Hui! Österreich ist Weltmeister, fast. Robert Glashüttner hat in den USA den zweiten Platz bei der Pac-Man Weltmeisterschaft geholt. Ein gewaltiger Erfolg für die Nation. Da soll noch mal einer sagen unser Land würde mit dem technologischen Fortschritt nicht mitkommen! Wir haben den frohlockenden Medailliengewinner zu einem kurzen Interview gebeten.
Rebell.at: Hallo Robert! Gratulation erstmal! Magst du dich kurz vorstellen?
Robert Glashüttner: Danke schön. Mein Name ist Robert Glashüttner, ich bin geboren 1979, habe kürzlich mein Kommunikationswissenschaftsstudium erfolgreich beendet und arbeite seit 2002 unter anderem als Games-Redakteur bei Radio fm4. ich gestalte dort Radio-Features und bin auch als Web-Host tätig.
Rebell.at: Mr. Glashüttner, Sie haben gerade die PacMan-Weltmeristerschaft als Zweiter beendet – was werden Sie jetzt tun?
Robert Glashüttner: Einerseits mal weitermachen wie bisher, andererseits natürlich schon auch meine Vize-Weltmeisterschaft ohne falsche Bescheidenheit zelebrieren. Kommt ja doch nicht alle Tage vor.
Rebell.at: Definitiv nicht. Wie fühlt man sich als Superhero einer ganzen Nation? Wirst du deinen Ruhm für etwas Gutes einsetzen?
Robert Glashüttner: Ja, Superhero! Ich freue mich sehr über die positive Resonanz und die vielen Gratulationen, die mir entgegengebracht werden. Sollte sich das wirklich zu einem Ruhm ausbauen, verspreche ich nur das Beste. :)
Rebell.at: Erwartest du dir jetzt eine Markus Rogan-ähnliche Pac-Man-Hysterie im Land? Hast du schon Werbeangebote?
Robert Glashüttner: Die kommen hoffentlich bald! Ich finde es ja super, dass Pac-Man und überhaupt Retrogames an sich wieder in den alltäglichen Popkultur-Kanon Einzug finden. In den USA beispielsweise ist das ja schon länger Gang und Gäbe, dass man sich für alle Games – ob 20 Jahre alt oder brandneu – nahezu gleichermaßen interessiert und nicht nur für das, was gerade neu am Markt ist. Die Konsolen-Hersteller, allen voran Nintendo und Microsoft, haben das Marktpotenzial bezüglich Retrogames ja schon erkannt und bieten da mittlerweile wirklich gute Dinge an, die über das Ausschlachten alter Hadern hinausgeht (etwa Xbox Live Arcade mit Leaderboards).
Rebell.at: Wie bist du eigentlich dazu gekommen, in den USA um den WM-Titel zu kämpfen?
Robert Glashüttner: Auf Xbox Live Arcade war ein Pac-Man-Turnier ausgeschrieben. Die besten SpielerInnen aus unterschiedlichen Regionen (Europa, USA, Kanada, Japan, …) wurden zum Finale nach New York eingeladen. Es ging einfach darum, den besten Highscore abzuliefern. Ich habe als bester europäischer Spieler abgeschlossen und war somit einer der Finalisten.
Rebell.at: Was waren die anderen Teilnehmer so für Typen?
Robert Glashüttner: Leider ausschließlich Männer, allerdings unterschiedliche Altersklassen. Der Jüngste war 13, der Älteste 41. Drei davon waren Pac-Man-Altstars, die das "Perfect Game" geschafft haben – unter ihnen auch Videospiel-Celebrity Billy Mitchell.
Rebell.at: Wer hat den ganzen Spaß eigentlich bezahlt?
Robert Glashüttner: Microsoft. Gesponsert wurde es noch zusätzlich von einer US-amerikanischen Sandwich-Kette namens Quiznos.
Rebell.at: Wann hast du das erste Mal PacMan gespielt? Hat sich das Talent schon in der Jugend abgezeichnet? Bist du der Freak den man sich bei einem solchen Erfolg vorstellt?
Robert Glashüttner: Ich habe lustigerweise mit einem Pac-Man-Klon namens "K.C. Munchkin" begonnen, damals auf der Konsole "Videopac 7400" ("Odyssey 2" in den USA). Erst Ende der Achtziger habe ich bei einem Sommerurlaub "Ms. Pac-Man" gespielt. Das originale "Pac-Man" dann später als Emulation auf dem PC.
Und ich bin definitiv kein Freak! Was soll denn dieses dumme "Videospieler sind Freaks"-Stigma?
Rebell.at: Nur Spaß. Du als einer der wenigen erfolgreichen Österreicher hast doch sicher gute Tipps für das heimische Fußballteam. Wie geht man mit den monströsen Erwartungshaltungen, dem wahnsinnigen Druck um?
Robert Glashüttner: Mir ist Fußball sehr egal, deshalb will ich da keine Parallelen ziehen. Ich hatte auch keinen "wahnsinnigen Druck" und keine "monströsen Erwartungshaltungen" an die Sache. Verkrampfen bringt nie was. Natürlich habe ich das in gewisser Weise ernst genommen, andererseits sollte man immer eine gewisse Distanz und Lockerheit zu solchen Dingen bewahren.
Rebell.at: Bei der WM wurde ja ein ganz neuer Modus gespielt – kann der was?
Robert Glashüttner: Ja, der ist super, wesentlich vielseitiger, dynamischer und strategisch tiefer. Demnächst gibts auf fm4 mehr darüber zu hören und zu lesen :)
Rebell.at: Gibt’s gutes Bier in den Staaten? Für irgendwas muss sich der Einreisequatsch doch lohnen?
Robert Glashüttner: Der hat sich sehr gelohnt, mit oder ohne Bier. Es waren tolle, ungewöhnliche vier Tage dort, die ich nicht missen möchte.
Rebell.at: Danke für deine Zeit!
Robert Glashüttner: Gerne.