Noch ein Kilometer bis zur nächsten Bergwertung. Die Führungsgruppe rund um unseren Schützling Georg Totschnig setzt zum Sprint an. Zum Glück sind nur Sprintspezialisten vorne mit dabei – Totschnig holt sich die wichtigen Punkte um das legendäre gepunktete Trikot. Wer sich gerade fasziniert der Tour de France hingibt wird von dtp mit einem gelungenen Spiel um den Sport der Drahtesel beliefert. Warum? Mann! Lest doch einfach den Test!
Radsport Manager 2003-2004 ist bereits der dritte Anlauf der Entwickler von Cyanide. Die ersten beiden Versuche ein Managerspiel mit diesem Thema zu erstellen waren peinlich gescheitert, deshalb wurde für Teil drei ein nicht unwesentlich höherer Aufwand betrieben. Zahlreiche Fananregungen wurden integriert, die offizielle Lizenz der AIGCP erstanden und sich Unterstützung beim Team Cofidis (D. Moncoutié) geholt.
Und das merkt man auf den rund 180 digitalen Etappen auch, die man im RM 3 spielen kann. Die berühmtesten Streckenabschnitte wurden von den Entwicklern genauer nachgebildet, wenn man über die Schlussetappe der Tour de France holpert, dann erkennt man den Champs-Elysées. Oft findet man sich allerdings auf austauschbaren und wenig markanten Abschnitten wieder. Das liegt daran, dass der grafische Detailgrad nur Mittelmaß ist. Man wollte wohl auch älteren Rechnern die Anstiege zum Giro d’Italia nicht verwehren. Großartige Architekturleistungen bei den Gebäuden wird man nicht vorfinden. Ein Plus für die Grafik ist wenigstens die Weitsicht.
Bevor man sich in die Österreich-Rundfahrt, den Giro und die Tour der Leiden stürzen darf, kann man zumindest im Karrieremodus eine Saison lang alle wichtigen Geschicke eines Teams meistern. Trainer und Ärzte einstellen, Fahrer im Training aufmöbeln (Dopingmöglichkeiten gibt es nicht), bessere (Original-)Equipment erstehen und Sponsorverträge abschließen – das alles sind eure Aufgaben. Leider ist dieser Part nicht sehr umfangreich.
Eine ähnliche Kritik kann man auch am Renngeschehen üben. Zwar motiviert es immer wieder Anweisungen zu geben, leider sind aber Finessen wie Tempoerhöhungen oder ähnliches nicht dabei. Wenn man in die Pedale tritt, dann entweder mit aller Kraft, die natürlich ausgehen kann, oder nur als Mitläufer. Darauf zu achten, dass eure Fahrer zur richtigen Zeit Verpflegungspakete einnehmen ist ein ebenso entscheidendes Kriterium wie den richtigen Angriffsmoment zu finden und die Stärken (insges. in zwölf Kategorien unterteilt: Sprint, Klettern, etc.) der einzelnen Fahrer auszunutzen.
Der Sound ist ebenfalls gerade mal besseres Mittelmaß. Leider fehlt ein Kommentator und die Effekte wie z.B. Publikumsgebrüll sind zu spärlich eingesetzt. Musikalisch trifft man auf eigens geschaffene Klänge, die nicht jedermanns Sache sind, die aber auch nie stören. Im Notfall ist es möglich eigene MP3s zu importieren.
Die Einzelrennen sind wie gesagt sehr spannend, auch wenn die KI eher selten eigene Aktionen startet. Richtig lustig ist aber der Multiplayermodus, hier kann man die ungefähr eine viertel Stunde dauernden Etappen der Tour, des Giro und zweier weiterer Rundfahrten mit bis zu 20 Mitstreitern im Internet und Netzwerk erleben.
„Oje, oje, muss das denn sein?“ – das waren meine ersten Gedanken als ich den Radsport Manager 2003-2004 in meinem Postkasten gefunden habe. Die Vorgänger waren unter aller Sau und auch der Name verspricht aufgrund der sehr konventiollen Art nicht unbedingt ein prickelndes Erlebnis.
Aber all meine Zweifel wurden schnell beseitigt. Es macht einfach Spaß seinen Fahrern taktische Anweisungen zu geben und sie so zum Sieg der Tour de France zu führen. Und geben wir Österreicher es doch zu: Wir wünschen uns doch schon lange, dass Totschnig & Co. den Herren Armstrong und Ullrich einheizen.
Schade nur, dass der Managerpart zu kurz kommt und die Möglichkeiten das Renngeschehen zu beeinflussen Profis nicht voll zufriedenstellen dürfen. Auch grafisch und akkustisch kommt der RM 3 gerade einmal über das Mittelmaß hinaus.
Das alles kann man in der nächsten Version ausbessern. Wer sich aber schon jetzt von unserer Empfehlung leiten lassen will, der macht nicht viel falsch. dtp’s Umsetzung ist für Radsportfreunde ein unbedingt empfehlenswertes Spiel.