Mami, ich spiel‘ so gern Adventures

Er ist ein ganz gewöhnlicher Typ, besitzt einen violetten Hund namens Pantagruel, verfolgt erfolglos Süßigkeitendiebe und hasst Halloween – Tony Tough, Privatdetektiv Tony Tough. Und von dtp wird er in wenigen Wochen in eines der viel versprechendsten Adventures der letzten Jahre geschickt. Wir haben bereits die englische Version spielen dürfen – und wir sind begeistert!

Wenn Adventurefans an Day of the Tentacle denken, sitzen sie meistens geistesabwesend, mit einem Lächeln am Gesicht irgendwo rum, und geraten ins nostalgische Schwärmen. Beim Start von Tony Tough könnte das auch passieren, denn grafisch erinnert der Titel stark an den Klassiker von LucasArts.

Natürlich weckt der erste Eindruck somit viele Erwartungen, wird das Spiel doch von Anfang an mit den besten Adventures aus den schönsten Genretagen verglichen. Daran würden viele Spiele kläglich zerschellen, aber Tony Tough versprüht genau jenen Charme, den Abenteurer heutzutage oftmals so sehr vermissen.

Auf technische Protzerei wird verzichtet. Die 2D-Grafik von Tony Tough ist ganz hübsch, man hat aber bereits schönere 2D-Animationen erleben dürfen. Es gibt nur eine Auflösung, und die ist mit 640×480 recht gering. Entsprechend niedrig sind dafür die Systemvorraussetzungen (siehe rechter Kasten), die eigentlich jeder Spieler mittlerweile vorweisen können sollte. In der deutschen Version wird optisch übrigens einiges verändert und der etwas verwaschene Stil wird durch mehr Kontrast in den Hintergrundbildern verschärft. Einige Schlüsselszenen werden als vorgerenderte 3D-Sequenzen abgespielt.

Einem echten Adventure-Fan ist das alles aber sowie sch****-egal, immerhin geht es darum eine Story zu erleben, zu rätseln und zu lachen – und genau hier hat Tony Tough seine Stärken. Die Puzzles sind logisch und teilweise auch wunderbar abgedreht. Es stehen zwei verschiedene Schwierigkeitsgrade zur Verfügung – damit auch für absolute Anfänger oder jüngere Spieler keine Schwierigkeiten bestehen.

Kindgerecht und trotzdem auch für Erwachsene nicht uninteressant präsentiert sich die Story. Die nimmt damit ihren Anfang, dass in der Halloween-Nacht Tony’s geliebter, violetter(!) Hund Pantagruel entführt wird. Mehr wollen wir aber zum jetztigen Zeitpunkt nicht verraten…

Per simpler und komfortabler Point & Click-Steuerung darf man sich nun daran machen die Welt zu retten – was dem Auffinden des Hundes gleich kommt, wie Tony scharfsinnig erkennt. Dabei durchstreift man zahlreiche Locations, an denen man auf sehr liebevoll ausgedachte Charaktere trifft – etwa ein sprechender, melancholischer Affe, oder Tony’s arrogante Detektiv-Kollegen.

Am Humor mangelt es ebenfalls nicht. Es gibt nur selten Situationen in denen unser kurzsichtiger, kleiner Detektiv keinen coolen Spruch auf Lager hat – etwa wenn er das Klopapier in seinem Büro nicht benutzen will, weil das die letzte Rolle für das gesamte Jahr sei – mehr lasse das Budget einfach nicht zu. Ob die italienischen Entwickler von Prograph Research da aus Erfahrung sprechen? ;-)

Ein einziger Punkt, in dem Tony Tough der großen (aber leider alten) Konkurrenz etwas hinterherhinkt, existiert aber doch: der Sound. Zwar ist die Sprachausgabe wirklich gelungen (und die deutsche soll geradezu genial werden), die Musik ist aber nicht ganz das, was man von Monkey Island & Co. gewohnt ist.

Go Tony, go! In der englischen Version konnte mich der Titel bereits vollkommen überzeugen. Endlich springt ein Entwicklerteam nicht auf den verhassten 3D & Tastatursteuerungs-Zug auf, und präsentiert unterhaltsame Adventurekost ohne Steuerungshindernisse und klobige Heldenhände.

Für die deutsche Version wurden einige prominente Sprecher gewonnen, weshalb man sich – zusammen mit der grafischen Überarbeitung – vielleicht sogar noch einen Tick mehr erwarten darf. Für Adventurefans wird es keine Ausrede geben, alle die es bislang noch nicht sind sollten aber unseren Test abwarten.

Ersteindruck: Sehr Gut

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