Mein erster Besuch auf der Game City war wohl lange überfällig, schließlich gibt es die Veranstaltung im Wiener Rathaus schon seit 2007. Dem Jahr in dem World of Warcraft sein erstes Addon bekam, S.T.A.L.K.E.R. nach einer gefühlten Ewigkeit völlig veraltet aber dennoch großartig erschien und meine liebste Spieletrilogie, mit dem je nach Stil hoch sympathischen und heroischen oder selbstsüchtigen Captain Shepard, ihren Lauf nahm.
Die Game City bietet auch heuer wieder ein großes Angebot für jeden Spieler. Die Palette reicht von Call of Duty für den schnellen Spiele-Fix, bis hin zum wahrscheinlich langzeit frustrierenden, aber gerade deswegen aufregenden und motivierenden Run and Gun Cuphead.
Die erste große Attraktion ist für mich der Stand von HP Omen. Hier kann man mittels Hardware-Rucksack, VR Brille, Kopfhörer und VR-Controller völlig in die simulierten Welten eines Shooters eintauchen. Schnell gewöhnt man sich an die Bewegungsfreiheit, die Immersion beim Schießen auf feindliche Drohnen ist fast perfekt. Wäre da nicht das belustigte Gelächter der Kollegen könnte man vergessen, dass man eigentlich im Wiener Rathaus ist.
Nintendo
Ein paar Schritte weiter wartet Nintendo mit Mario und Co. auf. Zur Besichtigung stehen sämtliche von Nintendo angebotene Geräte in multipler Ausführung und zahlreiche Spiele. Vorbei an Pokemon Tekken zieht es uns zu Super Mario Odyssey. Zwei äußerst unterschiedliche Levels stehen auf der Game City zur Auswahl; ein ungewöhnlich realer Großstadtdschungel und ein heißer Ausflug in die sandigen Dünen. Ich entscheide mich für ersteres, und eines fällt sofort auf: an Kreativität fehlt es Nintendo noch immer nicht. An die Steuerung muss man sich zwar erst gewöhnen, dem Klempner fehlt es erstmal an einigen traditionellen Bewegungsfähigkeiten, dennoch macht das Spiel schnell Laune. Wer zur Game City geht, kommt hier wohl nicht vorbei.
Kollege Klaus versucht sich auch noch am neuen Mario + Rabbids: Kingdom Battle. Das Spiel erinnert an die XCOM Serie, nur in quietschbunt und putzig. Mir gefällts sehr gut, vor allem durch die Möglichkeit auf der Switch zwischendurch eine ruhige, stressfreie Partie spielen zu können. Langsam bereue ich meine Switch nach Zelda: Breath of the Wild wieder verkauft zu haben.
Microsoft
Das Team von Microsoft hat sich mit der XBOX einen ganzen Raum im Rathaus gegönnt und diesen Raum auch gut genutzt. Als ehemaliger Konsolero erfreu ich mich an Cuphead und vor allem an Forza Motorsport 7. Schnell Platz nehmen im Sportsitz, Hände ans Lenkrad und volle das Gaspedal durchdrücken. Drei Boliden lassen sich test fahren: Ein Porsche, ein dicker LKW und ein Nissan GTR stehen zur Auswahl. Die Entscheidung fällt leicht und mein GTR findet sich gleich im fliegenden Start wieder. Pedal to the floor – und schon betrachte ich die Leitplanke aus der Nähe.
Trotzdem macht es Spaß in der Cockpitansicht gegen 20 computergesteuerte Gegner anzutreten. Zeit zum Lernen ist wenig, aber irgendwie kann ich mich nach anfänglichem Unfall doch noch auf den vierten Platz vor kämpfen. Auch Tom versucht sich am virtuellen Geschwindigkeitsrausch und zeigt wie arcardig sich Forza Motorsport spielen kann. Wieso auch bremsen wenn die Leitplanke auch in die richtige Richtung führt? Für meinen Geschmack ist zwar das Force Feeback und die Lenkhilfe zu heftig, Spaß macht das virtuelle Rennfahren dennoch. Zum Besten Rennerlebnis auf der Game City reichts für mich aber nicht.
Sony
Weiter gehts zum größten Konkurrenten Sony der unter Anderem Call of Duty: WW2, Far Cry 5, Detroit und das neue Monster Hunter im Angebot hat. Für mich ist der Einstieg in Call of Duty einfach, die Steuerung (per Gamepad) wie gewohnt einfach, das Gameplay wie zu erwarten schnell und knackig.
