Motoren sind was für Luschis

Nachdem auf der diesjährigen Tour de France sogar unsere österreichischen Radsportler ihre Erfolge verbuchen durften, werden hiesige Fans wohl einen noch größerer Hunger als sonst verspüren, Bergkletterern und Ellbogensprintern bei der Arbeit zuzusehen. Wer zu faul ist um selbst zu treten, kann dennoch aktiv ins Geschehen miteingreifen. Im neuesten Teil von Cyanides Radsport Manager-Serie…

Der unterscheidet sich im Wesentlichen natürlich nicht von seinen Vorgängern. Immer noch leitet man das Schicksal eines Teams in finanzieller und sportlicher Hinsicht. Obwohl am Managerpart zahlreiche Detailänderungen vorgenommen wurden, kommt er immer noch ein wenig zu kurz. Hier wird einfach nicht der Spielwitz eines Anstoss versprüht, der dazu führen sollte, dass man sich länger mit den ganzen Einstellungen herumschlägt. So rückt das Managen (Team zusammenstellen, trainieren, Trainingslager organisieren, Sponsoren auftreiben,…), wenn man es einmal durchblickt hat, in den Hintergrund. Dann gilt es nur noch die Fahrer vor ihren großen Aufgaben in Form zu bringen, und sich auf die wesentlich spannendere Komponente des Radsport Manager Pro: Season 2005/2006 zu kümmern: die Rennen. Übrigens: wer will, kann von vornherein auf den ganzen Karriere-Firlefanz verzichten und einfach nur diverse Klassiker, Etappen oder Rennen fahren. Dann stehen einem einfach alle Ausrüstungsgegenstände (Rahmen, Vorder- und Hinterrad, Helm) zur Verfügung und alle Fahrer des Feldes sind in bester Verfassung.

Im Rennen angekommen fällt zuerst die stark verbesserte Optik auf. Zwar orientiert sich Cyanide nach wie vor nicht gerade am High End-Bereich aktueller Grafikkarten, hat aber eine durchaus sehenswerte und glaubwürdige Kulisse geschaffen. Vor allem die flüssiger animierten und detaillierteren Fahrer stechen sofort ins Auge. Weiterer Verbesserungsbedarf besteht bei der Umgebungsgrafik, die immer noch zu trist und unspektakulär daher kommt. Nicht animierte Bitmap-Zuseher und -Bäume müssen am unmittelbaren Streckenrand wahrlich nicht mehr sein.

Wer sich auf der Strecke behaupten will (drei Schwierigkeitsgrade stehen zur Verfügung), sollte schon eine gewisse Ahnung vom Radsport haben, denn die Rennverläufe sind durchaus realistisch gestaltet. Wer am Anfang einer wichtigen Bergetappe ausbüchst, wird spätestens am ersten schweren Anstieg wieder geschluckt. Features wie das Beschützen von Fahrern, die Beachtung des Windes und Team-Taktiken wurden hervorragend in das Spiel integriert, und so kommt man vor allem in den höheren beiden Schwierigkeitsgraden nur mit der entsprechenden Portion Glück und Know-How als erster zum Ziel. Da bleibt viel Platz für Tüftel- und Knobeleien, bis man Gerolsteiner zum ersten Tour-Sieg verhelfen kan.

Wie gewohnt wird das Ganze von unauffälliger Hintergrundmusik und recht ordentlichen Soundeffekten untermalt. Wer will kann auch seine eigenen MP3s einspielen. So wie das Programm ohnehin ziemlich Modder-freundlich ist.

Multiplayer-Mitspieler findet man über ein mitgeliefertes Tool. Gegen andere Menschen gibt es keine Pause-Funktion, dementsprechend laufen die Rennen hektischer ab.

Nervige Details am Rande: Immer noch stören einige Bugs den Spielfluss (wenn etwa plötzlich die Zeitabstände nicht mehr angezeigt werden), und das Aufspielen eines Patches macht gestartete Karrieren zumeist unspielbar. Das Handbuch ist zum Teil recht brauchbar, lässt anderorts aber wieder richtige Informationen missen und hat zumindest bei uns einige gravierende Druckfehler, die ganze Absätze verschwinden lassen.

Viele Fahrer sind mit Originalnamen ausgestattet, allerdings nicht alle. So fährt man gegen einen L. Nuilstrung, J. Ullrech oder E. Zibel. Dank den entsprechenden Tools ist das aber schnell ausgebessert.

Das wird langsam. Von Jahr zu Jahr steigert sich Cyanide und macht den Radsport Manager langsam zu einer Topp-Marke. Das ist er im Moment noch nicht, ganz klar. Dafür ist die aktuelle Ausgabe schlicht noch zu wenig einsteigerfreundlich und der Manager-Part zu wenig packend. Aber wer sich ein wenig für das Tun rund um Totschnig, Basso und Co. begeistern kann, wird viele glückliche Stunden mit dem Programm verbringen.

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