Ich bin ein genügsamer Mensch und muss nicht immer das schönste, neueste und teuerste Telefon haben. Im Endeffekt macht man mit den Geräten dann ja doch immer nur die selben paar Apps auf und zu, auf und zu, auf und zu. Solange das ohne großes Ärgernis funktioniert und ich ab und zu ein okayes Foto schießen kann bin ich zufrieden. Und so bin ich in den letzten Jahren gut damit gefahren, einfach gelegentlich eines von Georgs alten Smartphones zu übernehmen, die der in seinem Gadget-Rausch alle paar Monate austauscht.
So kam es, dass ich schon lange nicht mehr in der Welt von Apple, Samsung & Co. unterwegs bin, sondern sein Faible für oft als „China-Phones“ bezeichnete Geräte geerbt habe: Technisch sehr gute Geräte von Marken, die bei uns kaum jemand kennt.
Es muss vor etwa zwei Jahren gewesen sein, als er mir gegen ein paar Einladungen zu Bier und Essen das Z7 Mini von Nubia (einer ZTE-Tochter) überließ. Es war ein gutes Telefon, hat zahlreiche Stürze überlebt, jetzt aber dann doch langsam seine Pflicht erfüllt. Wenn man auf Google Maps kurz einen Weg nachschlagen will, sollte man nicht drei Minuten auf das Laden der App warten müssen. Erstmals seit längerer Zeit beschloss ich, es mal wieder mit einem ganz neuen Telefon zu versuchen. Ich schaute also einmal, was Nubia mittlerweile so im Angebot hat und wurde mit dem Nach-Nachfolger meines Geräts neugierig: Das Nubia Z17 Mini wird in vielen Reviews gelobt, kostet nicht viel und schien genau meinen Bedürfnissen zu entsprechen. Zeit für einen Test.
Schönes Design, wertige Haptik
Das Z17 Mini hat optisch große Ähnlichkeiten mit dem iPhone 7, was schon viel über seine Attraktivität aussagt. Freunde sprachen mich bei Treffen auf das Gerät an, weil sie es schön fanden. Als vor allem funktional und sparsam denkender Mensch war das ungewöhnlich.
Die Display-Seite ist vollständig überzogen mit als besonders kratz- und bruchfest geltendem aber nicht näher definierten „Gorilla-Glas“ (ich hab diese Behauptung keinem bewussten Test unterzogen). Dahinter liegt ein Full HD-Display mit 5,2 Zoll sowie ein per LED-Kreis erkennbarer Home-Button und zwei unsichtbare Touch-Buttons links und rechts davon. Der LTPS-Screen hat kräftige Farben, ist durchschnittlich hell und erkennt bis zu zehn Touchpunkte gleichzeitig. Er ist auch bei Sonne zumindest voll aufgedreht noch gut nutzbar. Auch auf dieser Seite vorhanden: Eine 16MP-Kamera für okaye Selfies.
Wo das Glas mit einer leichten Rundung und einem (wohl für Staubkörber leicht anfälligen) minimalen Spalt endet (die Glas-Kanten können für diverse Gesten als Bedienfelder gebraucht werden), beginnt das nicht abnehm- oder öffenbare Metallgehäuse, das die Rundung an den Seiten vollendet. Auch dank diesem vermittelt das Gerät einen richtig hochwertigen Eindruck. Das matte, nicht fingerabdrucksanfällige Gehäuse fühlt sich zwar etwas rutschig an, dagegen hilft aber eine eingearbeitete schräge Kante an den Rückseiten-Rändern. Kratzer sind im Testzeitraum auch daran nicht entstanden, auch das wurde aber am Testgerät nicht bewusst provoziert.
Ebenfalls an der Rückseite: Eine Dual-Kamera (dazu noch gleich), Flashlight und ein ohne Mucken funktionierender Fingerabdruck-Scanner. An der Oberseite ist ein regulärer Klinken-Anschluss für Kopfhörer, an der Unterseite eine Öffnung für das Mikrofon, ein USB-C-Anschluss und eine Öffnung für die Sound-Ausgabe. an der rechten Seite sind zwei mechanische Sound- und ein Powerknopf. Mit einer mitgelieferten Nadel lässt sich an der linken Seite ein Slot für bis zu zwei Nano-Sim-Karten öffnen – einen davon kann man wahlweise auch für eine Micro-SD-Karte bis 128 GB nutzen.
Gute Performance und angemessener Akku
In Inneren schlummert unterschiedliche Hardware, woraus sich auch unterschiedliche Preise in diversen Shops erklären. Meine Variante mit dem Snapdragon 653 und 6 GB RAM ist die stärkere und etwa 30-40 Euro teurer (man bekommt sie derzeit auf TradingShenzhen um 257€ (Disclaimer: Dieser Shop hat uns das Gerät für die Dauer des Tests auf unsere Anfrage zur Verfügung gestellt.)). Es gibt auch eine mit Snapdragon 652 und 4G RAM. Die Adreno 510 GPU ist auch sehr gut spieletauglich und hat etwa mit dem mobilen Bombast-Rennspiel Asphalt 8 auf höheren Einstellungen kaum Probleme.