Ich persönlich hab mich auf Far Cry 5 sehr gefreut, das Setup im mittleren Westen der USA höchst aktuell und wie von der Far Cry-Serie gewohnt höchst surreal, neuerdings vermischt mit einer Prise Gesellschaftskritik. Richtig Freude kommt beim Spielen aber nicht auf. Das liegt weniger am Spiel selbst als an der Performance der Präsentation. Für ein flüssiges Spieleerlebnis müsste man die Framerate wohl verdoppeln. Keine zwei Minuten lang stehe ich vor dem Bildschirm bevor ich beschließe meinen Augen zu liebe aufzugeben. So ist Far Cry 5 unspielbar. Schade eigentlich.
Wie knapp Freud und Leid eines Zockers zusammen liegen wird mir fünf Minuten später bewusst. Enttäuscht spaziere ich weiter während Tom und Klaus noch recht angetan das cineastische Abenteuer Detroit anspielen und bleibe bei Gran Turismo Sport hängen. Erinnert an mein letztes Gran Turismo, welches zugegeben schon einige Jahre her ist, steige ich wieder in den Sportsitz und wunder mich kurz. Kein Bildschirm? Der nette Herr lächelt mich an, sichtlich amüsiert an meiner Verwirrung und reicht mir die Playstation VR Brille. Mit der Brille am Kopf kommt die nächste Enttäuschung: die Auflösung ist katastrophal, mein Solartaschenrechner am Schreibtisch hat mehr Pixel. Egal, schließlich stehen duzende Autos zur Auswahl zur Verfügung und nach einigen Minuten entscheide ich mich für einen Konzeptwagen von Peugeot. Eins von den Ungeheuern mit denen die Königsklasse in Le Mans bestritten wird. Gefreut hab ich mich auch über die für eine Demo umfangreiche Auswahl an Rennstrecken, unter anderem die Nordschleife in Nürburg. Da komm ich wohl nicht drum rum. An der Erkenntnis, dass ich fürs Erste nicht das schnellste Auto und auch nicht einen der längsten Rundkurse wählen sollte, komm ich dann aber auch nicht herum. Nach der fünften Kurve gebe ich auf, bitte den Betreuer mich nochmal zu resetten und gehe das ganze überlegter an.
Natürlich will ich durch die Nordschleife, diesmal aber mit einem Alfa Romeo 4C und deaktivierten Fahrhilfen. Die völlig übertriebene Lenkhilfe stört mehr als sie hilft. Beim zweiten Versuch gelingt mir die Fahrt auch um einiges besser! Gran Turismo Sport spielt sich im Vergleich mit dem einige Meter weiter probierbaren Project Cars 2 wenig realistisch, dafür aber auch frustfrei. Das Feedback ist ausgezeichnet und die Immersion fast perfekt. Am Bildschirm stört mich häufig das viel zu enge Sichtfeld, mit VR Brille kein Problem. Ich fühle mich wie in einem echten Auto, mein Kopf bewegt sich intuitiv in Richtung der Kurven und bei Bodenwellen merke ich wie mein Magen bis zum Kinn hoch kommt. Die schlechte Grafik, die Tom und Klaus beim Beobachterbildschirm außerhalb stört, fällt mir als Spieler nicht auf, ganz im Gegenteil! Das Bild läuft absolut flüssig vor meinen Augen ab, und ich bin einen 165 Hz Bildschirm gewohnt. Für ein flüssiges Spielerlebnis tausche ich gerne ein paar Bildpunkte ein.
Zum Abschluss der Game City lass ich mir noch von Klaus in Dragon Ball Fighterz den virtuellen Arsch versohlen. Gewohnt bunt und explosiv wurde ich am Bildschirm vorgeführt wie selten zuvor.
Die Game City 2017 sollte für jedes Spielerherz etwas parat haben. Neben den von mir genannten großen Austellern haben auch Indie-Entwickler und Hardwarevertreiber ihre Zelte aufgeschlagen. Eine umfangreichere Berichterstattung hätte meinen zeitlichen Rahmen gesprengt aber dafür bleibt dem geneigten Leser mehr selbst zu Entdecken. Dabei wünsch ich auf jeden Fall viel Spaß!
– Flo Wiesinger