Ich habe 10 Euro ausgegeben. Um meine Nerven zu ruinieren, meine Geduld zu massakrieren und um mich zu einem seelisch labilen Wrack zu machen. Ja, wirklich. Wer mich länger beim Spielen von Super Meat Boy beobachtet, würde mich wohl in die Klapse einweisen lassen. Also leide ich allein vor dem Bildschirm und unterdrücke jeden zweiten Schrei – hossa!
Super Meat Boy ist ein wandelnder, roher Fleischklumpen. Und er hat ne Freundin mit dem Namen Bandage Girl. Der Oberbösewicht ist Dr. Fetus (ein Fötus unter ner Glaskuppel und mit Anzug), und der entführt natürlich Bandage Girl. Das reicht an Story, denn die folgenden Stunde ist man damit beschäftigt, tausende Tode zu sterben und sich verdächtig schwankend am Pfad zwischen Wut und Amok zu bewegen.
Das Ziel jedes Levels: Gelange vom Startpunkt zu Bandage Girl. Wenn man dort ist, macht Dr. Fetus einen auf Donkey Kong und krallt sie sich wieder. Rewind.
Damit das nicht zu einfach ist, gilt es dabei Plattformen, Absperrungen und vorzugsweise scharfkantige Gegenstände zu überwinden. Nach längerem Konsum dieses Spiels entwickelt man eine seltsame Affinität zu Kreissägen. Literarisch gesprochen stellen diese sowas wie ein „wiederkehrendes Motiv“ dar. Genauso wie Blut. Viel Blut.
Es ist völlig egal wie man scheitert. Ob man nun in einer Kreissäge oder einem Haufen Spritzen landet, oder einfach in irgendeiner Richtung aus dem Level fällt. Die rote Lebensflüssigkeit taucht unweigerlich auf. Es reicht dazu einfach, irgendwo anzukommen. Das haben Fleischklumpen so an sich. Super Meat Boy ist wenigstens ein sehr agiles Exemplar.
Und so hüpfe ich – wahlweise via Tastatur oder Gamepad – durch den sadistischen Hürdenparcour, und frage mich warum. Ich könnte auch einfach meinen Laptop verprügeln und es sein lassen. Stattdessen tobe ich so lange vor dem Bildschirm herum, bis ich es schließlich am Bildschirm zu Bandage Girl geschafft habe.
Grafik, Sound, Musik, Steuerung, einfach alles füht sich derart gut in die wahnwitzige Verführung, dass man ihrem Reiz unweigerlich erliegt.
Oh lieber Schmerz, lass nach. Ich werde Bandage Girl retten. Auch wenn ich am Ende in ein kleines Zimmer umsideln muss. In dem ich – tagein, tagaus – wahnsinnig lachend gegen die gepolsterte Wand laufen kann. Dieses Spiel ist brilliant.
Super Meat Boy gibt es für 13,99 Euro auf Steam oder für 1200 Punkte am Xbox Marketplace.
Eine nette Randnotiz: PETA hat als Reaktion zu Super Meat Boy ein kleines Flashgame namens Super Tofu Boy herausgebracht. Die Jungs von Team Meat bewiesen Humor und haben den Sojakerl als spielbaren Charakter in ihr Werk integriert.