OSP: Wie UbiSoft seine Kunden bestraft

Ubi Soft

Der französische Publisher UbiSoft, einer der größten der Spieleindustrie, hatte jüngst einen neuen Einfall in puncto Kopierschutz. Nachdem etwa Spiele der Konkurrenz neben Onlineaktivierung auch ein einmaliges Einloggen bei Services der Entwickler voraussetzten (siehe GTA IV mit Games for Windows Live und dem Rockstar Social Club), geht man nun aufs Ganze.

Wer das lang erwartete Assassin’s Creed 2 legal kaufte und am Wochenende spielen wollte, bekam ein gravierendes Problem. Das Spiel konnte nicht gestartet werden. Ursache: UbiSoft verlangt zum Spielen eine dauerhafte Onlineverbindung zum eigenen Konto bei der „Online Services Platform“. Aufgrund der zahlreichen Logins spielwütiger Gamer ging der dafür zuständige Server jedoch länger in die Knie. Und entlarvte diese Form des Kopierschutzes als Schuss in selbiges. Von den Backupservern weit und breit nichts zu sehen, die „unlimitierte Zugriffskapazität“ (wie im FAQ zu lesen): eine Farce.

Dabei hätte das Ganze ja auch Vorteile: Eine CD wird zum Spielen nicht benötigt und Speicherstände können online synchronisiert werden. Zweiteres wäre etwas, was ich zB. bei Steam recht praktisch fände, was aber wohl aufgrund der vielen unterschiedlichen Entwickler, die über diese Plattform verkaufen, kaum bis gar nicht bewerkstelligbar ist.

Hätte man die Online Services Platform (zu deutsch: Online Dienstleistungsplatform) bloß gemäß ihrem Namen eingesetzt – die Spieler würden sich über derlei Komfort freuen. Dauernd online zu sein um ein Spiel offline zu verwenden ist jedoch Bestrafung der eigenen Kunden.

Mal eben unterwegs eine Runde spielen, aber kein Internet da? Vergiss es!*

Bei UbiSoft bricht der Server weg?  Bitte warten!

Internet-Zeittarif? Pech gehabt!**

Zu Hause fällt das Internet aus? I can’t f***ing play! ***

Ich weiß nicht, ob schon gecrackte Versionen von Assassin’s Creed 2 unterwegs sind, oder ob es entsprechende Fixes gibt, die eine Verbindung zu OSP obsolet machen. Falls nicht ist es wie immer eine Frage der Zeit, denn bisher hielt noch kein Kopierschutz stand. Und was mache ich mit einem OSP-geschützten Spiel in drei, vier oder mehr Jahren, wenn es längst nicht mehr regulär im Handel steht?

Natürlich machen Kopierschutzmethoden wie diese das Herunterladen manipulierter Versionen des Spiels statt eines Kaufs nicht legal. Sehr wohl legitimiert es aber die Arbeit der Crackergruppen in den Augen einiger Kunden und solche die es sonst würden. Ich heiße das nicht gut, kann es aber nachvollziehen. Wenn nicht mehr garantiert ist, dass man ein teuer erworbenes Spiel nicht immer und jederzeit genießen kann, muss man sich den Kauf zweimal überlegen. Schon mit bestehenden Systemen mit einmaligem Login ist das ein Problem.

Die von UbiSoft verlangte Dauerverbindung jedoch führt hier eine neue Größenordnung ein. Das Spiel wird nicht mehr gekauft, sondern vielmehr nur gemietet. Der Kunde wird unter Totalkontrolle gestellt, was auch datenschutztechnisch wenigstens fragwürdig ist.

* Ja, nicht jeder hat mobiles Breitbandinternet. Und selbst wer darüber verfügt hat im Ausland Pech gehabt oder darf horrende Gebühren zahlen.

** Auch das gibt es noch, wenn auch selten.

*** Für Kunden so machner Provider eine leidvoll regelmässige Erfahrung.

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