Schlagwort-Archive: Kommentar

Heldenkult & Vergötterung auch online!

So, fertig! Auch das Spiel hab ich also durchgespielt. Zumindest wars’ für mich nur ein Spiel, aber denken wirklich alle so? Oft genug passiert es, dass sich Redakteure von Gaming-Magzinen, Hotline-Mitarbeiter von Publishern oder noch schlimmer: Leute die ein bestimmtes Spiel nicht mögen (Todfeind!) einem Ansturm von boshaftem Geflame gegenüber stehen. „Du Schwein, Spiel XY ist so genial, warum gibt’s nur 89 Punkte dafür?“ oder ähnliche Nettigkeiten gehören da manchmal schon zu den harmloseren Erfahrungen.

Für so manchen Zocker haben seine Spiele längst die Grenze zwischen Hobby und Ernst überschritten. Wenn PC-Unterhaltung zur Religion wird, werden Konsolenspieler zu verhassten Heiden und umgekehrt ist das natürlich nicht anders. In allen möglichen Foren werd dann Bekehrungsmissionen gestartet, warum das Gamepad doch so viel besser als eine Tastatur ist, oder warum ein Shooter ohne Mausunterstützung so wertvoll wie ein Haufen Hundekot ist. Und was wagt dieser Penner überhaupt? Dem gefällt doch tatsächlich UT besser als CS.

Apropos Counter-Strike, damit haben wir doch schon das zwar nicht das einzige aber vielleicht beste Beispiel für fanatische Anhänger gefunden. Wer schon einmal einen öffentlichen Server betreten hat wird wissen: Wer gut ist und die sogenannten CS-Kiddies in ihrem Lieblingsspiel ausschaltet, der wird mit wüsten Beschimpfungen und Verdächtigungen belohnt. Vom Sportgeist der zutiefst frustrierten und nahezu in Tränen aufgelösten Gegenspieler ist da oft nicht viel zu sehen. Mittlerweile hat wohl auch jeder schon mal eine Meldung zu einem Mord gehört, der aus Frust wegen einer verlorenen Multiplayerschlacht getätigt wurde. Das ist dann die Spitze des Eisbergs.

Ich mag sie nicht, die Leute die ihr Hobby über alles andere stellen. Ich mag sie nicht wenn sie in Fußballstadien wüten. Ich mag sie nicht wenn sie sich aufgrund ihrer musikalischen Kenntnisse als bessere (weil ach so kultivierte) Menschen darstellen. Aber was ich wirklich hasse, dass sind Typen die mir mein Hobby durch ihre Unfähigkeit verlieren oder andere Meinungen akzeptieren zu können vermiesen wollen. Nehmt es doch bitte nicht so ernst, denn bei unserem liebsten Hobby ist der Name Programm, und der lautet nicht Glaubenskrieg sondern ComputerSPIEL. Sonst kann ich mir dank meiner blühenden Fantasie in einigen Jahren schon die ersten Pazifisten vorstellen die vor Massen von pickelgesichtigen Jugendlichen stehen und schreien: „Ich habe einen Traum! Und in meinem Traum, da dreschen sich Konsoleros und PC-Spieler nicht mit Gamepads und Mäusen die Schädel ein…“

Very w00t, Rebell ist online!

Es ist Mitte des Sommers 2002, die Hitze steht erdrückend im Raum, aufs Schwimmbad hat man trotzdem gerade keinen Bock, die Mädels sind leider momentan unterwegs um mir ein Bier zu holen (*räusper*), da kommt mir spontan ein Gedanke: „Hey, du machst dein eigenes Spielemagazin!“. Gesagt getan, und so funktionierte das: Zuerst vermittelt man seine Ideen einem gleichgesinnten Mitstreiter, der auch sofort Feuer und Flamme für die neue Aufgabe ist. Nun arbeitet man während seiner wenigen freien Minuten des knochenharten Ferialjobs ein Konzept aus, entwickelt neue Ideen, kritzelt mögliche Designs auf einen Notizblock und… verwirft sie in nächtelangen Diskussionen mit dem Team wieder. Tja, das könnte einen Normalsterblichen wirklich demotivieren, aber ein echter Rebell lässt sich doch nicht entmutigen.

Irgendwann ist es dann soweit: Das Design passt. Nun macht man sich daran die Technik hinter der Seite zu entwickeln. Sowas kann ein wirklich langwieriger Prozess sein, und plötzlich ist es Mitte November. Panik! Wenn man auf die letzten Monate zurückblickt, bemerkt man nicht, was man schon erreicht hat, sondern was alles noch nicht gelungen ist. Irgendetwas muss nun endlich passieren. Ein Mann ein Wort, das Forum wird in einem sehr wackeligen Alpha-Zustand eröffnet. Das wirkt: Schon nach wenigen Tagen hat man einige User gewonnen, die Besucherzahlen steigen, und die Diskussionen werden rege besucht. Das ist der nötige Motivationsschub, und nachdem man mittlerweile auch schon ein paar Redakteure aufgetrieben hat, geht es frohen Mutes voran. Ein erster Launchtermin wird für knapp vor Weihnachten festgelegt, dann aber noch einmal kurz verschoben. Zu Neujahr soll es nun so weit sein. Doch die Technik streikt, zuviel ist noch nicht veröffentlichungswürdig… Und so besinnt man sich nun auf ein „When it’s done“, so sehr man den Spruch auch hasst.

Die Zeit vergeht. Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen und ganze Monate verrinnen, aber nach einem Kraftakt ist es im Februar dann endlich soweit. Nach langer Entwicklung geht das Baby ans Netz. Ein stolzer Moment, aber es ist noch viel zu tun. Die besten Features fehlen noch. Das Ziel, einfach ein ganz anderes Magazin zu sein, noch lange nicht erreicht. Trotzdem: Wir mussten jetzt einfach starten.

Apropos „anders“. Wir weisen euch gleich von Beginn an darauf hin, dass Rebell.at unser Magazin ist, und wir keine Kritik a là "Ihr seid scheisse!" beachten werden. Wir hören uns aber gerne eure Vorschläge an, was man denn alles verbessern könnte. Ebenfalls gleich vorweg: Unser Team weiß, dass es da draußen bessere Journalisten gibt als uns. Vermutlich werden sogar zwei oder drei Menschen mehr über Spiele wissen als wir, aber unser Schwerpunkt liegt darauf, euch – die Spieler – über die wichtigsten Geschehnisse der Branche zu informieren, euch unsere Meinung mitzuteilen und Inhalte zu bieten, die wir anderswo einfach vermissen. Vielleicht verzeiht ihr uns dafür den ein oder anderen Fehler. Auf Rebell geht es um Spiele und Themen die uns – wie sagt man so schön – „juckn“, und nicht um hochwissenschaftliche Abhandlungen bei denen kein Missgeschick passieren darf.

Die Beachtung von Kritik, die ihr sicherlich äußern werdet, ist ohne Zweifel wichtig wenn man etwas erreichen will. Aber all das hier ist unser Magazin, und wir machen es vorrangig aus Spaß. Wir wissen, so glauben wir zumindest, einigermaßen… – ein bisschen… – fast gar nicht was wir tun, aber wir werden unser Magazin nicht an die Wünsche der breiten Masse anpassen. Die Leser müssen zu uns passen, ansonsten verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit, und die ganze Sache ihren Sinn. Wenn wir das jemals vergessen sollten, dann erinnert uns bitte daran.