Die Überschrift lässt vielleicht schon erahnen, dass es sich bei Depths of Peril nicht um ein weiteres gewöhnliches Action-RPG handelt. Das Spiel wurde vom Indie-Entwicklungsteam Soldak Entertainment mit Steven Peeler als kreativen Kopf entwickelt und versucht ein wenig Bewegung in das festgefahrene Genre zu bringen. Ausgerechnet ein kleines Team mutiger Entwickler möchte nun also zeigen, dass ein Action-RPG das übliche „Jäger und Sammler“ System mit einem ausgefeilten Diplomatie- und Massenkriegsfeature kreuzen kann. Dass das stellenweise sehr gut funktioniert, hat mein Vorredner suit schon in seiner Preview festgestellt.
In Depths of Peril übernimmt man die Rolle eines Stammesführers, der um die Herrschaft der Stadt Jorvik kämpft. Dazu müssen genretypisch viele Quests erledigt- und mit den gegnerischen Parteien im Spiel gehandelt und gekämpft werden. Aber der Reihe nach: Wir starten das Spiel und erstellen anfangs einen Charakter. Zugegeben, die Auswahlmöglichkeiten in Sachen Aussehen und Klassen sind dürftig. Wir dürfen uns für Krieger, Priester, Magier oder Dieb entscheiden. Für eine Lokalisierung fehlen einem solch kleinen Team verständlicherweise die Mittel. Es muss vorweg gesagt werden, dass Spieler ohne fundierte Englischkenntnisse vermutlich schnell das Handtuch werfen werden, denn insbesondere das Diplomatiesystem ist ein dicker Brocken. Aber was solls? Den ersten kleinen Anflug von Ärger schlucken wir lieber schnell herunter, denn es warten noch einige spaßige Stunden auf uns. Wir geben unser Kommune, so heißen die Gruppierungen in Depths of Peril, einen Namen, stellen den Schwierigkeitsgrad ein und sind auf die ersten Schritte im Spiel gespannt. Hier starten wir direkt in der edlen Hütte des Stammesführers. Und wer ist Stammesführer? Richtig! Das sind wir. Uns steht nicht nur das Haus, sondern auch eine Kiste für Items, ein Reliquienständer, der später mit Schriftrollen versehen werden kann und ein Lifestone zur Verfügung.
Dieser Lifestone übernimmt eine zentrale Rolle im Spiel und wird später noch genauer erläutert. Der Action-RPG Part des Spiels funktioniert übrigens prächtig und unterscheidet sich nicht groß von anderen Spielen dieses Genres. Mit verschiedenen Waffen und Rüstungsklassen rückt ihr einer Vielzahl von Gegnern mit immer wechselnden Namen auf den Pelz, sammelt bessere Ausrüstung und Gold, beamt euch via Townportal schnell zurück in die Stadt und erledigt Quests. Dabei durchstreift ihr Dungeons und erlebt eine immer wieder neu zusammengewürfelte Welt. Ähnlich wie bei Diablo 2 werden also Ausgänge, Kisten und Landschaftsmerkmale bei jedem neuen Charakter neu gesetzt.
Das, was Depths of Peril von anderen Spielen seiner Art unterscheidet ist das Kommunen und Diplomatiesystem. Man kämpft mit seiner Gruppierung gegen andere Kommunen oder treibt Handel oder verbündet sich. Zur Verstärkung kann man über Quests neue Mitglieder anheuern, die für unsere Sache kämpfen.
Nun kommt der Lifestone wieder aufs Spielfeld. Dieser Stein steht in der Mitte des Hauptquartiers einer jeden Gruppierung und verfügt über eine bestimmte Anzahl an Lebenspunkten. Sind diese Punkte aufgebraucht, dann ist das Spiel vorbei. Einerseits kann der Lifestone direkt von gegnerischen Gruppierungen angegriffen werden. Dabei kommt es meistens zu einem riesigen Angriff mit mehreren Dutzend Einheiten, die unser Licht auspusten wollen. Weil wir ja nicht ständig in der Nähe sind können wir übrigens auch Wächter engagieren, die Tag und Nacht auf unseren Lifestone aufpassen. Andererseits können wir den Stein auch direkt anpumpen um uns Lebensenergie zurückzuholen, die wir im Kampf gegen andere Stammeshäuptlinge oder Monster verloren haben. Gewonnen ist das Spiel, wenn wir alle gegnerischen Kommunen ausgelöscht, oder mit den verbliebenen Häuptlingen Frieden geschlossen haben. Ist uns nun einmal der Lifestone zerstört worden, müssen wir uns aber nicht von unserem Charakter verabschieden. Wir können kurzerhand ein neues Spiel starten und in einer neugenerierten Welt einen Neuanfang starten – mit unserem alten Charakter auf desen bereits erreichten Level.
Hervorragend gefällt mir insgesamt auch die dynamische Welt, die immer wieder Überraschungen und Dinge für den Spieler bereithält, die man vorher noch nicht gesehen hat. Neue Waffenarten, unbekannte Gegnertypen und Events machen den Spielverlauf unberechenbar und steigern den Wiederspielwert enorm. Depths of Peril ist insgesamt mutig, es macht eine Menge Spaß, es verbindet klassisches Action-RPG mit Strategie und Diplomatie und vergisst bei all dem die Einsteigerfreundlichkeit.
Die fehlende Lokalisierung und das spärliche Tutorial machen den Einstige besonders für Neulinge des Genres knüppelhart. Mich hat das Spiel trotzdem mehrere Monate lang gefesselt, unter anderem dauerte deshalb auch die Review so lange. Allen RPG-Fans, die Diablo, Titan Quest und Sacred mochten und über fundierte Englischkenntnisse verfügen, sei das Spiel wärmstens ans Herz gelegt! Für das Geld bekommt ihr im Moment neben der Sim City-Urversion kaum ein anderes Spiel, das euch ähnlich lang an den Bildschirm fesselt.