Natürlich seid ihr bei diesem Preis nicht im absoluten High End-Bereich angesiedelt. In Benchmarks landet das Gerät im oberen Durchschnitt. Aber das bedeutet im Alltag folgendes: Nachdem ich etwa 25 Apps am Gerät installiert und genutzt habe, ist mir immer noch kein Hänger aufgefallen.
Es gab etwa absolut kein Problem damit, über die Multiscreen-Funktion zwei Livestreams gleichzeitig abzuspielen oder auf der einen Anzeige einen Stream zu verfolgen und auf der anderen nebenbei in sozialen Netzwerken zu surfen. Ebenso flott war das Gerät dabei, Videos mit entsprechenden Apps zu schneiden. Die Anwendungen starten schnell, wechseln schnell, arbeiten schnell. Der interne Speicher des Geräts bietet mit 64 Gigabyte auch noch ordentlich Platz für deutlich mehr Apps, oder massig Podcasts und Videos.
Über den USB-Anschluss dauert eine volle Ladung nicht ganz zwei Stunden. Induktives Laden wird nicht unterstützt. Der nicht wechselbare Akku hat eine Kapazität von 2.950mAH. Bei intensivem Gebrauch kommt man über den Tag. Bei sparsamem Gebrauch schaffte ich es über zwei Tage, bei meinem normalen Gebrauch (dazu gehört öfter am Tag mal auf Social Media-Plattformen zu schauen und Artikel zu lesen, mal eine Runde Schach zu spielen, ein paar Fotos zu machen und ab und zu kurze Videos zu schauen und Google Chromecast damit zu bedienen) waren etwa 30 Stunden drinnen.
Kamera überzeugt weniger
Ein vielbetontes Feature sind die „Dual-Kameras“ an der Rückseite, die Bilder je mit 13 Megapixeln machen Die Qualität der Bilder gehört allerdings zu den wenigen Enttäuschungen des Geräts.
Bei natürlichem Tageslicht im Freien lassen sich noch recht ordentliche Bilder machen. Artefakte und Unschärfen sind aber ein steter Begleiter. Jede Beeinträchtigung der Lichtverhältnisse ist auch sofort spürbar. Für den durchschnittlichen Instagram-Account und Facebook-Bilder geht sich das mit etwas Geduld und Filtern noch aus, Bilder auf größeren Displays oder im Detail anzusehen macht aber nichts her.
Probleme gibt es auch bem Videofilmen. Videos können zwar bis in 4K-Auflösung aufgenommen werden, aber bringen weder eine befriedigende Bildstabilisation zustande (da könnten Apps ja noch helfen) noch kommen sie mit schnellen Bewegungen klar oder können zuverlässig den Fokus halten. Wogende Gräser werden da immer wieder zu Matsch.
Eigenes User-Interface
Das Gerät setzt auf Android 6 auf, überzieht das aber mit einem eigenen Nubia 4.0 User Interface. Das unterstützt beispielsweise schon Android 7-Features wie den Multiscreen, hat aber auch Eigenheiten – ein App-Launcher fehlt, alle Apps werden am Desktop angelegt. Es gibt für fortgeschrittene User auch Custom ROMs.
Das Z17 Mini unterstützt NFC, Bluetooth 4.1, WiFi 802.11 b/g/n/ac mit 2,4 und 5GHz und 4G-LTE. In Österreich hatte ich beim Test zwischen Wien und Zwettl keine auffälligen Empfangsprobleme. Aber: Das sogenannte LTE-Frquenzband 20 (800MHz) fehlt wie so oft bei der China-Version (nicht jedoch in einer für den hiesigen Markt angepassten Ausgabe, die um 100 Euro mehr kostet). Wo genau dieses Band eingesetzt wird ist nicht leicht herauszufinden, in den Netzabdeckungskarten schildern die Anbieter das nicht aus. Vor allem in ländlichen Gegenden könnte einem das abgehen und man auf 3G zurückgeworfen werden.
Fazit zum Nubia Z17 Mini: Goodie
Das Nubia Z17 Mini ist ein schönes Handy mit guter Leistung, überzeugenden Werten in fast allen Bereichen und das zu einem guten Preis.
Die Abstriche bei der Qualität der Kamera tun mir zwar etwas weh, aber irgendwo muss man in diesem Preissegment wohl welche machen. Handys die 500 Euro und mehr kosten, um rundum das Optimum herauszuholen, kommen für mich schlicht nicht in Frage.
Wichtig war mir primär, bei alltäglichen Anwendungen wieder flüssig arbeiten zu können und das hoffentlich auch in den nächsten zwei Jahre tun zu können. Das scheint mir das Gerät zu erfüllen und damit hat mich das Gesamtpaket überzeugt, mir das Z17 Mini für den persönlichen Gebrauch auch selbst zu kaufen.
Gerne beantworte ich deshalb auch weiterhin Fragen dazu, die ihr dazu nach diesem Test noch habt.
Wir bedanken uns bei TradingShenzhen dafür, uns das Nubia Z17 Mini für die Dauer des Tests zur Verfügung gestellt zu haben.