor diesem Spiel wohl auch noch nicht. Derartige Massen an Spielern ohne gröbere Probleme in einem Spiel zu vereinen benötigt auch einen guten Host. Um zu erkennen welcher der teilnehmenden Rechner die beste Performance hat um das Spiel leiten zu können gibt es einen Performance-Index an dem man sich orientieren kann.
Was macht Trash nun aber besser als andere Spiele oder in gewisser Hinsicht sogar einzigartig? Da wäre die – für ein RTS – riesige Anzahl von Spielern, und vor allem auch die Maps. Es gibt keine Maps die für eine bestimmte Spieleranzahl gemacht ist, sondern die Maps passen sich an die Anzahl der Spieler an. Ist man zu zweit wird jede Map relativ klein sein, ist man aber zu zehnt dehnt sie sich den Umständen entsprechend größenmäßig einfach aus damit alle schön Platz haben. Zusätzliche Features, wie z.B. ein eigenes Ranking-System fehlen natürlich auch nicht.
Da sich Trash schon in der open Beta befindet, kann man davon ausgehen, dass sich am Gameplay nicht mehr viel ändern wird bis auf einige Balancings und Fehlerbehebungen. Da der Titel auch ein exzellentes Potential für eine tolle Kampagne à la I of the Enemy hätte, stimmte es mich depressiv, auch in der fertigen Version keinen vorzufinden. Da ich das so nicht ganz glauben konnte, fragte ich beim Lead Designer Mark Currie nach, wieso er nur Skirmish und keine Kampagne eingebaut hat und die Antwort fiel folgendermaßen aus:
‚Wie Enemy Technology sind wir ein kleiner Developer der aufgrund seiner beschränkten personellen und finanziellen Kapazitäten in Sachen Features gewisse Prioritäten setzen muss. Unser Schwerpunkt bei Trash ist eindeutig der Multiplayerpart. Der erste Release wird keine Kampagne enthalten. Es wird auch keine Ingame-Musik geben, da die meisten Spieler im MP-Modus diese sowieso abschalten würden. Dafür haben wir aber Wert auf gute und viele Soundeffekte gelegt.‘
Das Spiel befindet sich, wie gesagt, im Betastadium und Inhuman Games erlaubt es jedem der möchte, das Spiel einmal auszuprobieren. Diese Gelegenheit solltet ihr nutzen – wer weiss wie lange sie noch besteht. Wer auf Massenschlachten mit vielen Spielern steht sollte das Spiel bei Release auch auf jeden Fall kaufen – besser Multiplayer-RTS Action werdet ihr zur Zeit nicht finden können.
Ersteindruck: Sehr gut