Untote sind derzeit en vogue. The Walking Dead begeistert als Spiel, TV-Serie und Comic-Original, während viele andere Hersteller „Me too!“ schreien und den Z-Train entern. Dass dabei in hohem Umfang Massenware mit verhaltener Qualität entsteht, war abzusehen. Doch ab und an findet sich zwischen all der seelenlosen Nachahmerei auch eine Perle für Zombiefreunde. Project Zomboid ist eine davon.
Letzter Akt
Der Titel von Indie Stone befindet sich nach wie vor in Entwicklung und ist unter anderem über Steams Early Access-Programm verfügbar. Kleinere und fallweise auch schwerere Bugs gehören noch zum Alltag, trotzdem hebt sich dieser Titel positiv aus der Masse hervor.
Da wäre einerseits das Szenario: Wer darauf hofft, die Karte endgültig von Zombies befreien oder die rätselhafte Krankheit besiegen zu können, sei gleich einmal darauf verwiesen, dass Project Zomboid kein Happy End kennt. „This is how you die“, wird der Spieler vom Ladebildschirm belehrt – ein Freifahrtschein zur Selbstentfaltung in netter Iso-Grafik. Mit wunderbarer Melancholie im Rücken wird der Spieler zum Regisseur des letzten Aktes einer Inszenierung, an welcher letztlich nur der Sensenmann Gefallen findet.
Live to die
Das (nicht offiziell definierte) Spielziel ist es, möglichst lange in der jeweiligen Stadt zu überleben. Oder, wenn man so möchte, spektakulär. Zusammengestellt wird der eigene Charakter in vereinfachter Rollenspielmanier. Danach startet man zufällig in irgendeinem Gebäude ohne relevanter Ausrüstung. Diese muss man sich erst einmal zusammensuchen. Dazu gilt es, bei dynamischem Tag- und Nachtwechsel und unterschiedlichem Wetter die Umgebung zu erkunden, wo sich natürlich auch die Untoten tummeln.
Zu den Basics gehört die Beschaffung nicht verderblicher Nahrung und Werkzeuge. Wer an Nägel, Holzlatten und einen Hammer (der auch eine vorzügliche Nahkampfwaffe darstellt) kommt, kann sich etwa ein schmuckes Heim suchen und selbiges verbarrikadieren. Ambitioniertere Gemüter bauen ihr Heim gleich mit zusätzlichen Holzwänden aus, auf Wunsch gleich mehrstöckig. Eine Axt vorausgesetzt, kann der wichtigste Rohstoff dafür selbst beschafft werden. So lassen sich auch Wiesenteile umzäunen und als Anbaufläche verwenden.
Jäger und Sammler
Neben dem notwendigen Stillen von Grundbedürfnissen (Hunger, Durst, Schlaf, Unterhaltung), um dem körperlichen und psychischen Verfall entgegenzuwirken, empfiehlt sich ohnehin langfristige Planung. Denn die Bedrohungslage nimmt ständig zu. Im Laufe der Zeit fällt wichtige Infrastruktur – etwa die Stromversorgung – aus. Aus umliegenden Städten drängen zudem immer mehr Zombies ins Areal.
Während man also aufrüstet, plündert und baut, vergisst man schon einmal, dass dem melancholischen Spaß ein Ende gesetzt ist. Irgendwann halten die Barrikaden den Massen nicht mehr stand, irgendwann erliegt man entweder dem Ressourcenmangel oder den Untoten.
Großartig geplante Obsoleszenz
Dass die geplante Obsoleszenz des Alter Ego ein Konzept ist, das auf Gegenliebe stößt, beweisen zahlreiche Let’s Play-Videos zu Project Zomboid auf YouTube. Die Community erweitert das Game außerdem mit eigenen Karten und Mods.
Selbst wer üblicherweise nichts mit Zombies anfangen kann, aber Survival-Sandkästen mag, dürfte sich hier gut aufgehoben fühlen. Fertig gestellt wird der Titel wohl heuer, wer mit den Kinderkrankheiten des bereits gut spielbaren Titels umgehen kann, kann aber ruhig schon jetzt für rund 14 Euro zuschlagen oder vorher in die auf Steam und Desura zugängliche Demo reinsehen. Überlebt werden kann unter Windows, Mac OS und Linux.